Deutsche Bahnrad-Fahrerin Lea Friedrich

Bahnradsport Silber - Friedrich sprintet auf dem Oval zu Edelmetall

Stand: 11.08.2024 14:52 Uhr

Lea Friedrich hat die Silbermedaille im Bahnrad-Sprint-Wettbewerb der Frauen gewonnen. Die Bundespolizistin aus Norddeutschland unterlag im Finale der Neuseeländerin Ellesse Andrews deutlich. Die zweimalige Sprint-Weltmeisterin Emma Hinze war am Samstag im Viertelfinale ausgeschieden und dabei an Andrews gescheitert.

Silber in der Königsdisziplin Sprint, das war zum einen ein persönlicher Triumph und die erste olympische Einzelmedaille. Vor Jahren war Friedrich aus ihrer Heimatstadt Dassow in Mecklenburg-Vorpommern nach Cottbus gezogen, um ihre sportlichen Voraussetzungen zu optimieren. "Ich habe meine Heimat verlassen, um hier ganz oben stehen zu können", sagte sie mit brüchiger Stimme, ihren Eltern sei sie "sehr dankbar".

Erste Einzelmedaille seit 2016

Die 24 Jahre alte Bahnradsportlerin, die bereits Bronze im Teamsprint geholt hatte, sorgte für die erste Einzelmedaille im Radsport seit Kristina Vogel, die 2016 in Rio de Janeiro in einem legendären Finale Gold in der Königsdisziplin Sprint gewann.

Die Bahnwettbewerbe waren für den Bund Deutscher Radfahrer bis zum Schlusstag ein Wechselbad der Gefühle. Weltrekorde und Enttäuschungen wechselten sich ab, eine Bronzemedaille im Teamsprint der Frauen oder das Sturzpech von Theo Reinhardt im Madison der Männer - die Wettkämpfe in Paris 2024 hatten für die insgesamt 15 deutschen Athletinnen und Athleten so ziemlich alles bereitgehalten.

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Alle Hoffnungen auf Friedrich

Auf Friedrich ruhten am Sonntag die Hoffnungen, dass das Team doch noch mit der ersehnten Goldmedaille die Heimreise würde antreten können. Die achtfache Weltmeisterin hatte in der Qualifikation zum Sprint einen neuen Fabel-Weltrekord auf die Bahn gelegt, nachdem sie zuvor im Keirin-Wettbewerb im Halbfinale nach einem taktischen Fehler ausgeschieden war.

Nun also die zweite Chance für Friedrich, die im Sprint-Halbfinale auf die Niederländerin Hetty van de Wouw traf. Zwei Siege braucht man in diesem Wettbewerb ab dem Viertelfinale, um sich im K.o-Duell durchzusetzen und eine Runde weiter zu kommen.

Niederländerin gewinnt Lauf eins, Friedrich kontert

Im ersten Lauf versuchte Friedrich, das Duell schlicht von vorn zu gewinnen. Sie ging in die Führungsposition, was sich am Ende nicht auszahlte, denn die Niederländerin zog im Sprint aus dem Windschatten noch an ihr vorbei. Es stand 1:0 für Oranje - Friedrich musste den zweiten Lauf zwingend für sich entscheiden, um einen Entscheidungslauf herbeizuführen.

Das gelang ihr. Auch, weil sie es diesmal taktisch etwas klüger anging. Sie überließ der Niederländerin zunächst die Führung und lauerte ihrerseits in der zweiten Position. Und als es dann in den finalen Sprint ging, konnte sie recht souverän aus dem Windschatten heraus an der Konkurrentin vorbeiziehen.

Friedrich gewinnt den Entscheidungsdurchgang

Der dritte Durchgang musste also die Entscheidung bringen. Natürlich: Es war nun eine reine Nervensache. Friedrich hatte in der Qualifikation bewiesen, dass sie deutlich schneller ist als ihre Kontrahentin. Jetzt musste sie das im Zweikampf auch auf die Bahn bringen.

Wie im zweiten Lauf drängte sie die Niederländerin in die Führungsposition - es hatte sich ja bewährt. Und wie zuvor verwandelte sie diesen kleinen Vorteil in den entscheidenden Vorsprung - fuhr aus dem Windschatten souverän an van de Wouw vorbei und ins Finale. In dem sie am Nachmittag auf die Neuseeländerin Ellesse Andrews traf.

Andrews im Finale zu stark

Die Neuseeländerin Andrews, die in ihrem Halbfinale die Britin Emma Finucane besiegt hatte, erwies sich aber im ersten Durchgang des Finales als zu stark. Die 24-Jährige fuhr das Rennen von vorn, bewies auf der letzten Geraden aber derart viel Stehkraft, dass es für Friedrich kein Vorbeikommen gab.

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Ähnlich das zweite Rennen: Auch hier zeigte sich Andrews überlegen und fuhr der Deutschen auf der letzten Runde davon. Resultat: Gold für Neuseeland, Silber für Deutschland, Bronze ging an Emma Finucane aus Großbritannien.

Omnium - Brauße nicht vorn dabei

Im Scratch, dem ersten Wettbewerb im Omnium-Vierkampf der Frauen, belegte die deutsche Vertreterin Franziska Brauße Rang 18. Gerade einmal einen Rang vor ihr kam Favoritin Lotte Kopecky ins Ziel. Mit dem Temporennen, dem Ausscheidungsfahren und dem abschließenden Punktefahren folgten noch drei weitere Disziplinen. Die Punktbeste aus den vier Wettbewerben bekommt am Ende die Goldmedaille.

Im zweiten Wettbewerb, dem Tempofahren, ergatterte Brauße zumindest einen Punkt und schob sich damit in der Gesamtwertung vor auf Platz zwölf. Dritte Disziplin ist das Ausscheidungsfahren - bei dem am Ende jeder zweiten Runde die Letztplatzierte des Pelotons ausscheiden muss. Franziska Brauße erwischte es hier schon ganz früh.

Im abschließenden Punktefahren holte sich US-Amerikanerin Jennifer Valente die Goldmedaille, Silber ging nach einer Aufholjagd an die Polin Daria Pikulik vor Ally Wollaston aus Neuseeland. Brauße wurde letztlich 18.

Spiegel nach Sturz Neunter im Keirin

Der erste 20-jährige Luca Spiegel schaffte derweil eine Überraschung: Im Keirin-Wettbewerb belegte er im Viertelfinale in seinem Lauf Rang vier und zog damit ins Halbfinale ein. Dort allerdings kam für den jungen Athleten das Aus. Er stürzte im harten Kampf um die Positionen auf die Bahn und schied aus. Glücklicherweise war nur das Trikot ramponiert - Spiegel selbst konnte grüßend vom Holzoval gehen.

Und der junge Deutsche aus Kaiserslautern trat auch zum Platzierungsrennen noch einmal an - Platz neun war der Lohn einer starken Olympia-Premiere. Olympiasieger wurde der Niederländer Harrie Lavreysen. Das Finale wurde überschattet von einem weiteren schweren Sturz kurz vor der Ziellinie, in den drei Fahrer involviert wurden. Carlin Jack (Großbritannien) und Sinji Nakano (Japan) mussten anschließend minutenlang behandelt werden, bevor sie in den Innenraum begleitet wurden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 11.08.2024 | 19:15 Uhr