Eröffnungsfeier der EM 2024 Streit um Pyrotechnik zwischen UEFA und Münchens Behörden
Die UEFA will bei der Eröffnungsfeier der EM 2024 in München 130 pyrotechnische Gegenstände im Innenraum des Stadions zünden - zum Unmut der Behörden in München.
Der UEFA zufolge wird bei der Eröffnungsfeier am Freitag (14.06.2024) in München vor dem Spiel zwischen Deutschland und Schottland viel Pyrotechnik genutzt:
- 60 Feuerwerkskörper sollen um die Spielfläche aufgestellt und abgebrannt werden.
- 10 Rauchtöpfe in bunten Farben sollen an zwei Stellen des Stadions zum Einsatz kommen.
- 60 weitere pyrotechnische Gegenstände sollen in den Händen von Protagonisten gezündet werden.
Von "einem Höhepunkt der Zeremonie" spricht die UEFA. "Der Einzug der Flaggen der teilnehmenden Nationen, kombiniert mit einer spektakulären Vorführung von Pyrotechnik wird in einem majestätischen Bild der Einheit und Vorfreude gipfeln", heißt es. Die Eröffnungsfeier soll damit bunt und sehenswert werden.
Meduza, OneRepublic und Leony liefern darüber hinaus den musikalischen Rahmen mit dem offiziellen EM-Lied "Fire". Schon bei der Eröffnungsfeier der EM 2021 im Olympiastadion Rom wurden zahlreiche Feuerwerkskörper gezündet.
Doch wie passt diese Form der Feier mit der sonst so oft vorgetragenen Haltung von Verbänden, Politik und Polizei zusammen, die stets vor dem Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien warnen? Oft weisen sie auf gesundheitliche Gefahren durch mögliche Verbrennungen oder die Rauchentwicklung hin.
Feuerwerk bei einem Heimspiel des FC Bayern München
Münchner Behörde: "Wir haben appelliert, keine Pyrotechnik einzusetzen"
Für die Genehmigung der Pyroshow ist die Branddirektion im Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt München zuständig. Auf Anfrage der Sportschau teilte die Behörde am Freitag (07.06.2024) mit, sie habe "nach Bekanntwerden der Planungen im Januar 2024 an den Veranstalter, die EURO 2024 GmbH, appelliert, keine Pyrotechnik zur Eröffnungsfeier einzusetzen".
Die EURO 2024 GmbH ist ein gemeinsames Unternehmen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der UEFA, das 2020 für die Organisation des Turniers gegründet wurde.
Aus Sicht der Behörde besteht eine Art Vorbildfunktion: "Es wurde insbesondere auf die Signalwirkung Richtung Fans verwiesen, deren nicht genehmigter Pyroeinsatz regelmäßig zu konkreten Gefährdungen und Verletzungen führen."
Der Branddirektion zufolge gebe es mit der Begründung einer Signalwirkung jedoch keine rechtliche Handhabe, das Vorhaben zu untersagen, solange "die Produkte zertifiziert sind, durch zertifiziertes Personal eingesetzt werden und hiervon keine Gefährdungen ausgehen". Eine finale Zustimmung stehe noch aus, das könne "erst nach der Erprobung stattfinden, diese hat noch nicht stattgefunden".
Das Kreisverwaltungsreferat München sprach sich nach eigenen Angaben gegen die Pyroshow aus.
UEFA: "Feier erfolgt gemäß den deutschen Vorschriften"
Die UEFA sieht vor allem klare Unterschiede im Vergleich zu unkontrollierten Pyroshows von Fangruppen. "Die Planung und Organisation der Eröffnungsfeier ist streng geregelt", teilte die UEFA auf Anfrage der Sportschau mit. "Sie erfolgt unter Einbindung etablierter Hersteller und professioneller Unternehmen gemäß den Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften des Gastgeberlandes."
Der DFB, der im September 2018 den Zuschlag für die Ausrichtung des Turniers erhielt, teilte mit: "Bei UEFA-Turnieren und -Spielen kommt es vereinzelt zum Einsatz behördlich genehmigter Pyrotechnik. In den nationalen Wettbewerben verzichtet der DFB bei seinen Veranstaltungen auf den Einsatz von Pyrotechnik."
Die UEFA-Zentrale im schweizerischen Nyon
Nicht genehmigte Pyrotechnik im Stadion gilt als Ordnungswidrigkeit
Die UEFA und der DFB bestrafen die Klubs regelmäßig, wenn deren Fans Pyrotechnik nutzen. Blocksperren und Geisterspiele sind als Strafe durch das DFB-Sportgericht nie abgeschafft worden, werden in Deutschland in der Praxis derzeit aber nicht verhängt. Die UEFA spricht dagegen auch solche Strafen aus.
Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass Pyrotechnik in Stadien ohne entsprechende Genehmigung verboten ist und das Abbrennen eine Ordnungswidrigkeit im Sinne des Sprengstoffgesetzes darstellt. Dafür kann ein Bußgeld verhängt werden, Verbandsstrafen reichen Klubs zudem oft an die Verursacher weiter, Stadionverbote sind eine weitere mögliche Konsequenz.
Sollten Menschen verletzt werden, droht eine Strafverfolgung wegen gefährlicher Körperverletzung. Das Polizeipräsidium München teilte auf Anfrage der Sportschau zur Eröffnungsfeier der EM mit, es sei "nachrichtlich darüber informiert worden, dass beabsichtigt ist, Event-Pyrotechnik einzusetzen".
Feuerwerk im Stadion - seit Jahren Streitpunkt zwischen Fans und Verbänden
Pyrotechnik ist seit Jahren einer der größten Streitpunkte zwischen aktiven Fanszenen auf der einen Seite sowie Politik, Polizei und Verbänden auf der anderen Seite. Für viele Fans gehören beispielsweise bengalische Feuer untrennbar zu einer lebendigen Fankultur dazu. Verbände verhängen dafür oft Strafen. Politik und Polizei verweisen immer wieder auf Gefahren.
Kompromisse wie ein kontrolliertes Abbrennen kamen in der Vergangenheit in Deutschland nicht zustande. Eine entsprechende Diskussion mit Fanbündnissen brach der DFB mit Verweis auf die Ergebnisse eines Gutachtens 2011 ab. Im Februar 2020 gestatteten der DFB und die zuständigen Behörden unter Auflagen das Abbrennen mehrerer Rauchtöpfe im Stadion des Hamburger SV - ein Novum.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagte Anfang Mai in der "Mitteldeutschen Zeitung" aus Halle (Saale): "Pyrotechnik ist gefährlich und deshalb verboten. Daher muss es auch Sanktionen geben." Ob künftig ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik in den Stadien möglich sein wird, werde in einer Ende Dezember 2023 gegründeten Arbeitsgruppe des DFB "sicher diskutiert".
DFB-Präsident Bernd Neuendorf