FIFA WM 2022 WM-Drama in Gruppe C - Polens Zittern, Mexikos Tränen
Die Emotionen hätten nach dem Finale der Gruppe C kaum unterschiedlicher sein können. Polen verteidigt und bejubelt eine 0:2-Niederlage, Mexiko stürmt furios und trauert trotz 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien.
Polen musste nach dem Schlusspfiff noch zittern. Während Argentiniens Spieler nach dem Spiel schon vor der Kurve mit den eigenen Fans sangen und jubelten, hatte sich die polnische Nationalmannschaft auf dem Spielfeld vor einem Smartphone versammelt. Denn nur 15 Kilometer entfernt lief noch die Partie zwischen Mexiko und Saudi-Arabien. Von diesem Ergebnis war abhängig, ob Polen ins WM-Achtelfinale vorrücken würde oder nicht.
Polen zittert nach Schlusspfiff um WM-Achtelfinaleinzug
Denn auf der anderen Seite der Doha-Bay stand es ebenfalls 2:0. Für Mexiko. Und bei genau diesem Spielstand wäre Polen aufgrund der Fairplaywertung weitergekommen. Polen hatte fünf, Mexiko sieben Gelbe Karten gesehen. Ein Tor für Mexiko hätte das Aus für Polen bedeutet.
Zwei Minuten standen die polnischen Spieler im Mittelkreis des Stadium 974 beisammen und zitterten, als plötzlich Robert Lewandowski die Arme in die Luft riss. Saudi-Arabien hatte getroffen.
Verfrühter Jubel nach Saudi-Arabiens 1:2
Doch an der Ausgangslage hatte sich eigentlich kaum etwas geändert. Mexiko brauchte ein Tor, um weiterzukommen - dann ganz ohne Fairplaywertung, sondern wegen der mehr geschossenen Tore. Das schien nicht ganz bei den polnischen Spielern und Fans angekommen zu sein, denn die feierten mehrheitlich schon, als im Lusail-Stadion der Schlusspfiff ertönte, der Polen tatsächlich erlöste und für Mexiko ein dramatisches WM-Aus bedeutete.
Lewandowski: Zum ersten Mal mit Niederlage zufrieden
"Ich habe gehört, dass Saudi-Arabien ein Tor geschossen hat und dachte, dass Mexiko nun zwei braucht. Aber das war ja gar nicht so. Das wurde mir nach zwei, drei Minuten klar", sagte Lewandowski im ZDF und resümierte: "Wir mussten dann nochmal kurz warten. Aber es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich nach einer Niederlage zufrieden sein kann."
Lewandowski als Verteidiger gegen Messi
Es waren kuriose Schlussphasen, die dieses Finale der Gruppe C lieferte. Während Mexiko im Lusail-Stadion trotz 2:0-Führung leidenschaftlich Angriffswelle nach Angriffswelle in Richtung saudisches Tor schickte und immer wieder an Torwart Mohammed Al Owais oder sich selbst scheiterte, mauerte sich Polen trotz 0:2-Rückstand hinten ein. Selbst Lewandowski stand tief in der eigenen Hälfte und stellte sich Messi und seinen Teamkollegen entgegen.
"Das war schon nicht so schön. Aber am Ende haben wir es geschafft", analysierte Polens Torwart Wojciech Szczesny, der nicht nur wegen seiner Elfmeter-Parade gegen Lionel Messi der beste Spieler im polnischen Dress war.
Polen offensiv nicht zu sehen
Und auf ihn kam es auch an, denn spätestens seit dem 2:0 von Julian Alvarez (67. Minute) stand Polens Nationaltrainer Czesław Michniewicz vor der Entscheidung: Angreifen und durch ein Tor selbst für eine bessere Ausgangsposition sorgen, oder verteidigen und hoffen, dass Messi nicht mehr trifft. Michniewicz entschied sich für die bedingungslose Defensive und hatte letztlich Erfolg.
Mexikos Álvarez: "Es gibt keine Worte"
15 Kilometer weiter wurde Mexiko trotz zahlloser Vollsprints bis tief in die Nachspielzeit und Dauerbeschuss des saudischen Tores nicht belohnt. "Es ist ein harter Schlag, es gibt keine Worte dafür. Die Mannschaft wollte es von der ersten Minute an, wir hatten viele Chancen und Möglichkeiten, Tore zu schießen. Leider konnten wir die nicht nutzen. Natürlich hinterlässt das einen sehr bitteren Geschmack", sagte Mexikos Verteidiger Edson Álvarez.
Einen bitteren Geschmack hatte nach eigenen Angaben auch Michniewicz im Mund, allerdings mit einem etwas besseren Nachgang: "Manchmal sind Niederlagen bittersüß", sagte er. Für ihn beginnt nun die Vorbereitung auf das Achtelfinale. Dort wartet dann Weltmeister Frankreich mit Kylian Mbappé. Gegen ihn wird dann Lewandowski bei einem 0:2-Rückstand sicher nicht verteidigen.