Vinicius Junior von Real Madrid im Spiel gegen Valencia

FIFPRO-Bericht Spielergewerkschaft kritisiert steigende Belastung von Spielern

Stand: 08.06.2023 14:59 Uhr

Die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO hat die hohe Belastung der Spieler im Männerfußball kritisiert. Doch Besserung ist nicht in Sicht - der Kalender wird weiter gefüllt.

Anlässlich des Endspiels der Champions League stellte FIFPRO einen Bericht über die Belastung im Spitzenfußball vor. Die Belastung im Kalender im Saisonverlauf stelle "eine dringende Gefahr für die körperliche und geistige Gesundheit der Spieler dar", so FIFPRO-Präsident David Aganzo.

FIFPRO führte mehrere Beispiele von hoher Belastung in der Saison 2022/23 auf. Besonders Stammspieler im Spitzenbereich von Klubs, die das Ende der Wettbewerbe erreichen, stehen dabei im Fokus.

  • Vinicius Junior (Real Madrid und Brasilien) spielte den Daten von FIFPRO zufolge 59 Spiele in neun Wettbewerben. Bei 75 Prozent der Spiele hatte er weniger als fünf Tage Pause.
  • Lautaro Martinez (Inter Mailand und Argentinien) hatte 62 Spiele. Er erreichte fast alle möglichen Endspiele: WM-Finale, Champions-League-Finale, Endspiel italienischer Pokal.
  • Pedro Guilherme (Flamengo und Brasilien) zeigte, dass die Belastung nicht nur in Europa hoch ist. Er spielte wie Martinez 62 Partien - obwohl er für Brasilien bei der WM nur zwei Spiele absolvierte.

Kritik am WM-Termin: Wenig Vorbereitung, wenig Pause

Deutliche Kritik äußerte FIFPRO an der Terminierung der WM In Katar im November und Dezember. "Viele Spieler kamen ohne ausreichende Vorbereitung mit ihren Nationalmannschaften nach Katar und mussten ohne ausreichend Zeit für Ruhe und Erholung zu ihren Klubs zurückkehren." Ein solches Turnier müsse "in Zukunft vermieden werden".

FIFPRO errechnete, dass die Spieler beim traditionellen WM-Termin im Juni und Juli rund 30 Tage Vorbereitung gehabt hätten, in Katar seien es nur sieben gewesen. Nach dem Turnier blieb den Spielern beim üblichen Termin mehr als ein Monat Pause, nach der WM in Katar nur rund acht Tage. Kamil Glik sei das Negtaivbeispiel - der polnische Nationalspieler habe nur vier Tage nach seinem letzten WM-Spiel schon wieder in Italiens Serie B für Benevento Calcio gespielt.

Polens Kamil Glik im WM-Spiel gegen Argentinien

Polens Kamil Glik im WM-Spiel gegen Argentinien

FIFPRO: Zukunft der Spieler wird gefährdet

"Dadurch wird die Zukunft der Hauptakteure des Spiels, der Spieler, gefährdet", kritisierte auch FIFPRO-Generalsekretär Jonas Baer-Hoffmann. "Die Branche braucht weitaus größere gemeinsame Anstrengungen, um wirksame Schutzmaßnahmen für die Arbeitsbelastung der Spieler und eine verantwortungsvolle Kalenderlösung einzurichten."

Bei jungen Spieler habe sich die Belastung im Vergleich besonders verstärkt. Im Vergleich mit früheren englischen Spitzenspielern wie David Beckham, Wayne Rooney oder Michael Owen in der Zeit vor dem jeweils 20. Geburtstag habe Jude Bellingham schon weit mehr Spiele und Spielminuten absolviert.

Mehr Belastung durch Reformen von Champions League, WM und Klub-WM

Doch in Zukunft kommt mehr Belastung auf die Spieler zu.

  • Ab 2024 werden die Europapokal-Wettbewerbe der UEFA reformiert, alleine die Champions League wird dann 189 statt bisher 125 Spiele haben. Dort haben die Spieler bis zu vier Termine mehr als bisher zu absolvieren.
  • Die Klub-WM der Männer wird 2025 erstmals im neuen Format mit 32 statt bisher sieben Teams ausgetragen.
  • Die Klub-WM soll nur alle vier Jahre ausgetragen werden, in den anderen Jahren wird es einen kleineren FIFA-Wettbewerb für Klubs geben.
  • Die WM der Nationalmannschaften wird auf 48 Teams vergrößert, es wird eine weitere K.o.-Runde eingeführt, die pro Spieler zu maximal acht statt bisher höchstens sieben Spielen führt.

"Dies wird zweifellos die Ruhezeit außerhalb der Saison für viele Spieler weiter verkürzen", teilte FIFPRO mit. "Darüber hinaus ist das Turnier mit einer hohen Reisebelastung verbunden." Ein Topspieler werde von bisher maximal 80 Spielen auf bis zu 89 Spiele in einer Saison kommen können.