Späte Entscheidung in Wellington Japan spielt Norwegen aus und steht im WM-Viertelfinale
Japan steht im Viertelfinale der Frauen-WM. Die Asiatinnen, die problemlos durch die Vorrunde gestürmt waren, hatten am Samstag (05.08.2023) in Wellington mit Norwegen beim 3:1 (1:1)-Erfolg aber ihre liebe Mühe und Not.
Mit viel Glück und gerade einmal vier Punkten aus den drei Gruppenspielen hatte sich Norwegen nur aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber den punktgleichen Neuseeländerinnen für das Achtelfinale qualifiziert. Die Japanerinnen hingegen hatten begeistert. Drei Siege und 11:0-Tore sprachen nach der Vorrunde eine klare Sprache.
Norwegen mit extremer Defensiv-Formation
Entsprechend hatte Norwegen für das K.o.-Spiel gegen die flinken und beweglichen Asiatinnen eine einfache Taktik gewählt: kompaktes Verteidigen war angesagt. Eine Fünferkette in der hintersten Reihe wurde von einer tiefstehenden Viererkette davor unterstützt. Lediglich Stoßstürmerin Sophie Haug durfte vorne einsam ihre Kreise ziehen.
Die erste Möglichkeit für Japan nach nicht einmal einer Spielminute konnte die norwegische Defensive aber nicht verhindern. Mina Tanaka trat aus sechs Metern über den Ball, nachdem sich Aoba Fujino links fein durchgesetzt hatte.
Slapstick-Tor zum 1:0 für Japan
Norwegen stand tief, sehr tief. Und Japan lief an. Immer wieder versuchte es "Nadeshiko" über die Außen, links über Jun Endo, rechts über Fujino. Dennoch brauchte es eine unglückliche Slapstick-Einlage der Norwegerinnen, um den Führungstreffer zu markieren. In der 15. Minute hielt Abwehrspielerin Ingrid Engen unbedrängt ihr langes Bein in eine harmlose Flanke aus dem Halbfeld. Abgefälscht landete der Ball zum 1:0 im rechten unteren Eck des norwegischen Tores. Keeperin Aurora Mikalsen war der Kugel vergeblich hinterher gehechtet.
Norwegen hoch und weit zum Ausgleich
Wie es gegen die spielstarken Japanerinnen gehen kann, zeigte Norwegen wenig später. Der erste planvolle Angriff über die rechte Seite endete in einer schönen hohen Flanke, die Guro Reiten elf Meter vor dem Tor mit einem wunderbaren Kopfball zum 1:1 verwertete (20.). Japan hatte sich den ersten Turnier-Gegentreffer eingefangen, nun ist nur noch die Mannschaft aus Jamaika bei der WM 2023 ohne Gegentor.
Interessant: Mit einem Schlag war sie beinahe fort, die japanische Dominanz. Zwar liefen die Kombinationen weiter flüssig, das Team von Chefcoach Futoshi Ikeda konnte sich gegen zunehmend selbstbewusstere Norwegerinnen aber keine klaren Torchancen herausspielen. Es sah beim Gang in die Pause nach einem Hauch ratloser japanischer Gesichter aus.
Japan schwungvoll in die zweite Hälfte - 2:1
Dies aber blieb nur eine Momentaufnahme. Offensichtlich hatten die Japanerinnen für den zweiten Abschnitt einen "Reset-Knopf" gefunden. Es dauerte jedenfalls nur bis zur 50. Minute, da lagen sie wieder vorne. Risa Shimizu traf aus zehn Metern zum 2:1, nachdem Norwegens Verteidigerin Vilde Bøe Risa den Ball unter Druck nur unsauber hatte klären können.
Im weiteren Verlauf blieb Japan spielbestimmend. Norwegen aber spielte weiter diszipliniert. Immer darauf bedacht, nicht in den womöglich entscheidenden Konter zu laufen. Der kam dann aber doch, wenn auch erst in der 80. Minute. Stürmerin Hinata Miyazawa wurde fein steil geschickt und markierte mit ihrem fünften Turniertreffer allein vor der norwegischen Torfrau aus 16 Metern das 3:1.
Auch Hegerberg bringt keine Wende
Norwegen spielte sich selbst mit der spät eingewechselten Ada Hegerberg nur noch eine echte Torchance heraus. Karina Saevik scheiterte aber mit einem Kopfball aus kurzer Entfernung. So mussten die Nordeuropäerinnen Japan beim Kampf um den Viertelfinal-Einzug völlig zu Recht den Vortritt lassen. Dort trifft Japan am kommenden Freitag (11.08.2023, 9.30 Uhr MESZ) auf den Sieger der Achtelfinal-Partie zwischen Schweden gegen USA am Sonntag (06.08.2023, 11 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de)