NBA-Saisonstart in Boston Meisterringe und Machtdemonstration
Mit einem deutlichen Statement ist Titelverteidiger Boston Celtics in die neue Saison der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA gestartet: 132:109 gegen die New York Knicks, die als Mitfavorit auf den Titel gelten. Doch es gab noch mehr zu feiern.
Jayson Tatum macht eine kurze Pause, holt Luft, denn er weiß, jetzt kommt ein sehr bedeutender Satz. Keiner, den man mal so nebenbei sagt. Nein, an dieser Aussage würden seine Mitspieler und vor allem er selbst gemessen werden, die gesamte NBA-Saison 2024/25 lang: "Let’s do it again!"
Es ist noch vor dem Spiel, als Tatum, der Kapitän der Boston Celtics, diesen Satz sagt, mitten auf dem Parkett. Alle Augen der mehr als 19.000 Fans in der ausverkauften Arena sind auf ihn gerichtet. Spot on. "Im Namen der Mannschaft: ohne euch hätten wir es nicht geschafft", lässt Tatum die Anhänger zunächst wissen, als er sich für die Unterstützung im Kampf um die im Frühjahr gewonnene 18. Meisterschaft bedankt. "Lasst uns den Augenblick genießen", ruft er dann, bevor die kleine Kunstpause kommt und seine Botschaft für die neue Saison. "Let’s do it again!"
Meisterringe mit 18 Diamanten - einen für jeden Titel
Es sind genau die Worte, die alle Celtics-Fans an diesem Abend, in diesem Moment, hören wollen. Vor gerade mal vier Monaten wurde ihr Team erstmals seit 2008 endlich wieder Meister. Mehr als eine Million Menschen feierten damals bei der Parade durch die Stadt. Zwei nicht ganz unwichtige Sachen fehlten allerdings noch bis gestern Abend. Zum einen die Ringe. Alle Spieler, Betreuer und Mitglieder des Trainerstabes bekamen zu Beginn von Vereins-Mitbesitzer Wyc Grousbeck die legendären NBA-Meisterringe überreicht. Spezialanfertigung mit 18 Diamanten - einen für jeden Celtics-Titel.
Ring der Boston Celtics
Und natürlich das Banner. Gleich würde die Mannschaft das weiße Meisterschafts-Banner mit der grünen Aufschrift "Boston Celtics 2024 World Champions" unter die Hallendecke ziehen. Und mittendrin spricht der Kapitän nun also schon von der nächsten Meisterschaft. Die Fans grölen, jubeln, kreischen. Die Stimmung ist so gierig, als hätte man einer Meute ausgehungerter Löwen ein blutiges Stück Fleisch vor die Mäuler gehalten.
Banner der Boston Celtics unter dem Hallendach
Grün-weißer-Feiertag in Boston
Es ist generell ein einziger Feiertag in Boston, dieser 22. Oktober. Normalerweise sind das gelb, rot und orange der Bäume die dominierenden Farben in dieser Jahreszeit. Es ist Indian Summer in Massachusetts. Doch an diesem Dienstag ist auch ganz viel grün und weiß zu sehen in der Stadt - ein unverkennbares Zeichen, dass die neue Celtics-Saison beginnt. Tausende Fans sind zur Party auf den Rathausvorplatz gekommen, wo das Auftaktspiel gegen die New York Knicks auf einer Großbildleinwand übertragen wird. Eine knappe halbe Meile weiter bilden sich bereits zwei Stunden vor Einlass riesige Menschenmengen vor der Arena.
Boston Celtic Fans feiern ihre Mannschaft während der Parade durch die Stadt
Vorfreude ist auch Cedric Maxwell anzumerken. Er steht 75 Minuten vor Spielbeginn in der Halle und schaut den Celtics beim Aufwärmen zu. "Ich freue mich drauf, zu sehen, ob sie diesen Titel verteidigen können. Ich denke, sie haben das Team dafür", sagt der 68-Jährige. Er muss es wissen. Maxwell gewann 1981 und 1984 mit den Celtics die Meisterschaft, wurde zudem 1981 zum "wertvollsten Spieler" (MVP) der Finalserie gewählt. Seine Rückennummer 31 hängt unter der Hallendecke und wird vom Verein nicht mehr vergeben.
Übergabe des Staffelstabs
Maxwell trägt, dem Anlass entsprechend, einen goldfarbenen Anzug. Er ist eine von fünf Vereinslegenden, die vor Spielbeginn die Meistertrophäe in die Arena bringen. Die anderen: Paul Pierce, Kevin Garnett und Ray Allen, die als "Big Three" die Säulen der Meistermannschaft von 2008 waren - und Bob Cousy. Er war dabei, als die Celtics zum allerersten Mal NBA-Meister wurden, 1957 war das. Der frühere Spielmacher wird in einem Rollstuhl aufs Parkett geschoben. Cousy ist mittlerweile 96 Jahre, somit der älteste NBA-Champion. Und er ist der einzige noch Lebende, der alle 18 Celtics-Meisterschaften miterlebt hat.
"Die Celtics-Legenden hier zu haben - das ist wie eine Übergabe des Staffelstabes", meinte Jaylen Brown. Er ist neben Jayson Tatum der Anführer des jetzigen Teams. Ein Team, das alle Leistungsträger der Vorsaison gehalten und das mit Brown (27 Jahre) und Tatum (26) zwei Superstars im besten Basketball-Alter hat.
Dreier Tatum, Slam Dunk Brown
Brown hatte am 17. Juni, im fünften Spiel der Finalserie gegen überforderte Dallas Mavericks, mit einem Freiwurf Bostons letzten Punkt der Meistersaison erzielt, Tatum sorgt nun per Dreier für die ersten Zähler der neuen Spielzeit. Die Celtics dominieren die Knicks, wie sie ihm Frühjahr Dallas dominiert hatten. 43:24 führen sie nach dem ersten Viertel.
Tatum von den Boston Celtics
In der 19. Minute läuft Brown allein auf den Korb zu, hebt ab und knallt den Ball mit beiden Händen per Slam Dunk durch den Ring ins Netz. Als Derrick White einen Sprungwurf erfolgreich abschließt, haben die Celtics bereits die 100-Punkte-Marke geknackt - und das nach gerade mal 32 Minuten. Eine Machtdemonstration.
Ariel Hukporti gibt NBA-Debüt
Die Knicks geben die Partie verloren, bringen ihre Bankspieler. Sechs Minuten vor Ende kommt so der 22-jährige Deutsche Ariel Hukporti zu seinem NBA-Debüt. "Das war ein Start, ich komme langsam rein in die NBA", sagt er im Gespräch mit der Sportschau. Die Atmosphäre? "War super, wie in den Playoffs - eine tolle Erfahrung", so der 2,13 Meter große Center.
In der Schlussphase skandieren die Fans "One more three". Sagenhafte 29 Mal hatte Boston bereits per Dreier getroffen - somit die bisherige NBA-Bestmarke der Milwaukee Bucks eingestellt. Ein weiterer erfolgreicher Wurf und sie wären alleiniger Rekordhalter gewesen. Doch dazu kommt es nicht mehr. Egal. Boston gewinnt 132:109. Sie werden "in jedem Spiel der Saison die Gejagten sein", sagt Maxwell. Und er sagt auch: "Wenn sie gesund bleiben - ziehen wir in einem Jahr das nächste Meisterbanner unter die Hallendecke."