Kimmich und Raum verraten So will Deutschland die "spanischen Wunderkinder" stoppen
Deutschland trifft im Viertelfinale der EM 2024 auf Spanien. Auf Joshua Kimmich und David Raum wartet dabei eine ganz besonders schwere Aufgabe.
In der Runde der besten Acht kommt es zum "vorweggenommenen Endspiel". Im Viertelfinale in Stuttgart trifft Gastgeber Deutschland auf Spanien (05.07.2024, 18 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de). Eine Partie, in der es ganz besonders auf die Außenverteidiger ankommen dürfte, denn bei den Südeuropäern begeistern bisher die Flügelspieler Lamine Yamal (rechts) und Nico Williams (links). Beide werden von den Medien aufgrund ihres Alters (Yamal ist 16 Jahre alt, Williams ist 21) als "spanische Wunderkinder" bezeichnet.
Beim DFB-Team beackerten gegen Dänemark Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger und David Raum als sein Pendant auf der anderen Seite die Außenbahnen. Kimmich ist im Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann gesetzt. Raum durfte im Achtelfinale gegen Dänemark (2:0) erstmals bei dieser Euro beginnen. Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart musste für den Leipziger auf die Bank.
David Raum: "Maxi Mittelstädt hat es sehr gut gemacht"
Raum hatte gegen die Skandinavier eine gute Leistung gezeigt und den Elfmeter vor dem 1:0 herausgeholt. Der 26-Jährige hofft darauf, erneut starten zu dürfen, betonte aber, dass der Erfolg der Mannschaft über allem stehe. "Wir haben beide eine super Saison gespielt und Maxi Mittelstädt hat es bei seinen EM-Einsätzen sehr gut gemacht. Gegen Ungarn in Stuttgart hat er sogar ein Tor vorbereitet", sagte Raum auf einer DFB-Pressekonferenz am Montag (01.07.2024). "Wir wissen, dass wir rotieren können und die Qualität bestehen bleibt. Das ist für einen Trainer natürlich perfekt. Ich habe Maxi bei seinen Einsätzen gepusht, umgekehrt ist es genauso. Und das muss so sein, denn wir haben ein großes Ziel, dass wir gemeinsam erreichen wollen."
Es gilt als wahrscheinlich, dass DFB-Coach Nagelsmann die Besetzung der defensiven Außenbahnen gegen Spanien nicht ändern wird. Somit wird Raum es höchstwahrscheinlich mit dem 16-jährigen Yamal zu tun bekommen. Eine schwere Aufgabe, denn der Profi des FC Barcelona stand bei den vier spanischen EM-Spielen dreimal in der Anfangsformation, bereitete bereits zwei Treffer vor und bestach bisher durch Spielwitz, Kreativität und Technik bei enormen Tempo.
David Raum freut sich auf Lamine Yamal
Ein Duell, auf das Raum sich freut. "Wenn man sieht, was er auf dem Platz bringt, dann ist das Alter kein Kriterium. Der Junge spielt schon seit einiger Zeit in der ersten Mannschaft des FC Barcelona, er hat sich auch in der Nationalmannschaft festgespielt. Also hat er eine brutale Qualität, so dass man ihn nicht mehr als Kind bezeichnen muss", sagte der Linksverteidiger, der sich zutraut, Yamal zu stoppen: "Am Ende des Tages kann man ihn verteidigen, man muss nur einen Weg finden. Manchmal wünscht man sich so einen Gegenspieler, weil man da zeigen kann, was man drauf hat."
Er habe bereits eine Idee, wie er gegen Yamal spielen müsse, so Raum weiter: "Wir haben uns die Spieler natürlich angeschaut, was sie etwa im Ballbesitz so für Ideen haben, aber so richtig ausrechenbar sind die natürlich nie. Unser Plan ist, sie auch vor Aufgaben zu stellen."
"Die ganze spanische Mannschaft ist brutal besetzt"
Der 26-Jährige warnte gleichzeitig davor, sich nur auf bestimmte Spieler zu fokussieren: "Die ganze spanische Mannschaft ist brutal besetzt. Wir als Team müssen einen Weg finden, sie zu stoppen. Wir werden uns etwas einfallen lassen."
Auch auf Kimmich wartet mit Williams eine echte Prüfung. Der pfeilschnelle und technisch versierte Linksaußen trumpfte beim spanischen 4:1 gegen Georgien mit einem Treffer und einer Vorlage auf. Der Profi von Athletic Bilbao ist einer der Entdeckungen des bisherigen Turniers.
Joshua Kimmich: "Brauchen eine Topleistung"
"Es wird sehr interesant werden gegen ihn. Wir müssen eng am Mann sein", blickte Kimmich voraus. "Es wird darum gehen, als Mannschaft Lösungen zu finden, auch wenn das ein oder andere Eins-gegen-Eins auf uns und auf mich zukommen wird. Wir brauchen eine Topleistung, sowohl von jedem Einzelnen als auch als Truppe."
"Ein harter Brocken - aber für beide Seiten"
Wenn das gelänge, so Kimmich, dann stünden die Chancen auf ein Weiterkommen für die DFB-Elf gut. "Die Spanier machen bei diesem Turnier bisher den stabilsten Eindruck, sie haben alle Spiele souverän gewonnen", so der Rechtsverteidiger. "Aber wir hatten auch gute Spiele. Ob sich die Spanier so sehr gefreut haben, uns zu kriegen, weiß ich nicht. Das wird ein harter Brocken - aber für beide Seiten."
Beide deutsche Außenverteidiger können das Viertelfinale jedenfalls kaum erwarten. "Als Spieler freut man sich auf solche Spiele, wo es auf höchstem Niveau zur Sache geht", sagte Kimmich. Die Zielsetzung sei klar: "Wir wollen weiterkommen. Spanien wird die Kontrolle über das Spiel haben wollen - das wollen wir aber auch. Wir brauchen Mut, Dynamik und eine gewisse Wucht. Dazu kommt der Heimvorteil, wir hoffen, dass die Fans wieder voll da sind."
"Wir müssen jeden schlagen - auch Spanien"
Genauso sieht es auch Raum: "Wir wissen, was wir können und sind selbstbewusst", sagte er. Diese breite Brust wird auch nötig sein, auch und erst recht bei den deutschen Außenverteidigern. Damit der Traum vom Titel bei der EM 2024 weiter lebt. Denn eines, so Raum, sei ohnehin klar: "Wenn wir am Ende gewinnen wollen, müssen wir jeden schlagen. Also auch Spanien."