Kapitän, Kimmich, Spielstil Vor Japan-Spiel - alles neu beim DFB-Team
Am Tag vor dem Testspiel gegen Japan heute (Ab 20.45 Uhr live in der Radio-Reportage bei der Sportschau) hat Bundestrainer Hansi Flick bekanntgegeben, dass Ilkay Gündogan Kapitän wird. Das ist aber nicht die einzige Neuerung, um endlich wieder positive Schlagzeilen zu schreiben.
Nur zwei der vergangenen zehn Länderspiele hat die deutsche Nationalmannschaft gewonnen. Es gab das bittere Vorrunden-Aus bei der WM in Katar, dann enttäuschte das Team von Bundestrainer Hansi Flick auch im Nachgang. Der erhoffte Umschwung nach der Wüsten-Pleite im Winter 2022? Blieb bislang aus. Auch die Fans sind kein Stück näher an das DFB-Team herangerückt.
DFB-Kapitän gegen Japan: "Große Ehre" für Gündogan
Trotzdem betonte Flick stets, an seinem Konzept festhalten zu wollen und überzeugt davon zu sein, mit der Mannschaft auf dem richtigen Weg zu sein. Laut seiner Ankündigung müsste daher ab dem Testspiel gegen Japan alles besser werden. Entsprechend hat der 58-Jährige reagiert - unter anderem machte er Ilkay Gündogan zum neuen Kapitän. Der Mittelfeldspieler des FC Barcelona wird gemeinsam mit Joshua Kimmich ein "Führungsduo" bilden. "Das gibt uns neue Energie, die wir gebrauchen können", sagte Flick.
"Ich freue mich über das Vertrauen. Das ist eine große Ehre für mich, diese noch junge Mannschaft auf den Platz führen zu dürfen", sagte Gündogan, der sich "der Verantwortung" bewusst sei.
Im Kader für das Spiel gegen Japan haben Thomas Müller (121) und Kimmich (79) mehr Länderspiele absolviert als Gündogan (67). Die Kritik, dass er seine Top-Leistungen, die er vor allem bei seinem letzten Verein Manchester City zeigte, nicht auch bei der Nationalmannschaft abrufen konnte, wollte der neue Spielführer nicht teilen.
Gündogan: "Habe auch gute Länderspiele gemacht"
"Ich finde, ich habe auch in der jüngeren Vergangenheit gute Länderspiele gemacht", sagte er. Für ihn sei entscheidend, dass wieder mehr Dynamik ins Spiel der A-Mannschaft komme. "Wenn wir es schaffen, uns einzuspielen, wird das auch meinem Spiel zugute kommen", sagte Gündogan.
Vor seiner schweren Verletzung war Manuel Neuer DFB-Kapitän. Offen ließ der Bundestrainer, ob der Nationaltorwart die Binde im Falle seiner Rückkehr zurück bekommt. "Manu muss erst einmal gesund werden. Wir hoffen, dass er bald zurückkommt. Aber das ist eine Sache der Zukunft", sagte Flick.
Neue Spielidee und neue Rolle für Kimmich
Außerdem kündigte der Bundestrainer an, seine Spielidee grundlegend reformieren zu wollen. Flick beteuerte, er habe aus dem WM-Schock seine Lehren gezogen. "Es geht im Leben immer darum, dass man aus der Vergangenheit lernt", sagte er. "Wir haben aus der WM viel mitgenommen. Jetzt haben wir uns auf eine Spielphilosophie geeinigt." Diese beschrieb Flick so: "Wir wollen die Mannschaft aktiv sehen, die Intensität hochhalten - und letztlich Vertrauen zurückgewinnen."
Kimmich, zuletzt Ersatz-Kapitän und von Flick noch im Juni mit Michael Jordan verglichen, wird auch seinen Platz im Machtzentrum des deutschen Aufbaus räumen müssen. Flick deutete an, er habe Kimmich im Geheimtest gegen die eigene U20 nicht ohne Hintergedanken als Rechtsverteidiger getestet. Rückt der Münchner dann in Ballbesitz in die Mitte, würde Gündogan auf die Acht vorgehen - und die Angriffe inszenieren. Kimmich werde laut Flick dort eingesetzt, "wo er der Mannschaft am meisten bringt": rechts hinten, was für den Bundestrainer eine sehr lästige Baustelle der vergangenen Jahre schließt.
Als Degradierung würde er Kimmichs Abzug von der Sechs selbstverständlich niemals bezeichnen. Er sei ein "absoluter Profi und Teamplayer", könne die Mannschaft "auf verschiedenen Positionen den Tick besser machen". Seine Aufgabe sei, diese Position zu identifizieren.
Süle verteidigt neben Rüdiger
Und auch in der Abwehr hat sich etwas getan. An der Seite von Abwehrchef Antonio Rüdiger verteidigt Niklas Süle. Malick Thiaw sei ein guter Mann, der sich toll entwickle, betonte Flick, aber spielen werde Süle, der nach dem Denkzettel der Ausbootung für das Juni-Fenster bei seinem Auftritt trotzig gewirkt hatte.
Süle war eines der vielen Themen, die in den vergangenen Tagen und Wochen für Aufsehen gesorgt hatten. Die WM-Doku, die Kritik von Kai Havertz an den Fans, Diskussionen um die demnächst anstehende US-Reise, Spekulationen um seinen Rauswurf. Flick "lese kaum noch etwas" und das tue ihm gut, sagte er. "Ich habe Lust, diese Mannschaft zu betreuen, bin stolz und dankbar", versicherte Flick. "Das macht wahnsinnig viel Spaß." Jetzt muss aber auch sein Team wieder Spaß machen.