Afrika-Cup Marokko - Aus im Achtelfinale, die WM 2030 im Blick
Der Afrika-Cup 2024 ist nicht das Turnier Nordafrikas. Im Achtelfinale ist jetzt auch Marokko gescheitert. Aber das soll die "Löwen vom Atlas" nicht von ihrem Ziel abbringen - der WM 2030.
Walid Regragui war am Dienstag wieder dabei, als sein Team versuchte, die Ehre der nordafrikanischen Nationalmannschaften beim 34. Afrika-Cup zu retten. Doch daraus wurde nichts. Auch für Marokko war im Achtelfinale Endstation. Der WM-Vierte von 2022 unterlag überraschend Südafrika mit 0:2 (0:1).
Marokko hatte sich eigentlich aufgemacht, im tropischen Klima der Elfenbeinküste den ungewohnten Bedingungen zu trotzen. Unter der Leitung solch erfahrener Kräfte wie dem Ex-Dortmunder Achraf Hakimi und dem aktuell für Galatasaray auflaufenden Hakim Ziyech legte das Team von Trainer Walid Regragui in der Vorrunde eine beeindruckend seriöse und effiziente Vorstellung hin, die eigentlich nur einen Schluss zuließ: Wer diesmal den Titel des Afrikameisters holen will, muss Marokko bezwingen. Doch auch der 13. der Weltrangliste musste wie seine Nachbarstaaten frühzeitig die Segel streichen.
Große Träume am Atlas
Der Afrika-Cup 2024 ist das eine - aber in Marokko schauen sie im Moment sogar nach viel höheren Zielen. Seit klar ist, dass das nordafrikanische Königreich die WM 2030 gemeinsam mit Spanien und Portugal ausrichten darf, blühen die wildesten Träume am Atlas. Zuvor richtet das Königreich 2025 zudem den nächsten Afrika-Cup aus.
Ganz Afrika hofft schon seit Jahren darauf, dass endlich eines ihrer Teams stark genug für den Weltmeistertitel sein könnte. Die großen Stars der Vergangenheit wie Roger Milla und Samuel Eto’o (Kamerun), Didier Drogba (Elfenbeinküste) und Sadio Mané (Senegal) haben viel Lob für ihre Auftritte auf der Weltbühne bekommen, doch ernsthaft für den WM-Titel in Frage kamen ihre Mannschaften nie.
Effizient und diszipliniert
Marokko wird dies zugetraut. Was einerseits daran liegt, dass der aktuelle Kader kaum einzelne Stars aufweist, von denen das Team abhängig wäre. Vielmehr kommt Marokko als eingespielte Einheit daher, die sehr effizient und diszipliniert auftritt. Das Team spielt keinen Hurra-Fußball, sondern beschränkt und konzentriert sich auf die nötigen Dinge.
Zweitens – und das erscheint in Blickrichtung 2030 noch viel wichtiger: Es drängen quasi pausenlos neue talentierte Spieler dazu, denen eine große Zukunft vorhergesagt wird. Elyesse Ben Seghir (18) hat marokkanische Wurzeln, wurde aber in Monacos Jugend-Akademie ausgebildet. Schon mit 17 gelang ihm für Monacos A-Team ein Doppelpack in einem Ligamatch gegen Auxerre. Iliyes Housni (19) ist ebenfalls Angreifer, er wurde bei Paris St. Germain ausgebildet und wäre ebenfalls für Marokko spielberechtigt und muss sich wie Ben Seghir noch entscheiden, ob er künftig für Frankreich oder Marokko auflaufen möchte.
Marokkos Team hat die WM 20230 im Blick
Talente zuhauf
Bei den nächsten drei ist die Entscheidung schon pro Marokko gefallen: Chadi Riad (20) wuchs in Spanien auf, der Abwehrspieler lernte das Spiel in der legendären Jugendakademie La Masia vom FC Barcelona, spielt heute für Betis. Bilal El Khannous (19) lernte beim KRC Genk in Belgien, der rechte Flügelspieler Ismail Saibari (23) wurde bei PSV Eindhoven in den Niederlanden ausgebildet.
Doch nicht nur im Ausland wird nach Talenten gescoutet. Marokkos Regierung hat in den letzten Jahren viele Millionen US-Dollar in die systematische Entwicklung des Fußballs im eigenen Land investiert. Es wurde seit 2010 ein Förderprogramm implementiert, das einzigartig in Afrika ist. Seinerzeit wurde in Sala Al Jadida, einem Vorort Rabats, mit der "Mohammed VI Football Academy" ein Trainingszentrum modernster Prägung eröffnet. Auf einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern entstanden auf königliche Kosten beste Ausbildungsbedingungen für 50 Nachwuchsfußballer.
Hervorragende Bedingungen in der Akademie
Die Akademie ist baulich an das marokkanische Kulturerbe angelehnt. Die Form ähnelt einem traditionellen Douar mit einem zentralen Dorfplatz, der von fünf Gebäuden umgeben ist. Jedes Gebäude erfüllt dabei eine bestimmte Funktion: Unterkunft, Bildung, medizinische Einrichtung und Kantine. Eine Schule mit zehn Klassenräumen sowie einem Sprach- und Informatikraum bietet ein dreistufiges Programm für die Auszubildenden an. Das Lehrangebot der Akademie wird dabei vom Kultusministerium unterstützt.
Eingebettet in die Anlage wurden vier nach Fifa-Richtlinien erbaute Stadien, sowie ein Kunstrasenfeld, ein Kleinfeld, vier Umkleideräume und ein spezieller Trainingsbereich für Torhüter. Alles ist nach modernsten Anforderungen eingerichtet: Das medizinische Zentrum besteht aus einer Klinik, einer Praxis für Physiotherapeuten und einem sogenannten "Balneotherapie-Pool". Hier wird Wasser aus heißen Quellen zur Thermaltherapie bei ausgelaugten Sportlern genutzt.
Jugend-Akademien im ganzen Land
Die ersten Auszubildenden wurden 2010 aus der Region rund um Rabat zusammengezogen und fortan systematisch gefördert. Zudem wurde das Gelände als permanenter Campus für Trainingslager der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft genutzt. Ähnliche Anlagen entstanden anschließend bis 2015 in Agadir, Tanger und Saidia.
Die Erfolge dieser Maßnahmen sind nicht zu verkennen - siehe WM-Erfolg. Aber auch im Juniorenbereich sind erste Erfolge sichtbar geworden. Bei der U17-WM 2023, die Deutschland gewann, zeigte sich bereits, dass Marokkos Jugendarbeit allmählich Früchte trägt. Das Team stieß bis ins Viertelfinale vor, wo man Mali nur knapp und unglücklich mit 0:1 unterlag. Spieler wie Verteidiger Abdelhamid Ait Boudlal und Stürmer Zakaria Ouazane haben für großes Aufsehen gesorgt, ebenso wie Torhüter Taha Benrhozil. Sie werden künftig im Fokus stehen - 2030 ist im Blick. Trotz des frühen Aus beim Afrika-Cup in der Elfenbeinküste.