Deutsche Duelle gegen Spanien Ein Wundertor, eine historische Klatsche und ein Mutmacher
Die deutsche Nationalmannschaft trifft im Viertelfinale der EM 2024 auf Spanien. Eine Paarung, bei der es bereits zahlreiche besondere Duelle gab.
Geht es nach den bisherigen Leistungen bei der EM 2024 in Deutschland, ist es fast so etwas wie das vorweggenommene Endspiel: Das Duell zwischen Gastgeber Deutschland und Spanien im Viertelfinale (05.07.2024, 18 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de) in Stuttgart. Die Bilanz spricht mit neun Siegen, neun Unentschieden und acht Niederlagen leicht fürs DFB-Team. Gegen die Südeuropäer gab es bereits zahlreiche besondere Duelle - ein Rückblick.
1935: Spanien gewinnt dank Langaras Doppelpack die Premiere
Die erste Partie zwischen Deutschland und Spanien war ein Freundschaftsspiel. Das Match fand am 12. Mai 1935 in Köln statt, vor 74.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion. Edmund Conen brachte den Gastgeber früh in Führung, dann drehten die Iberer durch einen Doppelpack von Isidro Langara die Begegnung. Spanien siegte mit 2:1 - der Auftakt einer großen Fußball-Rivalität.
1966: Lothar Emmerichs Wundertor rettet Deutschland
Bei der WM 1966 in England traf Deutschland in seinem dritten Gruppenspiel in Birmingham auf Spanien. Die DFB-Auswahl lag mit 0:1 hinten, der Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön drohte das frühe Aus. Doch dann folgte der große Auftritt von Lothar Emmerich. An der Außenlinie stehend, donnerte "Emma" den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte zum 1:1-Ausgleich. Kurz vor Spielende sicherte dann Stürmer Uwe Seeler den wichtigen 2:1-Sieg.
"Ich habe nicht einfach losgeknallt, sondern blitzschnell die Lage gepeilt und instinktiv, und zum Glück den Ball voll treffend, den richtigen Winkel erwischt", sagte Emmerich später über seinen "Wundertreffer", ohne den der spätere Finaleinzug und das "Wembley-Tor" nicht möglich gewesen wären.
1988: Bei Rudi Völler platzt der Knoten
Bereits 1988 gab es eine Europameisterschaft in Deutschland. Am 17. Juni traf damals Gastgeber Deutschland in München auf Spanien. Es war bereits das dritte Gruppenspiel. Das DFB-Team war mit 3:1-Punkten recht erfolgreich ins Turnier gestartet, nun sollte gegen die Südeuropäer der Halbfinaleinzug perfekt gemacht werden. Vor dem Spiel drehten sich die Diskussionen um Rudi Völler.
Der Angreifer war in den ersten beiden EM-Partien ohne Treffer geblieben und war im DFB-Trikot seit insgesamt 636 Minuten torlos. Nach einer halben Stunde gegen die Spanier platzte dann endlich der Knoten. Im zweiten Durchgang folgte prompt der zweite Treffer, nach einer sensationellen Vorarbeit von Lothar Matthäus. Deutschland stand in der Vorschlussrunde - und feierte Völler.
2008: Fernando Torres mit dem goldenen Tor
Es war die größtmögliche Bühne auf europäischer Ebene: Deutschland traf im Finale der EM 2008 in Wien auf Spanien. Das DFB-Team war von einer Euphoriewelle durchs Turnier getragen worden und machte sich große Hoffnung auf den vierten Titel. Doch im Endspiel wurde schnell klar, dass Spanien klar überlegen war.
Die Iberer brillierten mit ihrem Tiki-Taka-Spiel, Deutschland lief hinterher. Das Ergebnis war knapper als der Spielverlauf. Letztlich siegte Spanien durch den goldenen Treffer von Fernando Torres mit 1:0, das DFB-Team war allerdings chancenlos.
2010: Carles Puyol vermiest die Revanche
Ein junges deutsches Team begeisterte bei der WM 2010 in Südafrika, wo es im Achtelfinale England (4:1) und im Viertelfinale Argentinien (4:0) in überragender Manier ausgeschaltet hatte. In der Vorschlussrunde wartete Spanien - und somit gab es die Chance zur Revanche für 2008. Allerdings ohne Erfolg.
Im Anschluss an einen Eckball fiel die Entscheidung durch einen wuchtigen Kopfball von Carles Puyol. Wieder hieß es final 1:0 für Spanien - und für die DFB-Auswahl blieb die Erkenntnis, dass der deutsche Fußball (noch) nicht mit dem spanischen mithalten konnte.
2020: Eine historische Ohrfeige für Deutschland
Am 17. November 2020 kam es im Rahmen der Nations League in Sevilla zu einer historischen Pleite für Deutschland. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw ging gegen Gastgeber Spanien mit 0:6 unter. "Es war ein rabenschwarzer Tag, es hat gar nichts funktioniert. Körperspannung, Zweikampfverhalten, es hat nichts gepasst. Weder Defensive noch Offensive, da kann man keinen ausnehmen", lautete nach dem Debakel von Sevilla das schonungslose Urteil des DFB-Coaches. Die demütigende Klatsche bedeutete die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft seit 1931. Nur ein einziges Mal hat Deutschland noch höher verloren: 0:9 gegen England 1909.
2022: Der Mutmacher für die EM 2024?
Bei der WM 2022 in Katar stand Deutschland bereits vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Spanien unter großem Druck - der überraschenden 1:2-Auftaktpleite gegen Japan sei Dank. Am 27. November lag das DFB-Team früh mit 0:1 hinten, ehe Niclas Füllkrug seinen großen Auftritt hatte.
In der 70. Minute brachte Bundestrainer Hansi Flick den Angreifer als Joker - und nur 13 Minuten später donnerte Füllkrug den Ball mit 118 km/h ins spanische Tor zum 1:1-Ausgleich. Trotz zahlreicher weiterer Chancen gelang beiden Mannschaften kein weiterer Treffer. Mit einem Punkt lebte der deutsche Traum vom Achtelfinale weiter, mit bekanntem Ausgang: Aus nach der Vorrunde.
Trotzdem darf die Leistung Deutschlands damals gegen Spanien als Mutmacher für das anstehende Viertelfinalduell bei der EM 2024 gelten, denn das Match zeigte: Auch Spanien ist verwundbar.