FIFA WM 2022 Typisch Japan - der Trainer erobert die Herzen mit Geduld
Vom umstrittenen Trainer zum Helden in Japan: Der Sieg gegen Deutschland hat Chefcoach Hajime Moriyasu auf eine neue Stufe gehoben und alle Kritiker verstummen lassen.
Wäre es nach vielen japanischen Fans gegangen, wäre die Weltmeisterschaft in Katar ohne Hajime Moriyasu über die Bühne gegangen. Der 54-jährige Nationaltrainer stand nach Niederlagen in der WM-Qualifikation gegen Oman und Saudi-Arabien in der Kritik.
Nicht wenige Funktionäre forderten im Herbst 2021 seine Entlassung. Auch bei den Fans war der als eigensinnig geltende Moriyasu in Ungnade gefallen. Die Hoffnung, dass er der richtige Mann sein kann, schwand.
Moriyasus Meisterstück
Erst eine Erfolgsserie, die Japan sicher zur WM brachte, sorgte für Ruhe im Umfeld. Seit dem Sieg gegen Deutschland sind nun auch die letzten Kritiker verstummt. Mit einem Taktik-Kniff und dem glücklichen Händchen bei seinen Einwechslungen - die beiden Joker Ritsu Doan und Takuma Asano trafen - ebnete der 35-malige Nationalspieler den Weg zu diesem Coup.
Deutschland findet kein Mittel gegen Fünferkette
Beim historischen 2:1 gegen die DFB-Elf hatte Moriyasu bei 0:1-Rückstand in der Halbzeit auf eine Fünferabwehrkette umgestellt. Auf diesen Schachzug fand Flick keine Antwort, der Rest ist bekannt.
Vorzeitiger Achtelfinaleinzug möglich
Der viermalige Asienmeister hat jetzt eine Luxusausgangslage in der Gruppe E, könnte am Sonntag (27.11.2022, 11.00 Uhr) mit einem Sieg gegen Costa Rica vorzeitig in die K.o.-Runde einziehen, falls Deutschland nicht gegen Spanien gewinnt.
Die Statistik spricht für Japan
Die Statistik spricht dabei für die "Blue Samurai". Bisher hat Japan immer dann die Gruppenphase einer Weltmeisterschaft überstanden, wenn das erste Spiel gewonnen wurde. Doch allein das reicht den Ansprüchen nicht mehr. Japan will erstmals in seiner WM-Geschichte ins Viertelfinale.
Abwegig ist das nicht. Der Fußball hat sich weiterentwickelt, viele Spieler spielen in internationalen Topligen und machen körperliche Nachteile mit technischen Fähigkeiten wett.
Beste Erinnerungen an Costa Rica
Und wenn nichts geht, gibt es ja noch den Taktikfuchs Moriyasu. "Wir sind noch nicht am Ende", kündigte er nach dem Überraschungscoup an und dürfte vor dem Duell gegen Costa Rica auch an sein Debüt denken. Am 11. September 2018 feierte er als Cheftrainer der A-Nationalmannschaft beim 3:0-Sieg ausgerechnet gegen Costa Rica einen Traumstart.
Trainer Hajime Moriyasu bei seinem Debüt gegen Costa Rica
Moriyasu - alles, nur kein Wandervogel
Seitdem wechselten sich Licht und Schatten ab bei dem Mann, der seine aktive Karriere 2003 mit 35 Jahren beendet hatte und direkt ins Trainergeschäft eingestiegen war. Er blieb bis 2010 Co-Trainer bei Sanfrecce Hiroshima, also bei jenem Klub für den er schon als Spieler lange aktiv war. Nach einem zweijährigen Abstecher als Co-Trainer nach Niigata kehrte er 2012 nach Hiroshima zurück, übernahm den Cheftrainerposten und führte das Team zu drei Meisterschaften.
Japan-Cheftrainer seit 2018
2017 begann sein steiler Aufstieg beim japanischen Verband. Moriyasu trainierte erst die U-Nationalmannschaften, wurde aber schon bei der Weltmeisterschaft 2018 zum Co-Trainer von Akira Nishino berufen. Nach dem Turnier beerbte Moriyasu seinen Chef und will jetzt bei der WM in Katar Historisches schaffen.