Pepe (l.) und Cristiano Ronaldo
analyse

EM-Teamcheck, Gruppe F Portugal und Cristiano Ronaldo - mal wieder Favorit

Stand: 11.06.2024 22:59 Uhr

Portugal schloss seine Qualifikation als einziges Team mit weißer Weste ab: zehn Siege in zehn Spielen. Die "Seleção" ist einer der Top-Anwärter auf den EM-Titel.

Über viele Jahre hinweg hatte Portugal den Ruf des "schlampigen Genies": Ausgestattet mit großen Fußballern wie Luís Figo, Rui Costa, João Pinto, Deco oder Fernando Couto gelang den Portugiesen nie ein Titelgewinn.

Das änderte sich langsam unter Trainerlegende Luis Felipe Scolari in den 2000er Jahren: 2004 wurde die "Seleção" ("Auswahl") gegen Griechenland Vize-Europameister, bei der WM 2006 wurde man immerhin Vierter. Der große Wurf gelang dann endlich 2016, als sich Portugal unter Coach Fernando Santos zum EM-Titel schoss. 2019 bestätigten die Portugiesen den Erfolg mit dem Gewinn der Nations League.

Ausgangslage

Zugegeben: In einer Qualifikationsgruppe u.a. mit Luxemburg, Bosnien-Herzegowina und Liechtenstein am Ende mit vielen Punkten dazustehen, erscheint für eine starke Fußballnation wie Portugal nicht ungewöhnlich. Aber Siege auf Island und bei den ebenfalls für die EM qualifizierten Slowaken einzufahren, dabei ein überragendes Torverhältnis von +34 zu erzielen, das ist stark.

Im Endrundenturnier werden in Gruppe F Georgien, Tschechien und die Türkei Gegner Portugals sein - alles andere als der sichere Einzug ins Achtelfinale wäre eine dicke Überraschung. Übrigens: Aus der Bundesliga schaffte es kein Spieler in den Kader der Nationalmannschaft von Portugal.

Trainer

Der spanische Trainer Roberto Martinez scheint in Portugal zu funktionieren: Die überragende Qualifikation mit null Verlustpunkten ist ein herausragendes Resultat für den Trainer. Als Spieler verlebte Martinez viele Jahre in England und Schottland, nach seinem Karriereende blieb der heute 50-Jährige auf der Insel und holte 2013 mit Wigan Athletic am 11. Mai den FA Cup. Kurioserweise stieg Wigan dann drei Tage später aus der Premier League ab.

Martinez coachte danach für drei Jahre den FC Everton, den er 2014 in die Europa League führte. Ab 2016 bis 2022 war er Cheftrainer Belgiens und feierte mit dem dritten WM-Platz 2018 seinen größten internationalen Erfolg. 2022 schied Belgien bei der WM in Katar bereits in der Gruppenphase aus - und Martinez nahm seinen Hut. Seit 2023 coacht er die portugiesische Nationalmannschaft.

Superstar

Portugals Fußball-Seele trägt wieder die Rückennummer 7. Cristiano Ronaldo kam zurück in die Nationalmannschaft Portugals, nachdem der "unverschämte" Fernando Santos während der WM 2022 Ronaldo teilweise auf der Reservebank schmoren ließ und dann auch noch ausschied. Nun ist "CR7" zurück.

Trotz seiner inzwischen 39 Jahre erzielte Ronaldo in seiner aktuellen Fußball-Heimat Saudi-Arabien in der abgelaufenen Spielzeit 44 Treffer. Trotzdem wurde Ronaldo mit Al-Nassr nur Vizemeister und verlor am 31. Mai auch im Finale des King's Cups gegen Meister Al-Hilal.

2024 spielt der Superstar seine sechste Europameisterschaft und dürfte dabei seine Rekordmarke von 25 EM-Einätzen und vielleicht auch seine Rekordzahl an Toren weiter ausbauen (14). 2016 übrigens schoss Ronaldo Portugal mit zehn Treffern zum EM-Titel, verletzte sich im Endspiel allerdings früh und agierte als eine Art Co-Trainer an der Linie.

Player to watch

Mittelstürmer Ronaldo könnte bei der EM immens von Rafael Leão profitieren. Der 24 Jahre alte Linksaußen erzielte zuletzt 15 Tore für den AC Mailand und bereitete 14 weitere Treffer vor. Leão ist derzeit der drittwertvollste Spieler der Serie A mit 90 Millionen Euro Marktwert.

Allerdings: Auf der linken Seite kommt Leão außen nicht vorbei am gleichaltrigen João Félix, der bei Martinez zuletzt häufiger den Vorzug bekam. Félix kann allerdings auch zentral agieren und gemeinsam mit Leão und Ronaldo eine brandgefährliche Sturmreihe geben.

Nice to know

Kommt Abwehr-Urgestein Képler Laveran Lima Ferreira, genannt "Pepe", bei der Europameisterschaft in Deutschland zum Einsatz, wird er der älteste je bei einer EM eingesetzte Spieler sein. Der 41 Jahre alte gebürtige Brasilianer ist beim FC Porto als Innenverteidiger gesetzt und hat in der abgelaufenen Saison viele Spiele absolviert. Zuletzt allerdings fehlte der Kapitän wegen Problemen mit der Achillessehne.

Pepe würde in der Altersliste an der Spitze den ungarischen Torhüter Gábor Király ablösen. Der langjährige Torhüter der deutschen Vereine Hertha BSC und 1860 München war bei seinem letzten EM-Spiel 40 Jahre und 86 Tage alt. Király hatte Lothar Matthäus (39 Jahre, 91 Tage) abgelöst.

So könnten sie spielen

Als eines der wenigen Teams leistete sich die Nationalmannschaft von Portugal vor dem Beginn der EM noch drei Testspiele. Dabei lief gegen Finnland (4:2) noch alles glatt, gegen Kroatien (1:2) gab es einen Rückschlag. Das Spiel gegen Irland (11.06.2024) hingegen geriet - besonders dank "CR7" - zu einer mehr als gelungenen Generalprobe, der Superstar traf beim 3:0 zweimal.

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