Stabhochspringer Torben Blech beim ISTAF Indoor in Berlin

Mit Mut zur Hallen-EM Deutsche Stabhochspringer zwischen Knick und Klartext

Stand: 22.02.2025 20:18 Uhr

Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech haben sich den Meistertitel im Stabhochsprung geteilt, waren aber nicht zufrieden. Bei der EM in Apeldoorn soll es deutlich höher gehen.

Von Sebastian Hochrainer, Dortmund

Bo Kanda Lita Baehre benutzte das Wort "ernüchternd", das eigentlich so gar nicht spiegelt, was die Anzeigetafel aussagte. Der 25-Jährige hatte zuvor den Meistertitel im Stabhochsprung gewonnen, anders ausgedrückt ist er damit aktuell der beste Deutsche in seiner Disziplin - zwar gemeinsam mit Torben Blech, aber keiner ist besser.

Als die Entscheidung gefallen war, versteckten beide Athleten ihre Gefühle nicht, die Körpersprache sagte fernab der Worte aus, dass sie nicht zufrieden waren mit dem, was sie geleistet hatten. 5,72 Meter reichten für den Sieg, 5,82 Meter haben beide nicht geschafft, und so mussten sie gemeinsam ganz nach oben auf das Podest.

Konkurrenz bei der Hallen-EM erlaubt keine Fehler

Es war eine Leistung, die mit Blick auf die Hallen-Europameisterschaft in Apeldoorn in zwei Wochen (6. bis 9. März) Sorgen bereiten könnte - doch mit ein paar Minuten Abstand machten sowohl Blech als auch Lita Baehre klar, dass ihnen die bloße Teilnahme in den Niederlanden nicht reichen wird. "Bei Meisterschaften geht es um Titel, auch wenn ich weiß, dass ich höher springen kann, das habe ich ja gezeigt", trotzte Blech daher seiner eigenen Enttäuschung nach der Titelteilung.

Und er muss es wieder zeigen. Ausnahmespringer Armand Duplantis verzichtet auf seine Teilnahme und macht damit die Goldmedaille frei. "Die Breite in Europa ist trotzdem extrem gut, wir haben acht, neun Leute, die 5,80 Meter springen können", sagte Blech: "Ich glaube, dass du 5,90 Meter springen musst, um eine Medaille zu gewinnen - aber das Potenzial für 5,90 plus ist bei mir und Bo auf jeden Fall da, das steht außer Frage. Aber die Sprünge müssen perfekt kommen."

Lita Baehre hadert vor allem mit seinem Anlauf, der dafür sorgt, dass er in dieser Saison nicht höher als die 5,72 Meter gesprungen ist, die ihn zum Deutschen Meister gemacht haben. "Das ist das größte Manko. Ich muss mich konzentrieren, meinen Anlauf regelmäßig zu reproduzieren", sagte der 25-Jährige: "Ich kenne die Kleinigkeiten, die ich falsch mache - und die werden gerade in größeren Höhen direkt bestraft."

Rückkehr zu 5,90 Metern bei Lita Baehre "eine Frage der Zeit"

Und sie würden verhindern, dass Lita Baehre bei der EM im Kampf um die vorderen Plätze eingreifen kann. Auch er ist überzeugt, dass 5,90 Meter die Schallmauer ist, die man für eine Medaille bewältigen muss. "Ich bin das schonmal gesprungen, das steckt also in mir", sagte Lita Baehre: "Es ist nur eine Frage der Zeit - aber ich werde es nicht forcieren, weil das nicht geht. Ich muss mich auf die Dinge konzentrieren, die in meiner Hand liegen, und das ist mehr Konstanz im Anlauf."

Stabhochspringer Kanda Lita Baehre beim ISTAF Indoor in Berlin

Lita Baehre hat sich als Ziel gesetzt, in dieser Saison wieder "vorne mitzumischen", nachdem er im vorletzten Jahr von einer Verletzung ausgebremst worden war, als er seine Topleistung - eben die 5,90 Meter - erzielt hatte. "Ich muss mich Schritt für Schritt heranarbeiten. Die Höhe bei den Deutschen Meisterschaften ist da ernüchternd, aber man muss das langfristig sehen", sagte er.

Blech: "Am Tag X muss es einfach passen"

Doch Lita Baehre und Blech machen sich sogar kurzfristig Mut, trotz der starken Konkurrenz (neben Blech und abgesehen von Duplantis sind neun weitere Europäer in dieser Saison schon 5,80 Meter oder mehr gesprungen) um Medaillen zu springen.

"Von Platz eins bis acht ist alles möglich. Wenn bei uns alles passt, können wir zehn, 15, vielleicht auch 20 Zentimeter höher springen. Am Tag X muss es einfach passen", sagte Blech. Die Höhe bei den Deutschen Meisterschaften war zwar ein Knick, das hindert die deutschen Stabhochspringer aber nicht daran, Klartext in Sachen EM-Ambitionen zu sprechen.