Viertelfinale im DFB-Pokal Teams wie Saarbrücken mag Gladbach nicht
Zwei Zweitligisten stehen schon im Halbfinale des DFB-Pokals, jetzt könnte ein Drittligist dazukommen: Der 1. FC Saarbrücken darf sich heute (Ab 20.45 Uhr in der Radio-Reportage und im Live-Ticker bei der Sportschau) gegen Borussia Mönchengladbach durchaus Chancen ausrechnen.
Allerdings: Dass die Saarbrücker aktuell im Flow sind, lässt sich nicht behaupten. So sehr sie Fußball-Deutschland im Pokal mit ihrem historischen Triumph in der 2. Runde gegen Bayern München (2:1) und anschließend auch gegen Eintracht Frankfurt (2:0) verzaubert haben - in der Liga läuft weiterhin ganz wenig.
Saarbrücken fällt der Alltag in der 3. Liga schwer
Am vergangenen Freitag (02.02.2024) hatten die Saarländer ein Match bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund, in dem sich viel aus ihrer kompletten Saison widerspiegelt. 82 Minuten lang war die Mannschaft von Rüdiger Ziehl dabei in Überzahl, weil BVB-Verteidiger Falko Michel schon ganz früh Rot gesehen hatte.
Dennoch geriet Saarbrücken in Rückstand, startete dann fast über das komplette Spiel einen Sturmlauf mit ganz wenig Durchschlagskraft: Erst in der 86. Minute gelang Manuel Zeitz der 1:1-Ausgleich, der den Verein aber auch nicht groß weiterbringt: In der Tabelle ging es sogar letztlich noch einen Platz abwärts auf Rang zwölf. Man kann also an einzelnen Abenden Bayern München und Eintracht Frankfurt schlagen, aber der Alltag fällt schwer, der Aufstieg ist rund um den Ludwigspark längst kein Thema mehr.
Marcel Gaus jubelt
Borussia und die Blamage-Gefahr
Für Borussia Mönchengladbach heißt das am Mittwoch: nichts. Höchstens dass die Blamagegefahr noch ein Stückchen größer ist, denn gegen den Drittliga-Zwölften auszuscheiden, das liest sich peinlich.
Es ist aber gar nicht mal so unwahrscheinlich, denn gegen Bayern und Frankfurt haben die Saarbrücker gezeigt, wie extrem diszipliniert sie verteidigen können, wie laufbereit und kampfstark sie sind, wie sehr sie sich bis zur totalen Erschöpfung quälen können. Das sind alles Eigenschaften, die Gladbach bei einem Gegner fast schon traditionell überhaupt nicht mag.
"Über Kampf zum Spiel" - das fällt Gladbach schwer
Die "Fohlen" verstehen sich als Mannschaft mit fußballerischem Ansatz. Das Abarbeiten von Primärtugenden und Trainerphrasen wie "über den Kampf zum Spiel finden" war schon unter Adi Hütter und dann unter Daniel Farke überhaupt nicht ihr Ding. Unter Gerardo Seoane ist das nicht besser geworden.
Die Tabellenkonstellation in der Bundesliga hielt allein in der Hinrunde das große Geschenk für die Borussen bereit, gleich viermal gegen einen Letztplatzierten antreten zu dürfen: Sowohl Darmstadt 98 als auch der 1. FSV Mainz 05, der 1. FC Köln und Union Berlin standen zum Zeitpunkt ihrer Duelle mit Gladbach auf Rang 18. Die Elf vom Niederrhein gewann kein einziges dieses vier Spiele.
Borussias glänzt gegen Gegner, die mitspielen
Glänzen können Alassane Plea, Manu Koné oder Florian Neuhaus dafür gegen Mannschaften wie gegen den VfB Stuttgart (3:1 am 14. Januar). Aber just als dieser Erfolg dann eine Woche danach veredelt und der Blick mal wieder in die obere Tabellenhälfte gerichtet werden sollte, folgte eine 1:2-Pleite gegen die Fußballarbeiter des FC Augsburg.
Seoane steckt dabei in der Zwickmühle. Die Jobbeschreibung bei seinem Amtsantritt in Mönchengladbach sah überhaupt nicht vor, dieser Mannschaft nun die fußballerische Stärke auszutreiben, im Gegenteil: Die sportlich Verantwortlichen versprachen sich vom Ex-Leverkusen-Coach aggressives Pressing, ein intelligentes Umschaltverhalten, nach Ballgewinnen möglichst wenig Zeitverschwendung bis zum Torabschluss.
Wiedersehen nach sieben Monaten
Seoane erklärt das Ganze so: "Wir haben eine Klub-Philosophie. Wir wollen versuchen, konstruktiven Fußball zu spielen. Aber es geht nicht darum, Ballbesitz zu haben. Ich habe es gerne, wenn meine Mannschaft im Ballbesitz so schnell wie möglich eine Lösung findet, um nach vorne zu gehen." Dafür fordert er von seinen Profis: "Es geht nicht nur um Zweikampfstärke gegen den Ball, sondern auch mit Ball. Auch da müssen wir uns durchsetzen."
Wie das in Saarbrücken geht, haben die Gladbacher vor nicht allzu langer Zeit mal kurz gezeigt. Am 22. Juli des vergangenen Jahres machten die Borussen auf dem Weg in ihr Trainingslager am Tegernsee ausgerechnet einen Zwischenstopp im Ludwigspark. Sie legten damals furios los, führten nach zehn Minuten 2:0 durch Tomas Cvancara und Nathan Ngoumou.
80-minütiger Anschauungsunterricht
Danach erlebten sie aber genau das, was jetzt am Mittwoch wieder auf sie zukommen dürfte: ein zähes, widerstandsfähiges Kollektiv, das es sehr gut beherrscht, dem Gegner die Lust an schönem Fußball zu nehmen. Die verbleibenden 80 Minuten gingen dann mit 1:0 an den 1. FC Saarbrücken, der also genug Anschauungsmaterial hat, um sich perfekt auf den Bundesliga-13. vorzubereiten.