Viertelfinale der EM 2024 Spanien gegen Deutschland - die Spieler im Direktvergleich
Am Freitag (05.07.2024, 18 Uhr) werden Spanien und Deutschland das erste Ticket für das EM-Halbfinale ausspielen. Welches der beiden Topteams hat die besseren Einzelspieler?
Die Spanier haben alle vier bisherigen Spiele gewonnen und ein Torverhältnis von 9:1, herausragenden Fußball gezeigt. Das DFB-Team ist bislang mit zehn Treffern das treffsicherste Team der EM, liefert nicht nur deswegen attraktive Spiele ab. Viele sehen aufgrund dieser Konstellation ein vorgezogenes Finale im Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland. Sportschau.de macht den Head-to-head-Vergleich der wahrscheinlichen Stammspieler.
Tor - Simón bisher noch nicht gefordert
Die Diskussionen um den Nummer-eins-Status von Manuel Neuer waren lautstark und langanhaltend im Vorfeld des Turniers - doch der 38-Jährige gab auf dem Platz die perfekte Antwort. Die Ergebnisse gegen Ungarn und Dänemark (2:0) erscheinen dank seiner entscheidenden Paraden deutlicher als es die Verläufe der Spiele waren. Auch gegen die Schweiz (1:1) war der Last-Minute-Punktgewinn möglich, weil Neuer zuvor geglänzt hatte. Der Weltmeister von 2014 ist in Titelform.
Ob das auch für sein Gegenüber Unai Simón gilt, ist bislang nicht zu beantworten. Er wurde nur von seinem Teamkollegen Robin Le Normand gegen Georgien (4:1) bezwungen, ist ansonsten noch ohne Gegentor - musste dafür aber nur sechs Schüsse parieren. Und weil Spanien bisher derart dominant auftrat, waren das eher Pflichtaufgaben als Glanzleistungen. Gegen Deutschland dürfte sich das ändern - und Simón muss zeigen, ob er Neuer das Wasser reichen kann.
Innenverteidiger - Deutsches Prunkstück dank Rüdiger
Das DFB-Team bangte vor dem Achtelfinale um Antonio Rüdiger. Dass er gegen Dänemark dabei war, war ein großes Glück. Der Real-Madrid-Verteidiger wurde nach einer überragenden Leistung zum "Man of the Match" gekürt, er ist aber auch darüber hinaus einer der besten Abwehrspieler im Turnier. Weil auch Jonathan Tah und Nico Schlotterbeck überzeugten, ist das Zentrum der Deutschen dicht. Robin Le Normand (Eigentorschütze gegen Georgien) und Saudi-Arabien-Legionär Aymeric Laporte haben nicht ganz deren Qualität.
Außenverteidiger - Sturm und Drang beim DFB, All Inclusive bei Spanien
Joshua Kimmich und David Raum (oder auch Maximilian Mittelstädt, sollte er in die Startelf zurückkehren) sind bekannt für ihre Stärken in der Offensive, aber nicht unbedingt für ihre Abwehrqualitäten. Bei Dani Carvajal und Marc Cucurella ist das anders, an ihnen vorbeizukommen, ist eine große Aufgabe. Dazu hat Carvajal nicht erst seit seinem Treffer im Champions-League-Finale das Toreschießen nach Ecken für sich entdeckt. Cucurella ist im Passspiel extrem sicher (92 Prozent). Klarer Vorteil für Spanien.
Zentrales Mittelfeld - Rodri übertrifft sogar Kroos
Bei Manchester City ist er der überragende Mann, und das gilt auch für seinen Status bei der spanischen Nationalmannschaft: Rodri ist der Denker und Lenker beim deutschen Gegner. Er (93 Prozent Passquote) und Toni Kroos (95 Prozent Passquote) werden den Takt bei ihren Teams vorgeben, wobei der Spanier bei seinem Ausgleichstreffer gegen Georgien gezeigt hat, wie torgefährlich er ist - vor allem in entscheidenden Momenten. Dazu ist Rodri (33km/h Topspeed bei dieser EM) schneller und athletischer, auf sehr hohem Niveau hat er leichte Vorteile.
Ebenfalls bei den Spaniern in Topform ist Fabián Ruiz, der bereits an vier Toren direkt beteiligt war, dafür schwächelte zuletzt allerdings Pedri. Weil das aber auch für die stark gestarteten Ilkay Gündogan und Kroos-Bodyguard Robert Andrich gilt, haben die Spanier im Mittelfeld erstmal die Nase vorn.
Sturm - Zentrum pro DFB, Flügel pro Spanien
Bei Spanien bestimmen Lamine Yamal und Nico Williams die Schlagzeilen. Die beiden Youngster konnten in allen Einsätzen (im letzten Gruppenspiel wurden sie geschont) überzeugen, ihre Dribblings brachten bislang sämtliche Gegenspieler zur Verzweiflung. Jamal Musiala steht den beiden in nichts nach, er ist mit drei Treffern einer der Toptorschützen im Turnier.
Diese drei Spieler sind auf Augenhöhe - der zweite DFB-Außen wird also zum Zünglein an der Waage und sorgt für einen knappen Spanien-Vorteil. Weil Deutschland gegen die Spanier, die wieder dominant auftreten wollen, auch einen Fokus auf ein bestmögliches Konterspiel legen dürften, wird Leroy Sané vermutlich wieder die Nase vor Florian Wirtz haben, sein Tempo entscheidend sein. Bisher konnte der FC-Bayern-Rechtsaußen aber nicht überzeugen - schlägt nun seine große Stunde?
Im Zentrum ist Kai Havertz extrem gut im deutschen Spiel und wertvoll für das deutsche Spiel - vergibt aber noch zu viele Chancen. Allerdings zeigte sich der 25-Jährige bei seinen beiden Elfmetertoren sehr nervenstark. Und wenn Havertz nicht glänzen sollte, steht mit Niclas Füllkrug ein Topjoker in den Startlöchern. Bei Spanien ist Alvaro Morata nicht in der Havertz-Form, und dessen Vertreter Mikel Oyarzabal hat auch nicht den Füllkrug-Lauf.
Fazit
Ein Duell auf Augehöhe wird erwartet, und auch die Spieler deuten auf ein solches hin. Deutschland hat Vorteile im Tor, im Abwehrzentrum, Spanien auf den defensiven Außen und im Mittelfeld, im Sturm teilen sich die Teams den Punkt. Keine Platitüde: Die Tagesform wird entscheidend sein. Brilliert Gündogan wie in den ersten beiden Spielen, könnte das Mittelfeld die Partie zugunsten der Deutschen entscheiden. Hat Morata aber plötzlich wieder einen richtig guten Tag, sind die Spanier klarer Favorit. So ist es, wie Kroos auch sagte, zumindest nah am "50:50-Spiel".