Argentinischer Superstar in Miami vorgestellt Marketing-Modell Messi
Es regnete, doch die Vorstellung von Lionel Messi bei Inter Miami war trotzdem ein strahlender Moment für die MLS. Der Superstar soll für Verein, Liga und Sponsoren zum "Big Business" werden - und wird dafür gigantisch entlohnt.
Die Hauptattraktion des Abends gab sich lässig. Lionel Messi trug Business Casual, als er am Sonntag im DRV PNK Stadium von Fort Lauderdale erstmals seine neue Arbeitsbühne betrat. Weiße Turnschuhe, Jeans, weißes T-Shirt. Er lächelte, winkte ins Publikum, umarmte im Regen herzlich die drei Eigentümer von Inter Miami, David Beckham, Jorge und Jose Mas. Und er sagte anschließend all das, was man halt so sagt, wenn man als Superstar in ein neues Land und eine neue Liga kommt. "Wir werden eine gute Zeit haben, hier werden großartige Dinge geschehen."
Was genau er damit meinte, blieb zunächst offen. Miami ist Schlusslicht der MLS, hat seit Mitte Mai kein Punktspiel mehr gewonnen. Rein sportlich hat der 36-Jährige also einiges vor sich. Doch bevor Messi, der als "Inter Miamis Nummer zehn. Amerikas Nummer zehn. Die beste Nummer zehn der Welt" vorgestellt wurde, am Freitag im Spiel gegen Cruz Azul aus Mexiko sein Debüt geben soll, ist auch klar, dass sein Engagement in Südflorida eben kein rein sportliches sein wird.
Angebot aus Saudi-Arabien über 1,3 Milliarden Dollar
Wenn der Weltmeister und Weltstar im rosaroten Inter-Miami-Trikot mit der Rückennummer 10 von Miami bis Montreal und Washington bis Vancouver durch die MLS-Arenen dribbeln wird, hoffen Verein, Liga und Sponsoren auf ein Big Business. Denn Messis MLS-Deal ist ein ausgeklügeltes Marketing-Modell.
Dem Argentinier lag ein Angebot von Al-Hilal aus der saudi-arabischen Liga vor. Angeblich sollte er dort in drei Jahren 1,3 Milliarden Dollar verdienen. Eine utopische Summe für Miami und die MLS. Deshalb versuchten die Amerikaner, Messi mit einem lukrativen Gesamtpaket zu überzeugen - und hatten letztlich Erfolg.
Messi-Gruß zur Vereinsgründung
Als Inter Miami 2018 gegründet wurde, gratulierte Messi per Videobotschaft. Die Vereinsbesitzer um Beckham machten von Beginn an keinen Hehl um ihre ambitionierten Pläne. Sie wollten die großen Stars in die Liga holen. Sie bekamen: den wohl Allergrößten. Beide Seiten hatten, so berichtet das Onlineportal "The Athletic", erstmals Mitte September 2019 in Barcelona Kontakt aufgenommen.
Die Miami-Besitzer Beckham und Jorge Mas trafen sich in einem Hotel mit Messis Vater, Jorge. Es war ein Kennenlernen, mehr nicht, und dauerte nur wenige Stunden. Der Kontakt wurde in den anschließenden Jahren häufiger und enger. Beim WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich am 18. Dezember saß Mas im Lusail Stadium in der Messi-Box.
An Mehreinnahmen beteiligt
Der MLS gefiel der Gedanke, den argentinischen Zauberfuß in die Liga holen zu wollen. Im kommenden Jahr wird in den USA die Copa America ausgetragen, 2026 dann die Weltmeisterschaft. Da gibt es keinen bekannteren und besseren Werbeträger für die Liga als Lionel Andres Messi. Im April wies der MLS-Aufsichtsrat Apple in die Pläne ein. Das kalifornische Technologie-Unternehmen hatte sich 2022 für die kommenden zehn Jahre die globalen Übertragungsrechte gesichert, zahlt der MLS dafür 2,5 Milliarden Dollar.
Wer die Spiele sehen will - sie sind weltweit und ohne Restriktionen empfangsbar - braucht die "MLS Season Pass" App. Die kostet 14,99 Dollar pro Monat - oder 99 Dollar pro Saison. Apple-TV-Kunden zahlen 12,99 Dollar im Monat, oder 79 Dollar pro Saison. Mit Messi, so der Tenor, würde die Anzahl der international verkauften Abos steigen. Deshalb soll er an den Mehreinnahmen beteiligt werden. Gleiches gilt für den Profit, den Verein, Liga und Sponsoren durch seinen Wechsel machen würden. So wäre ein Jahresgehalt zwischen 50 und 60 Millionen Dollar für ihn möglich.
"Schnallt euch an, das wird ein ziemlicher Ritt"
Im Mai traf sich Jorge Mas in Spanien erneut mit Jorge Messi. Es war längst bekannt, dass Lionel Messi Paris Saint-Germain verlassen würde. Mas wusste, dass er nun zupacken musste. Er malte ein Bild vom größten aktuellen Fußball-Star auf dem größten globalen Sport-Markt. "Wie oft", fragte er Messi senior, "bekommst du im Leben die Chance, einen Sport zu verändern? Es wird ein ‘vor Messi’ und ein ‘nach Messi’ geben."
Am 7. Juni war Mas am Ziel. Er saß in seinem Büro am Stadtrand von Miami, als er erfuhr, dass Messi nach Südflorida kommt. MLS-Commissioner Don Garber setzte sich umgehend mit anderen Liga-Offiziellen in Verbindung. "Schnallt euch an, das wird ein ziemlicher Ritt." Garbers Ziel ist es schon seit vielen Jahren, dass die MLS "eine Liga der Wahl für Spieler, Fans, Partner und letztendlich für Investoren" wird. Er sieht sich auf einem guten Weg. "Wenn sich der beste Spieler aller Zeiten für die MLS entscheidet", so Garber, "ist das ein echtes Testament, wo die MLS steht - und in welche Richtung sie in den kommenden Jahr gehen wird."
Auch Sprache und Heimatnähe wichtig
Ein weiterer Punkt, der ausschlaggebend für Miami war, ist die Sprache. Messi redete bei seiner Vorstellung in Spanisch zu den Fans, von denen viele argentinische Nationaltrikots trugen. Er wird in Miami bestens ohne Englisch klarkommen - und in der MLS ist Spanisch wegen der vielen Profis aus Latein- und Südamerika ohnehin fest etabliert. Auch die Nähe nach Argentinien sollte nicht unterschätzt werden. Von Miami aus ist er in neun Stunden in Buenos Aires. Von Riad aus wären es 22 Stunden gewesen.