Fußball-Nationalmannschaft Bundestrainer-Suche - die Kandidaten und ihre Chancen
Deutschland braucht einen neuen Fußball-Bundestrainer, die Zeit bis zur USA-Reise drängt. Der DFB bestätigte Gespräche mit dem ehemaligen Bayern-Coach Julian Nagelsmann.
Der Deutsche Fußball-Bund führt bei der Bundestrainer-Suche aktuell Gespräche mit einem oder mehreren Kandidaten. Viel Zeit ist nicht mehr: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will noch vor dem 8. Oktober einen neuen Bundestrainer verpflichten, denn dann beginnt die USA-Reise mit Tests gegen die USA und Mexiko (14. und 18. Oktober).
Termin | Gegner |
---|---|
08.10.23 | Treffpunkt Frankfurt vor Abreise in die USA |
09.10.23 | Abflug in die USA |
14.10.23 | USA |
18.10.23 | Mexiko |
21.11.23 | Österreich |
02.12.23 | Auslosung Gruppen EURO 2024 |
18.-26.03.24 | Länderspielfenster |
14.06.24 | EM-Eröffnung |
DFB-Präsident Bernd Neuendorf stellt sich den Nachfolger von Hansi Flick so vor: durchsetzungsstark, robust, belastbar. "Es muss jemand sein, der sehr stark konzentriert ist und direkt funktioniert." Diese Kandidaten werden gehandelt:
Julian Nagelsmann
Der Deutsche Fußball-Bund hat Verhandlungen mit Julian Nagelsmann bestätigt. Es habe am Dienstag (19.09.2023) ein erstes Treffen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Rudi Völler mit dem ehemaligen Bayern-Coach gegeben, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Neuendorf erklärte: "Wir sind in guten Gesprächen." Von einer Einigung war jedoch noch nicht die Rede.
Zuvor hatten die "Bild-Zeitung" und das Fachmagazin "Kicker" berichtet, dass sich der DFB und der 36-Jährige bereits grundsätzlich auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben - allerdings nur bis zur Heim-EM 2024.
Nagelsmann kennt viele der Nationalspieler aus seiner Bayern-Zeit, allerdings gab es nach seiner Entlassung auch Berichte über Differenzen mit einigen Stars. An Wissen und Selbstvertrauen mangelt es dem 36-Jährigen nicht, wohl aber an Erfahrung bei großen Turnieren.
Stefan Kuntz
Es wäre ein typischer DFB-Ansatz: ein Bundestrainer mit Stallgeruch. Als erfolgreicher U21-Nationaltrainer mit zwei EM-Titeln hat sich Kuntz einen Namen gemacht, er gilt als beliebt auch bei den damaligen Spielern, zu denen etwa Serge Gnabry, Florian Wirtz und Nico Schlotterbeck gehören.
Am Mittwoch (20.09.2023) bestätigte der türkische Verband die Trennung von Nationaltrainer Kuntz. Das eröffnet dem DFB neue Möglichkeiten.
Louis van Gaal
Erfahrung ist van Gaals großer Trumpf. Er war dreimal niederländischer Nationaltrainer, brachte 2009 den FC Bayern in Schwung. Die damaligen Bayernspieler Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sind Befürworter für van Gaal als Bundestrainer. "Die Mannschaft braucht eine Persönlichkeit, die große Schultern hat", sagte Sportschau-Experte Schweinsteiger.
Van Gaal selbst hat grundsätzliche Bereitschaft signalisiert für ein Engagement als Nationaltrainer. Bleibt nur die Frage, ob er auch mit 72 Jahren fit und belastbar genug ist und ob es der DFB wagt, sich den streitbaren Machtmenschen ins Haus zu holen.
Oliver Glasner
Da DFB-Präsident Neuendorf offen für das Novum eines ausländischen Bundestrainers ist, gilt auch der Österreicher Glasner als Kandidat. Er führte Eintracht Frankfurt sensationell zum Europa-League-Titel, ist aktuell vereinslos und damit ablösefrei.
Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass er nach durchwachsenen Ergebnissen und Unstimmigkeiten bei der Eintracht vorzeitig gehen musste. Glasner gilt als unbequem und hat weder als Spieler noch als Trainer eine WM oder EM erlebt.
Felix Magath
Viele der vom DFB genannten Attribute treffen auch auf ihn zu, Felix "Quälix" Magath wäre so etwas wie die deutsche Light-Version von Louis van Gaal. Magath gewann - wie auch Kuntz - als Spieler die EM und war in den Nuller-Jahren ein sehr erfolgreicher Bundesligatrainer mit drei Meistertiteln.
Das ist zwar lange her und Magaths Methoden werden mitunter als veraltet belächelt, aber zuletzt rettete er immerhin Hertha BSC 2022 vor dem Abstieg. Magath hätte Zeit und Lust - er könnte Plan B oder C werden.
Die Absagen
Nicht zur Verfügung steht Jürgen Klopp, er will seinen bis 2026 laufenden Vertrag beim FC Liverpool erfüllen. Matthias Sammer, die graue Eminenz des deutschen Fußballs, wird sich den Stress nicht antun.
Auch Roger Schmidt, Trainer des portugiesischen Meisters Benfica Lissabon ließ am Samstag (15.09.23) verlauten, dass ein Engagement für ihn nicht in Frage komme. "Meine Ambition ist es, bis 2026 bei Benfica zu sein. Darum habe ich hier einen neuen Vertrag unterschrieben."
Und auch Rudi Völler hatte schon abgesagt, bevor er als Interims-Bundestrainer das Team zum 2:1-Sieg gegen Frankreich coachte. Völler ist beim DFB als Sportdirektor angestellt und damit mittendrin in der Nachfolgersuche.