Krise im spanischen Verband RFEF FIFA und UEFA "besorgt" über Einmischung der spanischen Regierung
Die spanische Regierung hat die Amtsgeschäfte des spanischen Fußballverbands übernommen. Laut Statuten von FIFA und UEFA ist das verboten - beide äußern sich "besorgt".
Die spanische Regierung hatte am Donnerstag (25.04.2024) bekannt gegeben, den krisengeschüttelten nationalen Fußballverband (RFEF) unter ihre Aufsicht zu stellen. Es werde eine "Kommission zur Überwachung, Standardisierung und Repräsentation" unter der Leitung "unabhängiger Persönlichkeiten" eingerichtet, teilte der Nationale Sportrat (CSD), eine dem Sportministerium unterstellte Behörde, mit.
Der Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union (UEFA) reagierten "mit großer Sorge" auf diese Nachricht. Die FIFA und die UEFA wollen "zusätzliche Informationen einholen", um zu beurteilen, inwieweit der CSD "die Verpflichtung des RFEF beeinträchtigen könnte, seine Angelegenheiten unabhängig und ohne unzulässige staatliche Einmischung zu regeln".
FIFA und UEFA erlauben keine staatlichen Eingriffe in Verbandsgeschäfte
Hintergrund: Sowohl die Statuten der UEFA als auch die der FIFA verbieten eine Einmischung staatlicher Organe, der Verbände sollen unabhängig von politischer Einflussnahme agieren. In der Vergangenheit hatte die FIFA immer wieder Verbände suspendiert oder unter eigene Aufsicht gestellt, wenn es zu einer Einmischung durch die jeweiligen Staatsregierungen kam.
2022 suspendierte die FIFA die Verbände aus Simbabwe und Kenia nach der Einmischung der jeweiligen Regierungen. Zuletzt befand sich Brasiliens Verband wegen eines Eingriffs der brasilianischen Justiz in Gefahr einer Suspendierung, entging der Strafe aber.
Der spanische Sportrat teilte mit, dass aufgrund der sich häufenden Skandale "um das Image des spanischen Fußballs" fürchte. Er wolle der "ernsten Lage des RFEF" entgegenwirken, hieß es. Spanien bewirbt sich zusammen mit Marokko und Portugal um die Austragung der Weltmeisterschaft 2030. Es ist die einzige Bewerbung, der Zuschlag gilt als sicher.
EURO 2024 - wer würde im Ernstfall nachrücken?
Eine Suspendierung hätte zur Folge, dass der Verband in dieser Zeit sein Stimmrecht nicht ausüben und seine Teams nicht an Wettbewerben teilnehmen könnte. Spaniens Männer-Mannschaft ist für die EURO 2024 in Deutschland qualifiziert, die im Juni beginnt und soll dort in einer Gruppe mit Kroatien, Italien und Albanien spielen.
In den Regularien zur EM steht lediglich, dass in einem solchen Fall die Verwaltung der UEFA über einen Nachrücker entscheidet. Dabei sei zu berücksichtigen, wen Spanien zuvor aus dem Wettbewerb geworfen habe. Norwegen wurde in der Qualifikationsgruppe mit Spanien Dritter und verpasste das Turnier. In der Gesamtrangliste der Qualifkation wäre Griechenland das beste noch nicht qualifizierte Team. Doch noch steht eine Suspendierung nicht im Raum.
Verbandskrise hat Ursprung in Rubiales' Übergriff
Nach dem Skandal um den Übergriff gegen die Spielerin Jenni Hermoso bei der WM 2023 und den Korruptionsvorwürfen gegen den ehemaligen Verbandspräsidenten Luis Rubiales stehen nun auch nicht weiter definierte Anschuldigungen gegen seinen Interimsnachfolger Pedro Rocha im Raum.
Rocha soll laut eines Berichts des spanischen Sportgerichtshofs TAD Entscheidungen getroffen haben, die "über seinen Zuständigkeitsbereich hinausgehen". Bereits Anfang April hatten sich Vertreter der FIFA, der spanischen Regierung und des RFEF getroffen, um die Situation und den Umgang mit den Skandalen zu besprechen. Rocha ist derzeit der einzige Kandidat für die am 6. Mai eigentlich anstehende Neuwahl des Verbandspräsidenten.
Pedro Rocha