Saudi-Arabien beim Afrika-Cup Fußball ist die Eintrittskarte zu Lithium, Kobalt und Kupfer
Der Afrika-Cup wird nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich immer bedeutender. Einnahmen und Preisgelder bei dem kontinentalen Fußball-Turnier steigen, bei Instagram und Co. herrscht Goldgräberstimmung.
Kürzlich vermeldete der afrikanische Fußballverband CAF mit einer gehörigen Portion Stolz: Die Preisgelder beim 34. Afrika-Cup seien so hoch wie noch nie. Der Sieger bekomme umgerechnet 6,4 Millionen Euro, sogar Teams, die nur das Viertelfinale erreicht haben, erhalten je noch 1,2 Millionen. "Das sind 40 Prozent mehr, als noch beim letzten Afrika-Cup", verkündete CAF-Präsident Patrice Motsepe.
Gleichzeitig gab die CAF bekannt, dass man eben auch auf der Einnahmenseite ein gehöriges Plus zu verzeichnen habe. 17 Prozent mehr Einnahmen durch Sponsoren und TV-Gelder habe man 2023 gegenüber dem Vorjahr gehabt. Und da sind die Erlöse aus dem nun anstehenden Afrika-Cup nicht mit dabei.
Saudi-Arabien als neuer Geldgeber beim Afrika-Cup
Das Plus rund um das Turnier in der Elfenbeinküste wird noch einmal immens sein. Was auch daran liegt, dass der afrikanische Fußball für viele Märkte immer interessanter wird. "Vor allem Saudi-Arabien hat eine Investitions-Offensive in Afrika gestartet", erklärt Finanzexperte Mario Leo.
Die saudische Tourismusbehörde "Visit Saudi" ist kürzlich als Hauptsponsor in die neue afrikanische Super League (vergleichbar mit der Champions League in Europa) eingestiegen. Ein Deal mit der saudischen Ölfirma Aramco ist über den Fußball-Weltverband FIFA auf dem Weg.
"Follower als Währung" - Mario Leo
Fußball als Eintrittskarte zu Lithium, Kobalt und Kupfer
Es geht in diesen Partnerschaften immer auch viel um Ölexporte und Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Lithium, Kobalt und Kupfer, die der Golfstaat dringend für den Ausbau seiner Wirtschaftskraft benötigt. In Afrika ist so etwas zu bekommen.
Auch unter diesem Aspekt muss die saudische Partnerschaft mit Ägypten beim Bau einer Megacity gesehen werden. Und dass der saudische Fußballverband Mauretanien beim Aufbau einer Fußball-Infrastruktur unter die Arme greift, ist da nur eine Randnotiz.
Eine womöglich noch wichtigere Währung als Sponsorenkennzahlen sind in diesen Zeiten die TV-Rechte und die Social-Media-Verknüpfungen mit den Fans. Und hier sieht Mario Leo enormes Potenzial auf dem Kontinent: "Das Potenzial der afrikanischen Fangemeinde ist riesig. Saudi-Arabien mit seiner neuen Profiliga möchte da hineinstoßen und investiert enorm. Man will die Saudi Pro League als ernsthafte TV-Konkurrenz zur Premier League aufbauen."
Social-Media-Follower sind die neue Währung
Leo fungiert seit vielen Jahren als Experte und Berater für Sportverbände und -vereine auf der ganzen Welt. Für ihn sind die Zahlen der Facebook-, Twitter(X)-, Instagram- und You Tube-Communities die "Währung von morgen". "Ein gutes Beispiel ist der Vereinswechsel von Riyad Mahrez im vergangenen Sommer", findet Leo.
Riyad Mahrez
Als der algerische Nationalspieler von Manchester City in die saudische Pro League zu Al Ahli wechselte, verlor der englische Meister innerhalb einer Woche über eine Million Follower auf Instagram. "Die haben sich alle bei City entfreundet und sind als persönliche Fans von Mahrez zu Al Ahli weitergezogen", sagt Leo.
Mahrez wie Ronaldo - die Fans wandern
Der wirtschaftliche Wert von Followern. Prägnant und beispielhaft war das schon 2018, als Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin wechselte. Er löste damals einen digitalen Tsunami aus: Allein in den ersten vier Wochen nach Bekanntgabe des Ronaldo-Transfers gewann Juventus 350.000 neue Follower auf Twitter hinzu, 500.000 neue Follower auf YouTube, 1,7 Millionen neue Follower auf Facebook und unglaubliche 3,5 Millionen neue Follower auf Instagram.
Innerhalb von drei Wochen stieg Turins Aktienkurs um über 30 Prozent. Leo findet: "Das sind in der heutigen Wirtschaftswelt Werte, die von den Vereinen und Verbänden immer noch häufig unterschätzt werden."
Nord-Süd-Gefälle in Afrika
Der afrikanische Markt ist in den digitalen Plattformen noch häufig Niemandsland. Nur ein Bruchteil der Nationalmannschaften unterhält überhaupt eigene Kanäle. Wenn sie es tun, sind die Zahlen enorm unterschiedlich.
Nation | Follower insgesamt | ||
---|---|---|---|
Marokko | 7,3 Mio | 1,0 Mio | 6,2 Mio |
Algerien | 6,2 Mio | 1,2 Mio | 1,8 Mio |
Ägypten | 3,9 Mio | 1,3 Mio | 460.000 |
Senegal | 1,4 Mio | 340.000 | 530.000 |
Äquatorialguinea | 17.000 | 13.000 | 793 |
Während die großen Nationanen aus dem Norden wie Marokko, Algerien, Ägypten und Tunesien über Follower in Millionenzahlen auf allen verfügbaren Plattformen verfügen, sind die westafrikanischen Fußballnationen nach wie vor nur rudimentär vertreten. Und das, obwohl ihre Fans zu den leidenschaftlichsten der Welt gehören.
"Fußball ist im afrikanischen Alltag zum TV-Sport geworden. Man schaut die Premier League, Spanien und ein bisschen Italien - die heimischen Ligen sind für die Fans vergleichsweise total uninteressant", sagt Mario Leo.
Großklubs bringen Fans zu Nationalteams mit
Anders ist das im Norden, wo die heimischen Klubs und mithin auch die Nationalteams große und treue Fangemeinden hinter sich wissen. Vereine wi Al Ahly in Ägypten, Esperance in Tunesien und Raja Casablanca in Marokko haben Hunderttausende von Fans - die auch auf Social-Media-Plattformen aktiv sind.
Davon profitieren auch die Nationalteams, denn die Stars, die in der heimischen Liga umjubelt werden, nehmen ihre Fans zu den Nationalteams mit. So ist Marokko unter den 24 Teilnehmernationen des Afrika-Cups mit über sieben Millionen Followern auf den unterschiedlichen Kanälen führend vor Algerien und Ägypten.
Gefälle: Sieben Millionen zu 17.000
Weit abgeschlagen rangiert das derzeit beste Team Westafrikas, der Senegal, der nur einen Bruchteil dieser Zahlen in den Kanälen aufbringt. Die meisten Nationen unterhalten überhaupt nur Verbands-Kanäle, die einzelnen Teams bleiben blank.
Zur Verdeutlichung: Angola hat insgesamt gerade einmal 31.000 Fans auf seinen Social-Media-Kanälen, Äquatorialguinea sogar nur gut 17.000 - geradezu lächerliche Zahlen verglichen mit den Millionenwerten der Teams aus dem Norden. Ein Trost für all jene, denen solche Zahlen suspekt sind: Das Gruppenspiel zwischen Algerien und Angola wird am 15. Januar immer noch auf dem Rasen entschieden.