UEFA-Kongress Klaveness scheitert bei Wahl in den UEFA-Vorstand
Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness wollte als erste Frau ohne Quote in das UEFA-Exekutivkomitee gewählt werden. Sie unterlag trotz eines bemerkenswerten Wahlkampfs.
Das wichtigste Gremium im europäischen Fußball bleibt damit bei seinen bisherigen Verhältnissen, in denen 19 der 20 Mitglieder männlich sind. Klaveness führte einen sehr öffentlichen Wahlkampf, trat häufig in Medien auf und warb für mehr Weiblichkeit in den Gremien, aber auch für andere Themen. Die 41-Jährige sprach mit rund 40 der 55 Verbandspräsidenten in Europa, besuchte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin in Slowenien.
Doch Klaveness unterlag den männlichen Mitbewerbern beim UEFA-Kongress in Lissabon am Mittwoch (05.04.2023). Sie bekam nur 18 Stimmen von 55 möglichen Stimmen. Sie gab sich im Anschluss kämpferisch. "Ich werde 2025 nochmal antreten", sagte sie im Gespräch mit der Sportschau in Portugal: "Ich hoffe, dass es dann kein Thema mehr ist, dass eine Frau zur Wahl steht. Ich habe viele Nachrichten von Mädchen und Frauen bekommen, die repräsentiert werden wollen."
Vergabe der Frauen-EM als Hinweis
Dass es eine wenig erfolgreiche Reise für Klaveness werden würde, zeichnete sich bereits am Vortag ab. Bei der Vergabe der EM 2025 der Frauen verlor eine gemeinsame Bewerbung Norwegens mit Dänemark, Schweden und Finnland im letzten Wahlgang gegen die Schweiz mit 4:9. Im Exekutivkomitee sitzen mit Karl-Erik Nilsson aus Schweden und Jesper Möller aus Dänemark zwei Beteiligte, die ihren Einfluss offensichtlich nicht nutzen konnten.
Für Klaveness ist vielleicht auch diese skandinavische Repräsentanz ein Problem gewesen. Nilsson ist bis 2025 gewählt. Neben Klaveness stand Möller zur Wiederwahl. Es galt im Vorfeld als unwahrscheinlich, dass in der Versammlung zwei Bewerbungen aus Skandinavien erfolgreich sein werden.
Person | Land | Stimmen |
---|---|---|
Armand Duka* | Albanien | 45 |
Jesper Möller* | Dänemark | 42 |
Petr Fousek* | Tschechien | 40 |
Levan Kobiaschwili* | Georgien | 40 |
Luis Rubiales* | Spanien | 40 |
Philippe Diallo* | Frankreich | 37 |
Andrii Pavelko* | Ukraine | 31 |
Hugo Quaderer | Liechtenstein | 25 |
Björn Vassallo | Malta | 25 |
Lise Klaveness | Norwegen | 18 |
Rod Petrie | Schottland | 15 |
* gewählt
** Darüber hinaus zog Laura McAllister (Wales) ohne Gegenkandidatin für den weiblichen Platz in das Gremium ein. Hans-Joachim Watzke (Deutschland) steht ohne Gegenkandidat für die restlichen zwei Jahre der Amtszeit von Rainer Koch (Deutschland) an, der auf Wunsch des DFB aus dem Gremium ausschied.
Klaveness: Kampf für Menschenrechte in der FIFA
Klaveness forderte immer wieder die FIFA öffentlich heraus, ob auf der Bühne mit einer Rede beim Kongress in Doha in Katar oder zuletzt mit der Durchsetzung einer Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Zuge der Vorbereitungen auf die WM 2022 in Katar. Sie galt in Sachen Katar als ein Stein im Schuh von FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Die Statuten der UEFA sehen im Exekutivkomitee einen Quotenplatz für eine Frau vor. Klaveness bewarb sich aber ausdrücklich für einen der anderen Plätze. Den einzigen für eine Frau reservierten Platz bekam Laura McAllister aus Wales, die ohne Gegenkandidatin gewählt wurde.
Debbie Hewitt als zweite Frau im FIFA-Rat
Im FIFA-Rat, in dem der UEFA neun Plätze zustehen, wird es dagegen künftig zwei Frauen aus Europa geben. Evelina Christillin aus Italien hält den Quotenplatz für eine Frau. Daneben gibt es eine andere Art von Quotenplatz für die Verbände aus dem Vereinigten Königreich - England, Nordirland, Wales und Schottland steht laut Statuten generell ein Platz im FIFA-Rat zu, der zugleich ein Posten als Vize unter dem FIFA-Präsidenten ist. Der Nordire David Martin hatte Englands Greg Clarke nach einem Rassismusskandal ersetzt.
Die Vorsitzende des englischen Verbands, Debbie Hewitt
Mittlerweile ist Debbie Hewitt Vorsitzende des englischen Verbands und holte in einer Abstimmung gegen Martin den britischen Quotenplatz für England zurück. Sie gewann mit 39:16 - der erste Wahlerfolg einer Frau in der UEFA gegen einen Mann. "Frauen bilden 50 Prozent der Bevölkerung. Es ist richtig und logisch, dass wir repräsentiert werden müssen", sagte Hewitt in Lissabon im Gespräch mit der Sportschau.