Frankreichs Luc Abalo beim Siebenmeter gegen Portugals Alfredo Quintana

Tragische Geschichte beim DHB-Gegner Trauer um Torwart-Idol stärkt Portugal heute noch

Stand: 28.01.2025 00:37 Uhr

Der deutsche Gegner im Viertelfinale der Handball-WM hat eine tragische Geschichte erlebt. Doch die gemeinsame Trauer um ein Idol verleiht Portugal immer noch Stärke, Alfredo Quintana ist nach wie vor bei jedem Spiel der Mannschaft von Paulo Pereira präsent.

Auch am Mittwoch (20.30 Uhr, ab 20.15 Uhr live im Ersten und im Stream sowie bei sportschau.de im Live-Ticker) werden die Portugiesen wieder an ihre Torwart-Legende denken. An den Mann, der sie mit außergewöhnlichen Leistungen aus der sportlichen Versenkung in die erweiterte Weltspitze geführt hat - und der am 21. Februar 2021 im Alter von gerade mal 32 Jahren nach einem Herzinfarkt im Training des FC Porto verstarb.

"AQ" auf dem Unterarm des sportlichen Ziehsohns

Um Quintana vor Augen zu haben, muss Francisco Costa nur auf seinen linken Unterarm schauen. Dort hat er sich die Initialien seines großen Mentors, der nicht nur im Handball eine Art Vaterfigur für ihn war, tätowiert. "Kiko" Costa war gerade seit fünf Tagen 16 Jahre alt, als Quintana starb.

Kurz nach dem Zusammenbruch des Torwarts hatte das Juwel des portugiesischen Handballs bei Instagram ein Foto von sich als Kind neben Quintana gepostet und dazu geschrieben: "Von klein an warst du immer für mich da. Jetzt sollst du wissen, dass ich für dich da bin. Bleib stark, KING!"

Francisco Costa berichtete auch, dass ihm Quintana schon ganz früh gesagt habe: "Kiko, du wirst mal ein ganz großer Champion werden." Auf diesem Weg ist er nun eindeutig, und die Grundlagen hat auch der Keeper gelegt.

Sensationelle Wende gegen Frankreich

Nur drei Wochen nach dem tragischen Todesfall war es für das portugiesische Nationalteam zu einem Spiel gekommen, das sich in den Handball-Geschichtsbüchern dieser Nation verewigt hat. So wie sich das Spiel der Deutschen im olympischen Viertelfinale 2024 gegen Frankreich verewigen wird. Auch für Portugal hieß damals am 14. März 2021 der Gegner Frankreich, und ähnlich wie das DHB-Team im vergangenen Sommer in Lille war Portugal im Prinzip bereits geschlagen - es ging um die Olympia-Qualifikation.

Exakt wie bei den Deutschen zogen die Franzosen zwischenzeitlich auf fünf Tore Vorsprung davon, kurz vor Ende der Partie lag die Équipe immer noch mit 28:25 vorne. Doch irgendwie drehte Portugal das Ding noch, und zwei Sekunden vor dem Ende gelang ihnen das Tor zum 29:28-Sieg. Damit zog Portugal in einem Dreiervergleich noch an Kroatien vorbei und feierte sensationell die Teilnahme in Tokio.

"Haben alle seine Anwesenheit gespürt"

Nationaltrainer Pereira erklärte damals sehr emotional: "Wir haben das nicht alleine geschafft. Ich möchte Alfredo für alles danken, was er für uns und diesen Erfolg getan hat." Auch der linke Rückraumspieler Fabio Magalhaes, wie Quintana beim FC Porto und auch jetzt am Mittwoch gegen Deutschland dabei, sagte: "Wir haben seine Anwesenheit alle gespürt."

Porto und Portugal haben seitdem die "1", die Quintana auf dem Trikot trug, nicht mehr vergeben. Beim Nationalteam hat Gustavo Capdeville bei dieser WM die Nummer 41 und Diogo Marques die 16. Beide sind in Dänemark und Norwegen zu Leistungsträgern geworden. Im Durchschnitt entschärften sie jeden dritten Wurf auf ihr Tor, etwas mehr Spielanteile und Paraden hat Capdeville.

Gislason und Kastening loben Torwartleistung

Bundestrainer Alfred Gislason sagt dazu: "Inzwischen haben sie auch wieder eine Torhüterleistung, die ihnen nach dem Todesfall lange gefehlt hat." Auch Timo Kastening antwortet auf die Sportschau-Frage nach den Stärken der Portugiesen neben den beiden Protagonisten Francisco und Martim Costa: "Da gibt es sehr viel zu beachten. Auch im Tor sind sie nach der tragischen Geschichte von damals jetzt wieder sehr gut besetzt." Zumindest das sportliche Erbe von Alfredo Quintana scheint also in guten Händen zu sein.

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