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EM-Teamcheck, Gruppe D Österreich - unter Rangnick plötzlich alles möglich

Stand: 07.06.2024 14:19 Uhr

Unter Ralf Rangnick hat sich Österreich in den vergangenen Monaten enorm weiterentwickelt. Das Ergebnis könnte das erfolgreichste EM-Turnier der Geschichte des Landes werden.

Schon die deutsche Nationalmannschaft musste Ende des vergangenen Jahres feststellen, welch hohe Qualität die Österreicher mittlerweile auf den Platz bringen - beim 2:0-Sieg ließ die Rangnick-Mannschaft dem DFB-Team nicht den Hauch einer Chance. 1960 hatte es Österreich mal ins Viertelfinale einer EM geschafft, in diesem Jahr wird dem Team Ähnliches zugetraut. Auch wenn es personelle Rückschläge gibt.

Ausgangslage

David Alaba wird zwar dabei sein, nach seinem Kreuzbandriss hat es aber nicht gereicht, um selbst aktiv zu sein - er ist als Co-Trainer an der Seite von Rangnick. "Das war auch sein ausdrücklicher Wunsch, wenn es irgendwie geht, trotzdem mit dabei zu sein", sagte der Chefcoach, der noch auf zwei weitere wichtige Spieler verzichten muss. Stammtorhüter Alexander Schlager und Mittelfeldmotor Xaver Schlager erlitten Knieverletzungen und fehlen.

Ansonsten läuft bei Österreich schon seit einiger Zeit fast alles rund. Die EM-Qualifikation schaffte das Rangnick-Team sehr souverän, lieferte sich mit Belgien einen harten Kampf um Platz eins und distanzierte Schweden deutlich auf den dritten Rang. Von den vergangenen 16 Partien hat Österreich nur eine verloren.

Trainer

Auf seinen Stationen als Klubtrainer hat Ralf Rangnick mehrfach bewiesen, dass er ein Entwickler ist. Den SSV Ulm führte er einst in die 2. Liga, mit Hannover 96 schaffte er einige Jahre später den Sprung in die Bundesliga. Mit Schalke 04 wurde er erst Vizemeister, in seiner zweiten Amtszeit gab es den DFB-Pokalsieg. Die TSG Hoffenheim, RB Salzburg und RB Leipzig baute er mit großer finanzieller Hilfe auf.

Im Juni 2022 trat Rangnick dann seinen ersten Job als Nationaltrainer an, führte seine Erfolgsgeschichte aber weiter. Österreich hatte die WM in Katar verpasst und wagte einen Neustart - der auf herausragende Weise gelang. Die Mannschaft spielt begeisternden Fußball und ist dazu auch erfolgreich. Unter Rangnick läuft es so gut, dass sich der FC Bayern sehr darum bemühte, ihn für sich zu gewinnen - der 65-Jährige wollte sich aber voll auf die EM mit Österreich konzentrieren. Denn dort hat er Großes vor.

Superstar

"Der Star ist die Mannschaft" - wahrscheinlich trifft diese Floskel auf kein Team so gut zu wie auf Österreich. Den einen herausragenden Spieler gibt es nicht, nach dem Ausfall von Alaba ist Konrad Laimer der Anführer des Teams. Mit seinem Siegeswillen und seiner Kampfkraft hat der Mittelfeldspieler des FC Bayern zum Beispiel in der Champions League gezeigt, wie sehr er im Zentrum des Spielfelds die Kontrolle übernehmen kann. Es gibt kaum unangenehmere Gegenspieler für die Künstler im Mittelfeld.

Konrad Laimer darf gegen Estland starten

Player to watch

Vor drei Jahren war Kevin Danso noch vom FC Augsburg an Zweitligist Fortuna Düsseldorf ausgeliehen, wechselte dann nach Frankreich zum RC Lens - und entwickelte sich dort zu einem Topverteidiger. In der Saison 2022/23 scheiterten Danso und Co. nur ganz knapp gegen Paris St. Germain an der Sensation, wurden mit einem Punkt Rückstand Vizemeister. Der Verteidiger war einer der Spieler, die am meisten überzeugt haben, er stand plötzlich in den Notizbüchern von vielen Topklubs. Die könnten sich nach einer starken EM wieder melden.

Nice to know

Die österreichische Nationalmannschaft feierte in den vergangenen Monaten viele ihrer Siege mit dem Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino. Weil der Song aber zuletzt immer häufiger für rechtsextreme Parolen missbraucht wurde, hat die UEFA das Ausspielen des Liedes verboten.

"Der ÖFB steht ganz klar für Toleranz, Vielfalt und Integration und engagiert sich für ein wertschätzendes Miteinander in allen Bereichen der Gesellschaft. Nach den jüngsten Vorfällen um die missbräuchliche Verwendung wird der Song bei ÖFB-Länderspielen nicht gespielt", teilte der österreichische Verband darauf mit.

So könnten sie spielen

Nach dem Ausfall von Stammtorhüter Schlager ist noch offen, wer das österreichische Gehäuse hüten soll. Wie Julian Nagelsmann hat auch Rangnick vier Keeper nominiert, und alle könnten es theoretisch schaffen, zur Nummer eins auserkoren zu werden. Die Entscheidung fällt aber wohl zwischen Heinz Lindner und Patrick Pentz, die die letzten beiden Testspiele bestritten.

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