Schweiz gegen Deutschland Yann Sommer: Ohne Zweifel Nummer eins
Im Spiel gegen Deutschland trifft der Schweizer Yann Sommer auf den Torhüter, dessen große Fußstapfen er in der Saison 2022/2023 beim FC Bayern ausfüllen sollte: Nach Manuel Neuers Skiunfall wechselte der erfahrene Sommer von Gladbach zum Rekordmeister nach München und erlebte dort eine schwierige Zeit.
Bei der EM hatte Yann Sommer bislang kaum Möglichkeiten, seine Klasse zu zeigen: Im Auftaktspiel der Schweizer gegen Ungarn (3:1) blieb der Torhüter weitgehend beschäftigungslos, in der zweiten Partie gegen Schottland (1:1) war er einmal gefordert, als er in der 41. Minute den Ball nach einem Schuss von Adams im Nachfassen sicherte. Bei den Gegentoren in beiden Spielen war er machtlos.
Ob selbst bei einem Fehler Sommers so große Diskussionen aufgekommen wären wie vor dem Turnier in Deutschland bei den Patzern von Manuel Neuer, die sein großer Konkurrent Marc-André ter Stegen von der Bank aus verfolgte? Wohl kaum.
Nationaltrainer Murat Yakin hatte bereits Ende vergangenen Jahres verkündet, dass Sommer und nicht BVB-Keeper Gregor Kobel die Nummer eins im Schweizer Tor sein werde. Kobels Berater Philipp Degen kritisierte die Entscheidung öffentlich, in den Schweizer Medien war sie kein großes Thema.
Große Kritik am angeblich zu kleinen Torwart
Sommer ist ein Leisesprecher unter den Torhütern. Wie medial umstritten er in seiner kurzen Bayern-Zeit von Januar bis Mai 2023 war, das hat der 35-Jährige durchaus mitbekommen. Große Konter hat er damals aber nicht gefahren gegen Experten wie den ehemaligen Dortmunder Torhüter Roman Weidenfeller.
Der hatte sich nach Bayerns 0:1 Niederlage im Hinspiel der Champions League gegen Manchester City im Sky-Studio festgelegt und gesagt, Sommer sei mit 1,83 Metern einfach zu klein: "Das sind die Zentimeter, die ihm fehlen. Neuer hätte den Schuss gehalten." Nicht der einzige Moment, in dem Kritik auf Sommer einprasselte. In 25 Spielen kassierte er 31 Gegentore, keine gute Quote für einen Bayern-Schlussmann.
Sommer spricht über seine Bayern-Zeit
In einem großen Interview mit dem Schweizer Fernsehen vor der EM sprach Yann Sommer über die Monate in München. "Ich war bei einem Weltklub, da gibt es enorm viel Druck. Es geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber, wenn man sehr in der Kritik steht. Du kannst nichts dagegen machen und deshalb habe ich versucht, entspannt damit umzugehen und mich aufs Wesentliche zu konzentrieren."
Er versuche generell, keine Kommentare über seine Leistungen zu lesen. "Aber Leute sprechen dich darauf an, es ist schwierig, die Kritik komplett wegzuhalten. Das, womit ich etwas anfangen kann, nehme ich an und den Rest schiebe ich zur Seite", so Sommer. Dennoch sehe er die Zeit in München mit dem Gewinn des Meistertitels auch positiv.
Meister mit Inter Mailand
Sommer wechselte zu Inter Mailand, wo er in der vergangenen Saison durchweg überzeugen konnte - und erneut Meister wurde. Nur 19 Gegentore, Mitspieler und Medien waren voller Lob für den Mann, der mit seiner Leistung viel zu Inters 20. Scudetto beitrug.
Und so geht Yann Sommer mit Rückenwind in diese Euro und auch in die Partie gegen Deutschland. Ein Privatduell mit Deutschlands Nummer eins aber wird er kaum im Kopf haben: "Wir müssen uns gut auf das Spiel vorbereiten und eine Top-Leistung zeigen. Und dann schauen wir mal."