Martin Heuberger

Handball U21-Coach Martin Heuberger - Juniorenteams sind sein Ding

Stand: 30.06.2023 21:16 Uhr

Martin Heuberger könnte zum dritten Mal Weltmeister mit Deutschlands Handballnachwuchs werden. Der Erfolg mit der U21 bei der Heim-WM zeigt, dass er als Trainer bei den Junioren viel besser aufgehoben ist.

"Als Cheftrainer fehlt es ihm an Charisma, Durchsetzungsvermögen und Einflussnahme von der Bank." Das schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über Martin Heuberger. Das Urteil fiel im Juni 2014, nachdem Heuberger als Bundestrainer der A-Nationalmannschaft gescheitert war. Die Eliteauswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hatte unter ihm zum dritten Mal ein großes Turnier verpasst.

Nachfolger der Lichtgestalt Brand

Heuberger übernahm die Mannschaft im Sommer 2011 von der Lichtgestalt Heiner Brand, die sowohl als Spieler (1978) als auch als Trainer (2007) Weltmeister geworden war. Diese Mannschaft war allerdings auch mit Brand 2011 nur Elfter bei der WM in Schweden geworden, und es deutete sich damit schon an, dass die Zeiten schwieriger würden.

Doch dass sowohl das Olympische Turnier 2012 als auch die EM 2014 als auch die WM 2015 in Katar (für die es später eine Wildcard gab) verpasst wurden, war ernüchternder als selbst Pessimisten berfürchtet hatten. Das dritte sportliche Scheitern hintereinander führte dazu, dass Heuberger keinen neuen Vertrag bekam, nachdem der alte im Juni 2014 ausgelaufen war.

Der DHB hätte ihn trotzdem gerne behalten, ein Posten als Sportdirektor mit Schwerpunkt Nachwuchsarbeit war im Gespräch. Doch Heuberger zeigte dem Verband die kalte Schulter und kehrte in seinen Job als Verwaltungsinspektor beim Landratsamt des Ortenaukreises, in dem sein Geburtsort Schutterwald liegt, zurück.

"Sehr schade", nannte Heiner Brand den Entschluss Heubergers, der ein "echter Fachmann" sei. Das reichte aber vermutlich nicht, um bei der A-Nationalmannschaft Erfolg zu haben, die bei großen Turnieren auch große Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Heuberger ist einer, der lieber im Hintergrund wirkt. Die hell ausgeleuchtete Bühne braucht er nicht, will er nicht.

Rückkehr zum DHB 2018

Es dauerte vier Jahre, bis Heuberger sich vom DHB überzeugen ließ, seine Expertise wieder einzubringen. Im Dezember 2018 übernahm er wieder die Verantwortung für die ältesten Nachwuchsmannschaften, mit denen er 2009 und 2011 jeweils Weltmeister und damit ein heißer Kandidat für die Nachfolge von Heiner Brand geworden war.

Einen weiteren Titel hat Heuberger, der als Spieler 21 Jahre lang seinem TuS Schutterwald treu blieb, seitdem schon geholt. Mit der U19 wurde er 2021 Europameister.

Halbfinale gegen Serbien

Zwei Siege ist Heuberger nun noch davon entfernt, mit der U21 Weltmeister zu werden. Beim Turnier im eigenen Land steht am Samstag (01.07.2023) das Halbfinale gegen Serbien an.

"Serbien hat eine sehr spielstarke Mannschaft mit geballter Angriffspower. Wenn die Statistiken stimmen, haben sie eine bessere Angriffseffizienz und eine deutlich bessere Wurfquote als wir", sagte Heuberger am Freitag.

Der Trainer schwärmte während einer Medienrunde von seiner Mannschaft, die "Entwicklungsschritte nimmt, im Moment sogar recht große". Druck habe er während des Turniers "nie empfunden, weil ich vom Potenzial der Mannschaft überzeugt war".

Der Kader sei "sehr breit aufgestellt", sagte Heuberger, vor allem aber "eine unglaublich verschworene Gemeinschaft", und dies könne letztlich den Ausschlag geben: "Natürlich ist die sportliche Qualität wichtig, aber manchmal steht Mentalität noch über Qualität."

"Was soll sich Gislason da einmischen?"

Die große Max-Schmeling-Halle in Berlin mit Platz für mehr als 10.000 Zuschauer ist am Samstag der Schauplatz der Halbfinalspiele. Zunächst spielt Ungarn gegen Island, dann die Auswahl des DHB gegen Serbien.

Auf der Tribüne wird auch Alfred Gislason sitzen. Der Trainer der A-Mannschaft war schon bei den vergangenen Spielen Stammgast. Am Freitag wurde Martin Heuberger gefragt, ob er sich mit Gislason austauscht. Er sagte: "Was soll er sich da einmischen? Junioren, das ist unser Ding." Vor allem ist es sein Ding.