Nachfolger von Ilkay Gündogan Joshua Kimmich - in der (Kapitäns-)Rolle seines Lebens?
Joshua Kimmich wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Kapitän der Nationalmannschaft befördert. Eine Rolle, die den 29-Jährigen vor allem beflügeln dürfte.
Joshua Kimmich ist fast so etwas wie ein Familienmitglied in den deutschen Wohnstuben. Gefühlt ist der 29-Jährige ja schon immer dabei, wenn die Nationalmannschaft zu ihren Länderspielen zusammenkommt und die (Fußball-)Nation sich beim letzten großen Lagerfeuer vor den Fernsehschirmen versammelt.
Dieser recht kleine, giftige, immer bis an die Schmerzgrenze motivierte, technisch versierte Kimmich, der nicht nur manchem Gegenspieler mit seiner Verbissenheit und seinem Erfolgswillen ein wenig auf die Nerven gehen kann. Schon seit 2016 spielt er für die A-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Nicht nur ein schlauer Fußballer
Julian Nagelsmann hat sich nun für Kimmich als Nachfolger des zurückgetretenen Ilkay Gündogan entschieden. Auch um die Hierarchien im Team nach den Rücktritten etwa von Manuel Neuer oder Thomas Müller und Gündogan neu zu ordnen - und möglichst in die richtigen Bahnen zu lenken. "Er war der logische Nachfolger. Er geht mit seiner Mentalität voran", sagte der Bundestrainer zur Begründung.
Das würde wohl auch Kimmich selbst so sehen, auch wenn er diesen Anspruch nicht öffentlich geäußert hätte. Kimmich ist schließlich ein schlauer Spieler, sein Abitur baute er einst mit der Durchschnittsnote von 1,7. Auch in dieser Frage ist er eine Ausnahme im Profifußball.
Fester Charakter auch in schwierigen Zeiten
Kimmich war schon immer meinungsstark, zielstrebig, scheute sich nicht, auch unbequeme Themen zu benennen und anzusprechen. Das zeichnete ihn immer aus, auch in Zeiten, in denen er menschlich oder sportlich nicht unumstritten war.
Dass ihn diese neue Aufgabe überfordern oder in seinen Leistungen womöglich sogar hemmen könnte, daran glaubt wohl niemand, der ihn in den vielen Jahren im Profifußball beobachtet hat. Das Gegenteil dürfte eher der Fall sein. Es ist womöglich die (Kapitäns-)Rolle seines Lebens.
Nagelsmann: "Benchmark als Rechtsverteidiger gesetzt"
Wohl auch ein Grund für Nagelsmanns Entscheidung: Mit 91 Einsätzen ist Kimmich nun der erfahrenste Spieler im Team. Er war ja auch schon Stellvertreter. Kimmich trug die Spielführerbinde bereits sieben Mal von Beginn an, immer als Vertreter des eigentlichen Kapitäns. Nun darf und muss er dauerhaft vorangehen.
Sogar die Frage, auf welcher Position er künftig spielen wird, stellt sich mittlerweile nicht mehr. Dort, wo er seine Wurzeln hat, als Defensiv-Spezialist, wird ihn auch der Bundestrainer künftig einbauen. "Er hat eine Benchmark gesetzt als rechter Verteidiger bei der EM", sagte Nagelsmann.
Positions-Diskussionen
Die Diskussionen, die nicht nur die Experten, sondern auch die Fans der Nationalmannschaft so häufig führten, ob Kimmich im zentralen Mittelfeld oder doch als Verteidiger besser aufgehoben ist, dürften damit beendet sein. Eine allgemeingültige Antwort hatte darauf ohnehin nie jemand gefunden. Nagelsmann hat seine Entscheidung offenbar getroffen.
"Wenn mich jemand nach meiner Lieblingsposition fragt, dann sage ich: das zentrale Mittelfeld. Aber diese ganze Diskussion um die Rolle als Rechtsverteidiger kam von außen, und sie hat für mich oft so ausgesehen, als ob da künstlich Unruhe erzeugt werden sollte", sagte Kimmich noch im vergangenen Juni. "Ich spiele beide Positionen gern, das habe ich mehr als nur einmal auch gesagt“, betonte er. Seinen inneren Frieden scheint Kimmich damit nun gemacht zu haben.
Großer Titel ist das Ziel
Kimmich wird die DFB-Elf nun also in gehobener Position zur WM 2026 in Kanda, Mexiko und den USA führen. Es könnte sogar schon seine letzte große Chance sein, doch noch einen wichtigen Titel mit der DFB-Elf zu sammeln.
Der FIFA-Konförderationen-Pokal im Jahr 2017 ist bislang die einzige Trophäe, die Kimmich mit der A-Nationalelf in die Höhe recken konnte. Für seine hohen Ansprüche deutlich zu wenig. "Ich möchte gerne jede sich bietende Chance bestmöglich ergreifen und nutzen, sprich, am Ende auch Titel gewinnen", sagte der neue Kapitän.