Yemisi Ogunleye jubelt bei der Leichtathletik-DM
analyse

Bestleistung bei der Hallen-DM Yemisi Ogunleye - Kugelstoß-Gala eines Aushängeschilds

Stand: 21.02.2025 21:25 Uhr

Yemisi Ogunleye hat bei der Hallen-DM in Dortmund am Freitag (21.02.2025) erwartungsgemäß den Meistertitel geholt. Die Art und Weise war einer Olympiasiegerin würdig. So profitiert die ganze deutsche Leichtathletik, speziell das Kugelstoßen, von ihr.

Von Sebastian Hochrainer, Dortmund

Es war wenig überraschend, dass Yemisi Ogunleye in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle ihren Meistertitel im Kugelstoßen der Frauen verteidigte. Auch, dass keine ihrer Kontrahentinnen - die allesamt nicht wie sie zur Weltspitze gehören - auch nur ansatzweise eine Chance hatte. Doch auch nahezu die gesamte internationale Szene hätte sich in diesem Wettbewerb die Zähne an ihr ausgebissen.

"20 Meter" - Unbekannter prophezeit Ogunleyes Topleistung

Ogunleye katapultierte die Kugel mit ihrem ersten Versuch auf unglaubliche 20,27 Meter - so weit hatte sie in ihrer Karriere noch nie gestoßen. Entsprechend fassungslos reagierte die 26-Jährige, sie schlug sich die Hände vor ihr Gesicht, sprang vor Freude und schrie diese aus sich heraus. Mit ihrer Weite ist sie nun die Nummer zwei der Welt, einzig Sarah Mitton (Kanada) kam mit 20,66 Meter in dieser Saison noch weiter.

"Als ich mir beim Frühstück ein Ei auf meinen Teller gepackt habe, ist ein Mann an mir vorbeigegangen und hat '20 Meter' gesagt. Dabei denke ich mir, ich will diese Weiten eigentlich bei den Höhepunkten. Aber dann habe ich gedacht: 'Warum versuchst du es nicht einfach'", erzählte Ogunleye die kuriose Vorgeschichte ihrer starken Leistung. "Weil ich es draufhabe und im Training alles darauf abzielt - und jetzt will ich bei den Höhepunkten noch eins draufsetzen."

Ogunleye wird seit Paris von den Massen gefeiert

Seitdem Ogunleye im August 2024 im letzten Versuch bei den Olympischen Spielen in Paris die Kugel auf 20 Meter feuerte und den Gewinn der Goldmedaille feiern durfte, wird so etwas von ihr erwartet. Und sie liefert auch das, was von ihr erwartet wird. Beide ISTAF-Wettbewerbe in Düsseldorf und Berlin hatte die Kugelstoßerin bereits gegen internationale Konkurrenz deutlich gewonnen.

Dass Ogunleye und Co. bei den beiden zuschauerträchtigsten Leichtathletik-Events in der Halle in Deutschland starten durften, zeigt, was sie mit ihrem Paris-Triumph geschafft hat. Das Kugelstoßen erlebt einen Gold-Boom, tausende - wie in Berlin über 10.000 - Fans feiern ganz speziell die in Germersheim geborene Athletin. So war es auch in Dortmund vor etwas weniger Zuschauern.

Neben Mihambo das Gesicht der Leichtathletik bei den Frauen

Ogunleye ist jetzt neben Malaika Mihambo, die am Sonntag (23.02.2025) im Weitsprung um den Meistertitel kämpfen wird, das Gesicht der deutschen Frauen in der Leichtathletik. Deswegen ist es für die Sportart, speziell für ihre Disziplin umso wichtiger, dass sie zeigt, dass Paris kein positiver Ausrutscher war.

Es ist aber nicht nur die sportliche Klasse, die sie zu einem Star macht. Die Person Ogunleye begeistert ebenfalls, ihr breites Strahlen, die positive Art, sie interagiert mit dem Publikum. Auch das war aus der Ferne zu sehen, als sie in Tokio auf der Pressekonferenz nach ihrem Olympiasieg beispielsweise zu singen begann - und auch dieser Eindruck verfestigt sich nun. Das macht sie zum Vorbild und rückt ihren Sport in den Fokus.

"Am Anfang war es mir nicht bewusst, aber jetzt natürlich mehr und mehr durch die Wettkämpfe. Ich bin sehr dankbar, dass das Kugelstoßen jetzt einen ganz anderen Stellenwert in Deutschland hat", sagte Ogunleye. "Deutschland war einst eine sehr starke Wurfnation - und wir sind es immer noch. Ich glaube, dafür sprechen die Leistungen im Wurf in allen Disziplinen. Und es ist toll, dass jetzt das Kugelstoßen so im Mittelpunkt ist und die Aufmerksamkeit bekommt."

Kugelstoßer Maihöfer: Färbt auch auf die Männer ab

Denn Ogunleye hat nicht nur das Kugelstoßen der Frauen wieder groß gemacht - auch die Männer profitieren. "Die Yemi hat einen super Job in Paris mit ihrem Olympiasieg gemacht, deswegen bekommt sie auch verdientermaßen die Aufmerksamkeit. Aber ich denke, das färbt sich auch auf uns ab", sagte Eric Maihöfer, der zwei Stunden vor ihr den Meistertitel bei den Männern geholt hatte. "Wir haben das in Dortmund gemerkt - die Halle war voll, die Stimmung klasse. Und jetzt wollen wir schauen, dass auch die Männer wieder hochkommen."