WM-Achtelfinale gegen Spanien Bestform zum Karriereende - Schweiz-Keeperin "Gaga" Thalmann
Wie Japan und Jamaika hat die Schweiz in der Vorrunde der Frauen-WM keinen Gegentreffer kassiert. Torhüterin Gaelle Thalmann brilliert auf den letzten Metern ihrer "Nati"-Karriere. Sie will nun dafür sorgen, dass das Achtelfinale gegen Spanien am Samstag (05.08.2023, 12 Uhr MESZ, im Live-Ticker auf sportschau.de) nicht ihr letztes Länderspiel wird.
Gaelle Thalmann befindet sich auf der Zielgerade ihrer langen Laufbahn in der Schweizer Nationalmannschaft. Die Frage ist nur, wie lange diese letzte Strecke sein wird. Die Torhüterin hat selbst einen großen Anteil daran, dass sie zumindest noch das WM-Achtelfinale gegen Spanien bestreiten wird, ehe sie die (Hand-)Schuhe an den Nagel hängt. Die 37-Jährige wird ab dem 1. September Verantwortliche für Frauenfußball beim FC Lugano und Torwarttrainerin für Jugendtorhüterinnen.
Schweiz auch dank Thalmann ohne Gegentor
Auf ihre letzten aktiven Tage zeigt sich Thalmann von ihrer besten Seite. Beim 2:0 gegen die Philippinen musste sie noch keinen Schuss abwehren und ihre Stärke im Fußballerischen und bei der Organisation zeigen, beim 0:0 gegen Norwegen dagegen ragte die Torhüterin mit fünf Paraden auf der Linie heraus. Und auch gegen Neuseeland war Thalmann stark in Form, sie parierte drei Schüsse, die auf ihren Kasten kamen.
Zuberbühler gerät ins Schwärmen
Bei den Eidgenossen werden daher in diesen Tagen Erinnerungen wach. Bei der Männer-WM 2006 hatte die Schweiz ebenfalls alle Gruppenspiele zu Null bestreiten können. "Es ist beeindruckend, wie die Schweizerinnen verteidigen. Jede weiß genau, was sie zu tun hat. Sie zeigen große Disziplin und Bereitschaft, das eigene Tor zu verteidigen", sagte der damalige Torhüter Pascal Zuberbühler nun dem "Blick".
Die Schweiz hat mit ihr eine klasse Torhüterin. Sie spielt ein super Turnier.
Der heutige FIFA-Funktionär hat natürlich aber besonders im Auge, was Thalmann im Tor leistet. "Die Schweiz hat mit ihr eine klasse Torhüterin", sagte Zuberbühler. "Sie zeichnet sich sehr durch ihr Aufbauspiel aus, sie ist stark mit dem Ball am Fuß und trifft kluge Entscheidungen. Beim Spiel gegen Norwegen hat sie natürlich auch sehr starke Paraden gezeigt. Sie spielt ein super Turnier."
Thalmann: "Fußball ist ein Teamsport"
Neben ihrer Leistung auf dem Feld besticht Thalmann aber auch mit ihrer Erfahrung und Gelassenheit. Den Trubel um ihre Person lässt sie nahezu an sich abperlen. "Es ist ein Teamsport. Natürlich sind wir abhängig von einzelnen Spielerinnen, die manchmal den Unterschied ausmachen müssen. Wenn meine Mitspielerinnen nicht solche Leistungen gezeigt hätten, hätten wir keinen Punkt geholt", sagte die Torhüterin, die gerne ihr Karriereende mit einem Erfolg am Samstag weiter verschieben würde. "Ich hoffe, dass es nicht das letzte Spiel wird. Ich denke eigentlich nicht daran, mir geht es nur um das Spiel und dass wir es als Mannschaft erfolgreich bestreiten."
Ewige "Nati"-Torhüterin, aber nie lange bei einem Verein
Gegen Spanien wird Thalmann ihr 109. Länderspiel bestreiten. Seit März 2005 gehört sie dem Schweizer Kader an, ihr Debüt in der "Nati" feierte sie im Jahr 2007. Bei der WM 2015 sowie den Europameisterschaften 2017 und 2022 bestritt sie alle Partien und stand damit bei allen Endrundenspielen der Schweizer Geschichte im Frauenfußball im Tor.
Auf Klubebene blieb Thalmann aber nie so standhaft. Sie spielte in 16 verschiedenen Vereinen in vier verschiedenen Ländern, gewann in Deutschland, Italien und der Schweiz den Meistertitel. Nirgendwo spielte die Keeperin länger als zwei Jahre.
"Absoluter Winnertyp auf und neben dem Platz"
"Sie ist ein super Mensch und auf dem Platz eine echte Leaderin. Gegen Norwegen hat man auch gesehen, wie gut sie hält", sagte die Schweizer Mittelfeldspielerin Sandrine Mauron über Thalmann. "Sie übernimmt eine sehr wichtige Rolle, auch wegen ihrer Präsenz neben dem Platz. Sie sagt immer, was sie denkt, und hat dabei gute Ansätze. Das ist wichtig für das Team."
Auch Noelle Maritz ist "froh, dass sie zwischen den Pfosten steht", weil: "Sie gibt Feuer von hinten, vor allem der Viererkette. Das tut dem Team gut." Lia Wälti bezeichnet Thalmann als "absoluten Winnertyp und sehr ehrgeizig, auf und neben dem Platz".
Grings ließ "Gaga" ein wenig zappeln
Dabei stand erst kurz vor dem WM-Turnier fest, dass sie auch diesmal das Schweizer Tor hüten wird. Trainerin Inka Grings ließ lange offen, wer ihre Nummer eins wird. "Jede Spielerin kann sich für die WM empfehlen", sagte sie und vergab nicht mal der so verdienten Thalmann einen Freifahrtschein. Und wie reagierte die? Natürlich mit großer Gelassenheit. "Ich glaube, ich muss mich deswegen nicht verrückt machen lassen", sagte "Gaga" Thalmann - und sollte Recht behalten.
Inka Grings legte sich erst spät auf Thalmann als Nummer eins bei der WM fest.
Den Spitznamen "Gaga" hat sie aus der Kindheit, weil ihre jüngere Cousine ihren tatsächlichen Namen nicht aussprechen soll. Doch auch heute passt er noch zu Thalmann. "Sie ist, wie sie ist. Goalies sind immer speziell", sagte "Nati"-Teammanagerin Caroline Abbé.
- Spiele gegeneinander: 9 (4 Siege Spanien / 3 Siege Schweiz / 2 Remis)
- FIFA-Weltrangliste: Schweiz Platz 17 / Spanien Platz 6
- Beste WM-Platzierung: Schweiz - Achtelfinale 2015 / Spanien - Achtelfinale 2019
- Fun Fact: Spanien-Trainer Jorge Vilda verbindet mit der Schweiz einen seiner größten Erfolge. Dort gewann er mit der spanischen U19-Nationalmannschaft den WM-Titel, besiegte die Gastgeberinnen auch in der Gruppenphase.