Afrika-Cup Finale furioso - der Kampf um Afrikas Fußballkrone
Elfenbeinküste gegen Nigeria - dem 34. Afrika-Cup steht am Sonntag (11.02.2024, ab 21 Uhr) ein Traumfinale bevor. Nicht nur die beteiligten Länder sind elektrisiert.
Es ist so eine Sache mit "Fußball-Märchen". Zuweilen wird der Begriff etwas überstrapaziert. Aber was da gerade in und mit der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup passiert, ist womöglich so am besten beschrieben.
Es ist schon märchenhaft, mit welcher Euphorie die Gastgeber vor drei Wochen in das Turnier gestartet sind. Und wie tief betrübt und verzweifelt sie waren, als ihr Team nach desaströser Vorrunde eigentlich schon ausgeschieden war. Nur unerwartet günstige Resultate in den anderen Gruppen hievten das Team, dessen Trainer Jean-Louis Gasset unterdessen entlassen worden war, doch noch als einen der am wenigsten schlechten Gruppendritten in die K.o.-Phase.
Trainer weg, plötzlich läuft's
Seither ist alles anders: Die Elfenbeinküste zog seit dem Achtelfinale von Sieg zu Sieg und steht plötzlich im Finale am Sonntag gegen Nigeria. Ein ganzes Land kommt aus dem Jubeltaumel gar nicht mehr heraus. Nächtelang wird gefeiert, die allgegenwärtig angebotenen orangenen Teamtrikots kosten auf der Straße wieder das Doppelte, und arbeiten geht gerade kaum noch jemand. Ein Land in Fußball-Ekstase.
Mittendrin: Sébastien Haller. Der hünenhafte Torjäger von Borussia Dortmund prangt ohnehin von jeder zweiten Werbetafel im Stadtbild der Metropole Abidjan - der 29-Jährige ist so etwas wie ein Fußballheld im Land. Allein: Zu Beginn des Turniers war er wegen den Folgen einer Sprunggelenksverletzung außen vor.
Sébastien Haller - jetzt mittendrin statt nur dabei
Erst mit Beginn der K.o.-Spiele konnte er zumindest phasenweise mitspielen. Im Halbfinale gegen die Demokratische Republik Kongo durfte er dann erstmals von Beginn an ran. Nun - der große Hoffnungsträger spielte gegen den Kongo beileibe nicht glanzvoll. Seine Bewegungen wirkten träge, nicht spritzig oder gar explosiv.
Die Fans der Elfenbeinküste jubeln euphorisch.
Dem BVB-Stürmer fehlt sichtlich noch die nötige Fitness, um wieder auf ein Level zu kommen, das ihn im Sommer 2022 für die Dortmunder Borussen so interessant gemacht hatte. Aber allein die Anwesenheit des 1,90 Meter großen Stürmers scheint den "Elefanten", wie das Team genannt wird, in diesen Tagen Sicherheit und irgendwie Selbstvertrauen zu verleihen.
Siegtreffer mit verkorkster Aktion
Im Halbfinale war sein Team dem Gegner überlegen. Aber vorn wollte trotz der Überlegenheit nicht viel gelingen. Haller selbst hatte kurz vor der Halbzeit eine glänzende Kopfballmöglichkeit liegen gelassen - genervt schüttelte er den Kopf, seine ohnehin selten positive Miene verdüsterte sich weiter.
Es schien ein wenig wie verhext. Doch dann segelte die Rechtsflanke von Max Gradel in den Strafraum. Die kongolesischen Abwehrspieler verschätzten sich und Haller nahm den Ball aus dem Hintergrund volley. Auch dieser Schuss misslang eigentlich, Haller hatte die Kugel irgendwie auch halb mit dem Schienbein getroffen. Dadurch bekam der Ball aber einen solchen Drall, dass er als Aufsetzer über Lionel Mpasi-Nzau, den Keeper des Kongo, hinweg ins Netz flog.
1:0 für die Elfenbeinküste. Es sollte reichen. Der Gegner hatte nicht mehr genug Energie, um in den restlichen Minuten noch einmal zurückzuschlagen.
Gegner Nigeria - hinten dicht, vorne stark
Nun also Finale - mit Haller wahrscheinlich und gegen Nigeria. Auch die "Super Eagles" waren eher im Krisenmodus, als sie nach schlechten Vorbereitungsresultaten zum Auftakt gegen Äquatorialguinea mal so gerade zu einem Remis (1:1) kamen. Danach aber setzte sich das ausgeklügelte Defensivsystem des zwischenzeitlich recht unbeliebten Trainers Jose Peseiro mehr und mehr durch.
Nigeria hat im gesamten Turnierverlauf gerade einmal zwei Gegentore kassiert - und vorn verhelfen meist die überdurchschnittlich stark agierenden Stürmer Ademola Lookman (Atalanta Bergamo, ehemals RB Leipzig) und Victor Osimhen (SSC Neapel) zu dem einen Treffer, der in der Regel spielentscheidend ausreicht. Fakt ist: Es treffen zwei große afrikanische Fußballnationen aufeinander. Und das Spektakel ist garantiert. Vielleicht sogar wieder ein Märchen. Egal, wie es ausgeht.