Viertelfinale gegen Spanien Bundestrainer Nagelsmann: "Noch ein, zwei Fragezeichen"
Bundestrainer Julian Nagelsmann will erst am Spieltag darüber entscheiden, welche Startelf er im Viertelfinale der EURO 2024 aufbieten will. "Wir haben noch ein, zwei Fragezeichen", sagte er am Spielort Stuttgart.
Es geht dabei aber nicht um angeschlagene oder kranke Spieler, sondern rein um die Form und Taktik. Sämtliche 26 Spieler stehen für die Partie am Freitag (05.07.2024, ab 17.05 Uhr im Livestream der Sportschau und in der Radio-Reportage) zur Verfügung.
"Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Wir sind gut präpariert und guter Dinge", sagte Nagelsmann, der in den vergangenen Tagen einige Einzelgespräche geführt habe und dies auch noch am Spieltag machen wolle.
Bundestrainer zur Sportschau: "Niemand wird vom Kopf her wegbrechen"
Im Gespräch mit der Sportschau betonte der Bundestrainer, dass seine Spieler mit der Drucksituation gut werden umgehen können: "Es muss niemand befürchten, dass wir vom Kopf her wegbrechen."
Zur Taktik sagte Nagelsmann: "Wir haben eine gute Idee, sowohl im hohen Pressing als auch im tiefen Verteidigen, wir haben auch eine gute Idee mit Ball. Wir haben schon den Anspruch, möglichst viel den Ball zu haben."
Das sieht auch Thomas Broich als gutes Mittel an. "Wir brauchen nicht nur Entlastung, sondern wirklichen Ballbesitz", sagte der Sportschau-Experte in einem ausführlichen Interview, in dem er auch ausführte, in welchen Bereichen Deutschland besondere Gefahr droht, und wie sich die Schlüsselspieler Toni Kroos und Rodri unterscheiden.
Nagelsmann lässt Aufstellung offen
Auf die Besetzung einzelner Positionen ging der Bundestrainer am Donnerstag nicht ein. So bleibt auch noch offen, ob der im Achtelfinale gegen Dänemark gelbgesperrte Jonathan Tah wieder in die Startelf rücken wird und Nico Schlotterbeck entsprechend weichen muss.
Sportschau-Experte Broich plädiert dafür, dass Florian Wirtz wieder in die Startelf genommen wird, nachdem gegen Dänemark Leroy Sané beginnen durfte. Indirekt gab Nagelsmann zu verstehen, dass hinter dieser Personalie eines der Fragezeichen stehen könne. "Wenn man sich zwischen Flo und Leroy entscheiden kann, dann ist das grundsätzlich etwas Gutes", sagte er.
"Eigentlich sogar zu viele Elfmeterschützen"
Sollte es zu einem Elfmeterschießen kommen, stünden die Schützen schon fest. Fraglich sei aber, ob die entsprechenden Spieler nach 120 Minuten auch noch auf dem Platz stünden. "Das Allerwichtigste ist die Überzeugung des Spielers, antreten zu wollen. Da haben wir eigentlich sogar zu viele", sagte Nagelsmann.
Vor einem seiner "sicherlich bedeutenderen Spiele" seiner Karriere ging der Bundestrainer auf die bekannten Stärken der Spanier wie Pressing und namentlich auch auf die Flügelstürmer Lamine Yamal und Nico Williams ein. "Aber ich kümmere mich mehr um Jamal als um Yamal", sagte er dann mit Bezug auf Jamal Musiala, der seinen Platz in der Startelf sicher haben dürfte, nicht nur wegen seiner drei Tore im bisherigen Turnierverlauf.
Seit 1988 kein Sieg in einem Pflichtspiel gegen Spanien
Deutschland wartet seit 1988 auf einen Sieg in einem Pflichtspiel gegen Spanien. Die Auswahl des DFB gewann damals - ebenfalls bei einer EM im eigenen Land - im letzten Gruppenspiel durch zwei Tore des heutigen Sportdirektors Rudi Völler mit 2:0 und erreichte das Halbfinale, in dem es dann gegen die Niederlande eine Niederlage gab.
Vor allem unter Bundestrainer Joachim Löw kam es später zu zwei schmerzhaften Niederlagen. Das Finale der EM 2008 wurde ebenso mit 0:1 verloren wie das Halbfinale bei der Weltmeisterschaft 2010.
Niederlage wäre Karriereende von Toni Kroos
Sollte Deutschland die Partie am Freitag in Stuttgart verlieren, würde dies das Ende der Karriere von Toni Kroos bedeuten. "Ich gehe davon aus, dass es nicht mein letztes Spiel sein wird", hatte der Weltmeister von 2014 unter der Woche bei einer Pressekonferenz im Basiscamp in Herzogenaurach gesagt.
Deutschlands Kapitän İlkay Gündoğan kündigte an, dass er im Gegensatz zu Teamkollege Toni Kroos nicht an ein Karriereende in der Fußball-Nationalmannschaft denkt - unabhängig vom Ausgang des EM-Viertelfinales gegen Spanien. "Für mich habe ich den Gedanken noch nicht gehabt". Gündoğan wolle mit dem Team zudem alles dafür tun, dass die Partie gegen Spanien nicht Kroos' letzter Auftritt als Profifußballer sein wird.
Gündoğan: Rodri "bester 'holding midfielder' der Welt"
Zu seinem ehemaligen Vereinskollegen Rodri fand Gündoğan lobende Worte. "Als 'holding midfielder' ist er für mich der Beste auf der Welt", sagte Gündogan, der lange bei Manchester City mit dem Spanier zusammenspielte. Rodri habe sich in England unter Trainer Pep Guardiola enorm weiterentwickelt.
Wie Bundestrainer Nagelsmann ist auch Gündoğan zuversichtlich, dass Deutschland erstmals seit der EM 2016 wieder das Halbfinale bei einem großen Turnier erreichen kann: "Es gibt keinen Grund, nicht selbstbewusst in das Spiel zu gehen."