FIFA WM 2022 Deutschland verpatzt WM-Auftakt und verliert gegen Japan
Geführt, lange gut gespielt, aber verloren: Die deutsche Nationalmannschaft erlebt ein Debakel zum WM-Auftakt und verliert gegen Japan. Die Spieler des Spiels kommen vom SC Freiburg und dem VfL Bochum.
Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einer Niederlage in die WM in Katar gestartet. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick verlor ihr Auftaktspiel gegen Japan trotz vieler Chancen und verdienter Führung mit 1:2 (1:0) und muss schon jetzt um den Einzug ins Achtelfinale bangen.
Ilkay Gündogan traf für die DFB-Elf vom Punkt (33. Minute), dann drehten der Freiburger Ritsu Doan und der Bochumer Takuma Asano die Partie (75./84.). "Wir müssen jetzt gegen Spanien schon gewinnen. Das wollten wir uns eigentlich ersparen", sagte Thomas Müller nach Abpfiff am Sportschau-Mikrofon: "Jetzt haben wir den Salat."
Flick setzt auf Süle und Gündogan
Trainer Flick hatte sein Team im bewährten und mittlerweile wohl gesetzten 4-2-3-1-System aufs Feld geschickt. Ganz vorne sollte Kai Havertz die Angriffe der DFB-Elf in Tore ummünzen, ganz hinten sollte Manuel Neuer ohne "One Love"-Binde am Arm die Angriffe der Japaner abwehren.
Dazwischen setzte der Bundestrainer auf eine Viererkette mit David Raum, Nico Schlotterbeck, Antonio Rüdiger und Niklas Süle sowie auf jede Menge spielerische Qualität mit Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan, Jamal Musiala, Thomas Müller und Serge Gnabry. Ziel: Spiel machen, Spiel gewinnen.
DFB-Team zunächst dominant
Und diese Vorgaben wurden dann zumindest in den ersten 45 Minuten auch in die Tat umgesetzt. Vor dem Anpfiff bestimmten die Kapitänsbinden-Diskussionen das Geschehen abseits des Rasens, nach Anpfiff bestimmte dann die DFB-Auswahl das Geschehen auf dem Rasen.
Über 75 Prozent Ballbesitz
Die deutschen Spieler, die sich beim obligatorischen Mannschaftsbild den Mund zugehalten und damit seinen stummen Protest in Richtung der FIFA geschickt hatten, erspielten sich im ersten Durchgang mehr als 75 Prozent Ballbesitz und agierten dabei oft nach dem gleichen Muster: Im eigenen Ballbesitz rückte Linksverteidiger Raum mit in die Offensive und ermöglichte Musiala so mehr Freiheiten.
Die Viererkette wurde zu einer Dreierkette, Youngster Musiala fungierte als zweiter Spielmacher und kurbelte die Offensive vor allem durch die Mitte an. Einziger Haken: Wirkliche Chancen erspielte sich die DFB-Elf zunächst nicht.
Trotz Überlegenheit zu wenige Chance
Bis zum Strafraum der tief stehenden Japaner sah das deutsche Spiel zwar durchaus ansehnlich aus, im letzten Drittel fehlten gegen die vielbeinige Defensive aber Durchschlagskraft und Genauigkeit. Bezeichnend: Die gefährlichsten deutschen Szenen vor der Pause waren ein Kopfball von Rüdiger nach Eckball (17.), zwei Fernschüsse von Kimmich (42.) und Musiala (44.) sowie der erfolgreiche Elfmeter von Gündogan, den Raum nach schöner Seitenverlagerung von Kimmich herausgeholt hatte. Ein Tor aus Abseitsposition von Havertz in der Nachspielzeit zählte zudem korrekterweise nicht.
Hochverdiente Halbzeitführung
Da Japan nach vorne bis auf zwei Aktionen von Daizen Maeda, der ganz früh nach einem Ballverlust von Gündogan aus Abseitsposition traf (8.) und ganz spät einen Kopfball neben das Tor setzte (45.+6), gar nichts zeigte, war die Halbzeit-Führung der DFB-Elf hochverdient.
DFB-Elf betreibt Chancenwucher in zweiter Halbzeit
Nach Wiederanpfiff wagten sich die "Samurai Blue", die mit gleich fünf Deutschland-Legionären in der Startelf angetreten waren, dann etwas mehr aus der Deckung und gestalteten das Spiel mit einer veränderten taktischen Herangehensweise offener. Die Folge zunächst: Mehr Platz für die DFB-Elf und gleich mehrere gute Chancen.
Musiala wie einst Okocha - nur ohne Tor
Gnabry (47.) traf ebenso den Außenpfosten wie Gündogan (60.), Musiala zeigte zudem die schönste Einzelaktion der gesamten 90 Minuten (51.). Der 19-Jährige ließ bei einem Solo im Stil von Jay-Jay Okocha gleich mehrere Japaner stehen wie Slalomstangen. Im Gegensatz zum früheren Spieler von Eintracht Frankfurt setzte Musiala den Ball aber nicht ins, sondern neben das Tor.
Die DFB-Elf war und blieb das bessere Team. Da im Angriff die Effizienz fehlte und auch der eingewechselte Jonas Hofmann (70.) und erneut Gnabry (71.) beste Möglichkeiten ungenutzt ließen, blieben die Japaner aber im Spiel. Die Mannschaft von Trainer Hajime Moriyasu wurde mit zunehmender Spieldauer immer mutiger und kam ihrerseits zu Chancen.
Japans Bundesliga-Legionäre stoppen DFB-Elf
Nachdem zunächst Neuer noch einen Schuss von Junya Ito mit einer Weltklasse-Parade entschärfte (74.), war der deutsche Kapitän kurz später machtlos. Nach einem schönen Angriff der Japaner kam der Freiburger Doan wenige Minuten nach seiner Einwechslung frei zum Abschluss und bestrafte den deutschen Chancenwucher mit dem Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt sicherlich glücklich, aus heiterem Himmel kam der Treffer aber nicht.
Und es wurde aus Sicht der Japaner noch besser: Nur wenige Minuten später entwischte der ebenfalls eingewechselte Bochumer Asano dem Dortmunder Schlotterbeck und drehte die Partie mit einem Schuss aus spitzem Winkel komplett. Ein Schock für die DFB-Elf, von dem sie sich nicht mehr erholte.
Götze und Moukoko kommen zu spät
Trainer Flick ließ zwar nichts mehr unversucht und brachte in der Schlussphase auch noch Comebacker Mario Götze und Debütant Youssafa Moukoko. Am Ergebnis änderte sich aber auch trotz einer sehr guten Chance von Leon Goretzka (90.+3) nichts mehr. Die Wechsel kamen, sie kamen letztlich aber zu spät.
Im nächsten Spiel gegen Spanien am Sonntag (20 Uhr) geht es für Deutschland nun schon um alles. Wie 2018 droht das frühzeitige WM-Aus.