Frauen-Bundesliga Duell der Aufsteigerinnen - Tradition versus Kommerz?
Zum ersten Mal in der Geschichte der Fußball-Bundesliga der Frauen treffen die beiden Aufsteiger aus Nürnberg und Leipzig aufeinander (08.12.2023, 18.30 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de). Doch während der eine Klub als Traditionsverein gilt, muss sich der andere mit Kommerzvorwürfen beschäftigen.
Unterschiedlicher hätte der Weg in die Frauen-Bundesliga für die beiden Aufsteiger aus Nürnberg und Leipzig nicht sein können. Denn während letzterer bereits sechs Spieltage vor Saisonschluss mit den Planungen für die höchste Spielklasse im deutschen Frauenfußball beginnen konnte, musste Nürnberg bis zur letzten Minute zittern. Doch nicht nur die Art und Weise des Aufstiegs unterscheidet die beiden Teams.
Nürnberg nach langer Zeit wieder zurück
Für den 1. FC Nürnberg bedeutete der Aufstieg eine Rückkehr - vor 24 Jahren spielten die "Clubberinnen" nämlich schon einmal in der Frauen-Bundesliga, nach einer Saison stiegen sie aber direkt wieder ab. Gegründet wurde die Frauenabteilung bereits 1988, in den 1990er Jahren etablierte sich Nürnberg hinter Bayern München und dem FC Wacker München sogar als drittstärkste Kraft in Bayern. Auf den Bundesliga-Abstieg des Traditionsvereins folgte jedoch eine lange Durststrecke.
Ganz anders RB Leipzig. Der Verein kündigte erst vor rund sieben Jahren die Gründung seines Frauenteams an, innerhalb von fünf Jahren sollte spätestens das Ziel Bundesliga erreicht werden. Eingestiegen ist RB Leipzig sodann zur Saison 2016/2017 in die Landesliga Sachsen, also in die vierte Liga im deutschen Frauenfußball. Allerdings nicht ohne Misstöne.
Proteste und Ausschluss von RB Leipzig
Denn eigentlich müssten Vereine ihre neu gegründeten Teams eine Liga tiefer melden. Doch Leipzig gab an, in einer Spielgemeinschaft mit dem damaligen Landesligisten Leipziger FC 07 antreten zu wollen, was der Sächsische Fußballverband (SFV) absegnete. Nur löste RB Leipzig wenige Wochen später diese Spielgemeinschaft wieder auf und übernahm das alleinige Startrecht für die Landesliga. Auch das erlaubte der SFV. Doch die Kritik ließ nicht lange auf sich warten - genauso wenig wie die Proteste.
So boykottierte der Bischofswerdaer FV 08 seine Ligapartie gegen Leipzig, da diese anstatt der angekündigten Nachwuchsspielerinnen hauptsächlich Ex-Spielerinnen des Zweitliga-Absteigers FFV Leipzig in ihrem Kader hatten. Am Ende durfte Leipzig in der Landesliga bleiben, jedoch unter Auflagen, welche beispielsweise die Anzahl von Jugendspielerinnen betrafen. Den Ausschluss aus dem sächsischen Landespokal konnten aber weder RB Leipzig noch der SFV verhindern.
RB-Trainer Uzun gibt sich unbeeindruckt
Vieles davon erinnert an die Gründung des Männerteams von RB Leipzig einige Jahre zuvor, als der Klub den SSV Markranstädt samt Lizenz für die fünftklassige Oberliga übernahm. Bis heute steht RB Leipzig für dieses Vorgehen, aber auch aufgrund seiner Strukturen – unter anderem gibt es nur 20 stimmberechtigte Mitglieder – sowie der Finanzierung durch einen Getränkehersteller in der Kritik. RB-Trainer Saban Uzun lassen diese Kommerzvorwürfe jedoch kalt. "Vereinzelte Stimmen gegen uns wird es immer geben, aber die gibt es ja überall", so Uzun gegenüber der Sportschau.
Stattdessen freue er sich lieber darüber, dass RB Leipzig durch sein Engagement für den Frauenfußball viel Zuspruch bekomme. Die Premieren-Saison in der Frauen-Bundesliga könnte jedoch besser laufen, erst ein Sieg steht zu Buche, die Abstiegsränge sind gefährlich nah. Kein Grund für Uzun, beunruhigt zu sein. "Die Saison verläuft wie erwartet. Wir wussten, was auf uns zukommt und so gesehen sind wir im Soll", sagt der RB-Trainer. Und fügt hinzu: "Wir spielen darum, in der Liga zu bleiben. Und das wird uns auch gelingen."
Nürnberg kämpft um Klassenerhalt
Den Ligaverbleib schaffen, das ist auch das große Ziel des 1. FC Nürnberg. Momentan finden sich die Franken aber lediglich auf dem vorletzten Platz der Tabelle wieder. "Wir wussten, dass es hart wird", sagt Thomas Oostendorp, seit dieser Saison Trainer in Nürnberg, der Sportschau. "Zwar haben sich meine Erwartungen bis jetzt komplett erfüllt, aber sicherlich hat der ein oder andere von ein paar Punkten mehr geträumt. Unser Ziel können wir trotzdem erreichen."
Erschwert wird das Vorhaben Klassenerhalt nicht nur vom monatelangen Ausfall von Kapitänin Lea Paulick sowie Top-Torschützin Nastassja Lein. Das Team des 1. FC Nürnberg ist auch noch das zweitjüngste der Frauen-Bundesliga, mit einem Kaderwert von 430.000 Euro lässt der Klub nur Tabellenschlusslicht Duisburg hinter sich. Dessen ist sich Oostendorp, der mit 30 Jahren außerdem der jüngste Trainer der Bundesliga ist, bewusst. "Wir können unser Team nicht in einer Saison auf ein Level wie Wolfsburg oder Bayern heben."
Kleine Spitze gegen Leipzig
Wer nun aber denkt, dass Leipzig so viel besser aufgestellt ist, irrt: Der RB-Kader ist 535.000 Euro wert und liegt damit auf Platz neun in der Liga. Im Vergleich kommen Bayern und Wolfsburg auf das sechsfache. Über das tatsächliche Budget wollten allerdings weder Nürnberg noch Leipzig gegenüber der Sportschau Auskunft geben.
Die Diskussionen rund um RB Leipzig hat auch der aus den Niederlanden stammende Oostendorp mitbekommen, er wolle sich aber eher auf die sportlichen Themen konzentrieren. Eine kleine Spitze gegen Leipzig konnte er sich aber dennoch nicht verkneifen: "Mir persönlich gefallen Traditionsvereine wie der 1. FC Nürnberg, in dem es Mitglieder gibt, die abstimmen und Einfluss nehmen können."