Bitteres WM-Aus gegen Australien Frankreich bleibt unvollendet - neuer Anlauf in Paris
Für Frankreich ist bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland mit dem Viertelfinal-Aus der Traum vom ersten großen Titel wieder geplatzt. Dennoch schauen "Les Bleues" optimistisch in die Zukunft, denn im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in Paris statt.
Dem Fußball wird mitunter vorgeworfen, ungerecht zu sein. Spätestens seit Samstag (12.08.2023) dürfte diese Aussage auch von der französischen Frauen-Nationalmannschaft unterstrichen werden. Gegen Gastgeber Australien gab es einige "Missstände", die dazu führten, dass die Mannschaft von Trainer Hervé Renard im Viertelfinale ausschied. Die Französinnen spielten stark, haderten mit einem nicht gegebenen Tor in der Verlängerung - und dann fehlte im Elfmeterschießen auch das nötige Glück.
"Wir hatten ein ganzes Stadion, eine ganze Nation gegen uns und wir haben ein außergewöhnliches Spiel gemacht. Aber das ist Fußball, das Schicksal hat entschieden. Wir hätten das Weiterkommen verdient, aber so ist es nun mal", sagte Coach Renard.
Trainerwechsel mit großer Wirkung
Der 54-Jährige hatte erst im vergangenen Frühling seinen Job angetreten. Die Mannschaft war zuvor wegen seiner Vorgängerin Corinne Diacre auf die Barrikaden gegangen. Drei Spielerinnen, darunter Kapitänin Wendie Renard, wollten unter ihr nicht mehr für Frankreich spielen. Schließlich kam mit Hervé Renard ein Namensvetter ins Amt. Er holte neben den drei Protestierenden auch Stürmerin Eugenie Le Sommer zurück und formte ein starkes Team, das bei der WM durchaus auf Titelniveau spielte - aber am Ende doch wieder einmal unvollendet blieb.
"Les Bleues", die bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in England im Halbfinale ausschieden, warten damit weiter auf den ersten großen Triumph bei einem internationalen Turnier. Vielleicht waren sie aber noch nie so nah dran wie in Down Under - obwohl der Weg selbst bei einem Sieg gegen Australien noch weit gewesen wäre. "Wir haben heute Abend verloren, aber wir müssen stolz auf die Mädchen sein", sagte Trainer Renard - und blickte kurz nach Spielende bereits wieder nach vorne: "Wir müssen den Kopf hochhalten und an die Olympischen Spiele denken."
In Paris werden französische Fußball-Märchen wahr
Nach all den Enttäuschungen ist die große Hoffnung der Französinnen, dass es im nächsten Jahr im eigenen Land ein Happy End gibt. In Paris finden im Sommer 2024 die Olympischen Spiele statt - und für die Fußballerinnen soll es der Ort des großen Triumphs sein. Vorbild ist in dieser Hinsicht die Männer-Nationalmannschaft, die 1984 in Paris den EM-Titel gewann und 1998 dort erstmals Weltmeister wurde. Frankreich ist als Gastgeber automatisch für das Olympia-Turnier qualifiziert.
Zinedine Zidane wurde mit Frankreich 1998 in Paris Weltmeister.
"Wir haben etwas Starkes und Solides geschaffen. Unsere Geschichte bei der WM ist jetzt vorbei, aber wir müssen darauf für die Zukunft aufbauen. Wir hatten auch starke Spielerinnen, die nicht dabei waren und wichtig für unser Team sind", sagte Abwehrchefin Renard, die auf die Ausfälle von Spielerinnen wie Delphine Cascarino von Olympique Lyon hinwies. "Wir haben jetzt eine lange Saison vor uns, in der wir viele Pläne schmieden können. Wir bereiten uns vor und kommen noch stärker zurück, das ist sicher."
Le Sommer: Grundlagen für die Zukunft geschaffen
Die französischen Spielerinnen und das Trainerteam waren sich einig darin, den Schmerz des Ausscheidens in Mut für die Zukunft umzuwandeln. "Wir hätten es fast geschafft, aber wir haben es nicht geschafft. Ich kann den Spielerinnen nichts vorwerfen. Nächstes Jahr sind wir zu Hause und wir haben immer noch die Chance, etwas zu gewinnen", sagte Trainer Renard, der im nächsten Jahr im eigenen Land den Ruf der Nationalmannschaft als Unvollendete endlich ablegen will.
"Wir müssen uns daran erinnern, was das gesamte Personal aufgebaut hat und was wir Spielerinnen geleistet haben. Wir waren ein echtes Team, wir haben immer zusammengehalten. Es war ein tolles Abenteuer", sagte Stürmerin Le Sommer. "Ich hoffe, dass gute Grundlagen für die Zukunft geschaffen wurden." Zeigen wird sich das im kommenden Jahr, wenn "Les Bleues" einen neuen Anlauf nehmen, den Gipfel zu erklimmen.