Skurrile Szenen Hype in der Provinz: Ronaldo und Portugal euphorisch gefeiert
Cristiano Ronaldo und die portugiesische Nationalmannschaft residieren bei der EM 2024 im ostwestfälischen Harsewinkel. Die prominenten Gäste sorgen dort für einen regelrechten Hype.
Es dürfte keine Übertreibung sein wenn man sagt, dass Cristiano Ronaldo, mittlerweile 39 Jahre alt, in seiner langen Karriere alles erlebt hat. Dennoch konnte man den fünffachen Weltfußballer am Freitag (14.06.2024) sehr überrascht erleben - im positiven Sinne. Denn um den Superstar und seine portugiesischen Teamkollegen ist ein regelrechter Hype entstanden.
Knapp 6.000 Leute warten vor dem Hotel
Die Südwesteuropäer logieren in Harsewinkel, etwa 13 Kilometer von Gütersloh entfernt. Bereits bei der Ankunft am Donnerstag war der Europameister von 2016 begeistert empfangen worden. Der Bus, der das Team vom Flughafen Münster/Osnabrück zum Hotel gebracht hatte, war zunächst von einem Korso mit 400 Motorrädern begleitet worden. Vor der Unterkunft der "Selecao Portuguesa" hatten nach Angaben der Polizei knapp 6.000 Leute aufs portugiesische Team gewartet.
"Wahnsinn rund um die Nationalmannschaft"
Das erste öffentliche Training am Freitag im Gütersloher Heidewaldstadion platzte dann aus allen Nähten. Die Karten für die Einheit waren sogar auf dem Schwarzmarkt gehandelt worden. Die portugiesischen Spieler bedankten sich mit einem großen Banner für die Unterstützung. Die Aufschrift: "Obrigado Alemanha - Danke Deutschland."
Die Portugiesen bedanken sich nach dem Training bei den deutschen Fans.
Superstar Ronaldo kennt das Heidewaldstadion sogar noch. Vor 18 Jahren, bei der WM 2006 in Deutschland, hatten die Portugiesen dort ebenfalls trainiert. "Cristiano und Ricardo (Carvalho, Torwarttrainer) haben uns bereits erzählt, wie es war", berichtete Mittelfeldspieler Vitinha. Ronaldo war damals 21, Vitinha selbst war damals gerade mal sechs Jahre alt.
Während Vitinha logischerweise bekannte, dass er sich "an nichts" erinnere, dürfte das bei Ronaldo anders sein. "Gleicher Ort, aber 18 Jahre später", hieß es auf dem Instagram-Account der portugiesischen Nationalmannschaft, dazu auch Fotos von Ronaldo beim Training 2006 und jetzt.
Cristiano Ronaldo im Jahr 2006 beim Training im Heidewaldstadion in Gütersloh.
Bereits damals waren die Tribünen in Gütersloh bei den öffentlichen Einheiten prall gefüllt, doch der Hype war nicht so groß wie heute. Portugiesische Medien griffen die aktuelle Euphorie rund ums Nationalteam jedenfalls dankbar auf. "Portugal im Herzen: Euphorie in Deutschland", schrieb die Boulevardzeitung "Correio da Manhã", "Wahnsinn rund um die Nationalmannschaft", hieß es bei "Record".
13 Flitzer bei Portugals Trainingseinheit
Die Begeisterung vor Ort sorgte aktuell auch für skurrile Szenen. Ein Fan sprintete kurz nach Beginn des öffentlichen Trainings aufs Feld und umarmte Ronaldo, schnell schritten Sicherheitskräfte ein, später folgten Nachahmer. Insgesamt meldete die Polizei 13 Flitzer (zehn Erwachsene und drei Kinder) - und das bei einer Übungseinheit.
Polizei leitet Ermittlungsverfahren ein
Und manche Anhänger kamen erst gar nicht rein, probierten es aber trotzdem: Nach Angaben der Polizei befanden sich zahlreiche weitere Fans vor dem Heidewaldstadion. Es seien Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, da Personen über die Umzäunung ins Stadion gelangen wollten. Ein 16-Jähriger verletzte sich dabei an der Hand und musste in einem Gütersloher Krankenhaus behandelt werden.
Zwei weitere Besucher hätten zudem versucht, mit gefälschten Tickets ins Stadion zu kommen. Auch gegen sie wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Der Hype dürfte vor allem an Ronaldo liegen - eine "Ronaldo-Mania" sozusagen. Mit 39 Jahren ist er immer noch ein absoluter Weltstar, eminent wichtig - und in Topform. Bei der portugiesischen EM-Generalprobe - einem 3:0 gegen Irland - präsentierte sich der Offensivspieler, mittlerweile in Diensten des saudi-arabischen Klubs al-Nassr FC, torhungrig wie eh und je. Ronaldo erzielte einen Doppelpack (nun unfassbare 130 Tore in 207 Länderspielen) und bewies somit allen Zweiflern, dass mit ihm immer noch zu rechnen ist.
Sein legendärer Ehrgeiz ist ohnehin ungebrochen. Ronaldo lebt für Tore und Titel. Sein großer Traum: die EM 2024 zu gewinnen und damit den Coup von 2016 zu wiederholen, als die "Selecao Portuguesa" im Endspiel gegen Gastgeber Frankreich mit 1:0 nach Verlängerung triumphierte.
Keine Abhängigkeit von Altmeister Ronaldo
Ronaldo hat im Nationalteam immer noch eine wichtige Rolle inne, aber abhängig ist die Mannschaft vom Altmeister nicht mehr. Portugal kann auch auf weitere internationale Stars wie Ruben Dias (Manchester City), Nuno Mendes (Paris St. Germain), Joao Felix (FC Barcelona), Bruno Fernandes (Manchester United) oder Rafael Leao (AC Mailand) setzen.
In der Gruppe F sind die Portugiesen jedenfalls klarer Favorit. Am Dienstag (21 Uhr) bestreiten sie in Leipzig ihr erstes Vorrundenspiel gegen Tschechien (im Livestream und im Audiostream auf sportschau.de). Weitere Gegner in der Gruppe F sind die Türkei und Georgien.
Die Gruppenphase zu überstehen - so lautet die klare Vorgabe für die Mannschaft von Trainer Roberto Martinez. Danach in der K.o.-Phase ist sowieso alles möglich für Ronaldo und Co. Bei einem erfolgreichen Turnierverlauf dürfte der Hype jedenfalls noch zunehmen - und damit auch die "Ronaldo-Mania".