DFB-Gegner Peru Mitten im Umbruch - "Blanquirroja" kommen ohne Stars
Die Zeiten von Pizarro, Farfan und Guerrero sind lange vorbei - die aktuelle Nationalmannschaft Perus steckt mitten im Umbruch. Deutschlands Testgegner kommt mit einem "Team der Namenlosen".
Was hat eigentlich die TSG Hoffenheim mit der Nationalmannschaft Perus zu tun? Auf den ersten Bick nicht viel, doch hat die größte Enttäuschung des peruanischen Fußballs tatsächlich eng mit einem ehemaligen Hoffenheimer zu tun.
Luis Advincula war es, der im entscheidenden Playoff-Spiel zur WM 2022 in Katar den entscheidenden Elfmeter für "La Blanquirroja", die "Weiß-Roten", verschoss, als es im K.o.-Spiel gegen Australien auch nach der Verlängerung noch keinen Sieger gab. Advincula, der in der Winterpause 2012/13 aus Peru nach Sinsheim wechselte (er spielte dann ganze zweimal für die TSG), setzte den Ball an den Pfosten - es war Perus Anfang vom Ende im fälligen Elfmeterschießen. Australien war für Katar qualifiziert, Peru musste auf seine insgesamt sechste WM-Teilnahme verzichten.
Paolo Guerrero - Rekordschütze mit viel Bundesliga-Vergangenheit
Es darf festgestellt werden: Es gab weit erfogreichere peruanische Bundesligaprofis als Advincula. Claudio Pizarro zum Beispiel. Oder Jefferson Farfan. Vor allem: Paolo Guerrero. Der ehemalige Profi des Hamburger SV und Bayern Münchens hat nicht nur bereits 107 Länderspiele auf dem Rücken - er ist mit bislang 39 Länderspieltreffern auch Perus mit Abstand erfolgreichster Torschütze.
Rang zwei belegt in dieser Statistik mit 27 Toren Jefferson Farfan. Der Ex-Schalker ist auch auf bemerkenswerte 102 Länderspiele gekommen. Claudio Pizarro hat sich in der Treffer-Statistik mit 20 Toren bislang auf Rang fünf verewigt.
Rekordschütze - Paolo Guerrero
Die drei ehemaligen Bundesligaprofis gehörten vor zehn Jahren zu Perus "Fantastischen Vier" Ergänzt wurde das Trio seinerzeit durch Juan Vargas, der damals in der Serie A für den AC Florenz unterwegs war. Man hatte größte Hoffnungen in dieses enorm talentierte Quartett gesetzt, wurde allerdings am Ende enttäuscht. Das damalige Team scheiterte relativ deutlich an der Qualifikation für die WM-Endrunde 2014.
WM 2018 - viel Spaß, wenig Erfolg
Besser machten es Guerrero und Farfan, die den anschießenden Cut im Team "überlebt" hatten, vier Jahre später, als Peru sich für die WM in Russland qualifizierte. Die Südamerikaner wurden beim Turnier dann zwar für ihre Leidenschaft und ihren Enthusiasmus gefeiert, sportlich erfolgreich waren sie indes nicht: Nach zwei Auftaktiederlagen in ihrer Vorrundengruppe gegen Dänemark (0:1) und Frankreich (0:1) waren sie raus. Da half auch der abschließende 2:0-Sieg gegen Australien nicht mehr.
Den sportlich größten Coup verpasste das Team ein Jahr später bei der Copa America, als es erst im Finale an Brasilien scheiterte. Als Vorrunden-Gruppendritter hatte man sich damals so gerade für die K.o.-Spiele qualifiziert, es folgten Siege im Viertelfinale gegen Uruguay (nach Efmeterschießen) und ein deutliches 3:0 im Halbfinale gegen Chile. Gegen Brasilien scheiterten Guerrero und Co. im Endspiel mit 1:3.
Einst bei den "Fantastischen Vier": Claudio Pizarro
Umbruch nach verpasster WM-Qualifikation
Nachdem das Team anschließend die WM 2022 verpasste, stand ein recht großer Umbruch an. Altgediente Akteure wie Guerrero wurden aussortiert, auch Trainer Ricardo Gareca musste gehen, wurde durch Ex-Nationalspieler Juan Reynoso ersetzt. Die neuen Leute kommen nun eher als "Team der Namenlosen" daher, kaum einer spielt auf Vereinsebene außerhalb Südamerikas.
Größte Stützen dürften neben Renato Tapia von Celta Vigo noch die in Holland beschäftigten Abwehrspieler Miguel Araujo (FC Emmen) und Marcos Lopez (Feyenoord Rotterdam) sein. Angreifer Gianluca Lapadula (33) hat eine peruanische Mutter und einen italienischen Vater, er verdient sein Geld in Italien, spielt dort für Zweitligist Cagliari.
"Deutschland nicht unterschätzen"
Trainer Reynoso - schon zu Spielerzeiten als echter Heißsporn bekannt - bereitet das Team momentan auf die nächste Südamerika-WM-Qualifikationsrunde vor, hat in den bisherigen Testpielen drei Siege bei nur einer Niederlage eingefahren. Ihr Trainingslager verlegten die Südamerikaner vor der Partie gegen Deutschland nach Spanien, wo viele Exil-Peruaner leben.
Nach dem Test gegen Deutschland (Tapia: "Niemand sollte unterschätzt werden, besonders Deutschland nicht") geht's für die Peruaner drei Tage später in Madrid noch gegen Marokko. Vor den Afrikanern hat man augenscheinlich erheblich mehr Respekt. "Ein sehr schwerer Gegner. Das marokkanische Team wächst seit vielen Jahren zu immer Größerem zusammen", befand Tapia anlässlich einer Pressekonferenz im Trainingslager.