Argentiniens Superstar in Miami Die MLS und der Messi-Faktor
Die Ankunft von Lionel Messi bei Inter Miami wird als Signal für die Weiterentwicklung der Major League Soccer gefeiert. Vor allem im Wettbewerb mit der Liga in Saudi-Arabien.
Lionel Messis Vorstellung bei Inter Miami war eine willkommene Abwechslung, mitten im Sommerloch in den großen europäischen Ligen. Eine US-Webseite zwitscherte sogar aufgeregt über die Luxus-Uhr, die Messi bei seinem Antrittsbesuch im Stadion von Miami trug, Verkaufspreis 500.000 Dollar.
Auch sonst wurden die Summen rund um den Mega-Deal mit Argentiniens Legende dankbar herumgereicht: Ob Messi mit seinem Gehalt, Marketingeinnahmen und sonstigen Beteiligungen nun tatsächlich der bestverdienende Sportler in den USA ist, wie in US-Medien vermeldet wird. Oder doch nur auf Platz fünf landet, wie "Fox News" ausgerechnet hat, weil ein paar Megastars aus der NBA doch noch mehr einstreichen, ist letzten Endes nachrangig.
Messi-Hype in Miami
Der Klub aus Miami sonnt sich auch so im Glanz des argentinischen Weltfußballers, und mit ihm auch die gesamte Major League Soccer (MLS). Am Freitagabend (21.07.2023) könnte Messi sein Debüt im Inter-Dress geben, im CONCACAF League Cup gegen den mexikanischen Klub Cruz Azul.
Kurz zuvor hatte Miami auch die Verpflichtung von Jordi Alba perfekt gemacht. Mit Sergio Busquets spielt zudem ein weiterer langjähriger Weggefährte aus goldenen Barca-Tagen im Team, auch auf der Trainerbank sitzt mit Gerardo "Tata" Martino ein ehemaliger Barca-Coach. Dazu passt die Meldung, dass auch Luis Suarez, einst Lieblings-Abnehmer von Messi bei den Katalanen, angeblich nach Miami wechseln möchte.
Grüße von Cristiano Ronaldo aus Saudi-Arabien
Der Klub aus Süd-Florida hat sich damit eine kleine Barca-Retro-Auswahl zusammengestellt. Dies wirkt auch wie eine Antwort auf den Kommentar von Cristiano Ronaldo, der inzwischen in Saudi-Arabien bei Al-Nassr spielt. "Die saudische Liga ist besser als die MLS", ätzte Ronaldo nach dem Wechsel seines ewigen Widersachers Messi in die USA. Und es würden künftig noch mehr Spitzenspieler aus Europa nach Saudi-Arabien kommen, prophezeite Portugals Superstar.
Nach Karim Benzema und N'Golo Kanté soll auch Ryad Mahrez vor dem Abflug nach Saudi-Arabien stehen. Ein weiterer Spieler, den man eigentlich noch auf dem höchsten europäischen Level, also bei einem Klub aus der Champions League, einordnen würde, der aber offenbar die weitaus lukrativere, dafür sportlich unbedeutende saudische Liga vorzog.
MLS in Konkurrenz mit Saudi-Arabien
Auch Messi hatte dem Vernehmen nach ein Milliarden-Angebot aus Saudi-Arabien vorliegen, sich am Ende aber für Miami entschieden. Dort verdient er immer noch üppig, mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 50 bis 60 Millionen Dollar. Jene zum Teil obszönen Summen, wie sie von den Saudis gezahlt werden, sind in der MLS aber vorerst nicht in Sicht. Auch weil die US-Profiliga nicht, wie in Saudi-Arabien, Teil eines staatlich orchestrierten Sportswashing-Programms ist.
Die MLS muss sich im Wettbewerb behaupten, als Teil des US-amerikanischen Ligensystems. Dazu gehört seit jeher, dass Klubs nicht über ihre Verhältnisse wirtschaften können, sie sind an ein festes Regelwerk gebunden mit gedeckelten Ausgaben und Gehaltsobergrenzen ("Salary Cap").
Möglich werden Superstar-Deals wie mit Messi überhaupt erst durch eine Ausnahmeregel, die in den USA auch als "Beckham Rule" bekannt wurde. Denn sie wurde in den Liga-Statuten installiert, als David Beckham 2007 zum Karriereende nach Los Angeles wechselte. Seitdem dürfen Klubs für eine begrenzte Zahl sogenannter "Designated Player" die Budgetgrenze reißen. Dies ermöglichte seinerzeit in L.A. auch das Monster-Gehalt für Englands Fußball-Ikone Beckham, der nun kurioserweise erneut davon profitiert: als Teilhaber des Klubs aus Miami, der sich dadurch nun einen Messi leisten kann.
Messi in Miami - Schub für die gesamte Major League Soccer?
Mit Messis Verpflichtung könnte Beckhams Klub der gesamten US-Fußballliga, die vor kurzem einen 2,5 Milliarden Dollar schweren Vermarktungs-Deal mit Apple abgeschlossen hat, einen weiteren Schub geben - wirtschaftlich und sportlich: Das Vertragskonstrukt für den argentinischen Weltstar, das ähnlich wie bei den Topstars in den US-Profiligen eine Vielzahl an Gewinnbeteiligungen umfasst, wirkt wie ein Showcase: als Modell, das den Wechsel in die US-Liga auch für weitere Topspieler aus Europa attraktiver machen könnte.
Wayne Rooney, Chefcoach bei D.C. United, bezeichnete die Messi-Verpflichtung bereits als "Game-Changer". Dies werde die US-Liga auf der globalen Fußball-Landkarte aufwerten, ähnlich wie es in Saudi-Arabien nach dem Wechsel von Cristiano Ronaldo zu besichtigen war.
Forderungen nach mehr Ausgaben in der MLS
Auch MLS-Commissioner Don Garber sprach von einem "Moment der Transformation" für die gesamte Liga. Daraus müssten die Klubs nun Kapital schlagen, teilte Garber mit. Die verstärkte Konkurrenz aus Saudi-Arabien fürchte er dabei nicht, gab der Liga-Chef zu Protokoll. Doch vor allem von den größeren US-Klubs werden die Forderungen wohl zunehmen, die Ausgaben-Beschränkungen zu lockern, um künftig noch mehr große Namen in die MLS locken zu können, die sonst wohl dem Ruf der Petro-Dollars folgen dürften.
Lionel Messi, die neue Galionsfigur der US-Liga, hat bei seinem neuen Klub schon einmal eine Herkulesaufgabe zu bewältigen: Inter Miami liegt in der Eastern Conference aktuell am Tabellenende, für den Einzug in die Playoffs braucht es eine Aufholjagd. Aktuell ruht der Spielbetrieb in der MLS allerdings komplett, während die FIFA Frauen WM stattfindet. Frauenfußball hat beim US-Publikum nach wie vor einen deutlich höheren Stellenwert. Daran hat auch Messis Ankunft vorerst nichts geändert.