Korruptionsvorwürfe Benfica Lissabon - der große Ärger trotz sportlichem Erfolg
Für Benfica Lissabon läuft es in der Champions League nach zwei Auftaktsiegen top. Vor dem Heimspiel gegen Feyenoord Rotterdam am Mittwoch (23.10.2024) ist die Stimmung in der Kabine bestens. Aber hinter den Kulissen rumort es. Portugals Rekordmeister droht wegen Korruptionsvorwürfen eine Sperre.
2:1 bei Roter Stern Belgrad, 4:0 gegen Atletico Madrid - für Benfica Lissabon könnte es in der Champions League zum Auftakt nicht besser laufen. Doch vor dem dritten Auftritt des portugiesischen Rekordmeisters in der europäischen Königsklasse gegen Feyenoord Rotterdam rumort es gewaltig hinter den Kulissen. Dem Verein werden Korruptionsmachenschaften und Steuerbetrug vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert sogar einen Ausschluss von allen Wettbewerben.
Ex-Präsident Vieira am Pranger
Wie portugiesische Medien berichten, steht vor allen Dingen Ex-Präsident Luis Filipe Vieira am Pranger. Gemeinsam mit der Firma, die Benfica verwaltet, soll er fiktive Spielertranfers mit dem kleinen Nachbarklub Vitoria Setubal eingefädelt und durchgeführt haben.
Der Vorwurf geht auch in Richtung Spielmanipulation - Benfica soll in der Amtszeit Vieiras den notorisch klammen Nachbarverein finanziell unterstützt und somit zu besonderen Leistungen gegen die Meisterschaftsrivalen FC Porto und Sporting Lissabon angestachelt sowie verhaltener Spielweise gegen Benfica genötigt haben. Weil die Kommunikation zwischen Verantwortlichen beider Klubs aufgeflogen ist, nennt die portugiesische Presse den Prozess "E-Mail-Fall".
Luis Filipe Vieira, ehemaliger Präsident von Benfica Lissabon
Schein-Transfers mit Setubal?
Konkret geht's um die Spielzeiten 2016/17, 2017/18 und 2018/19 - einem Zeitraum, in dem Benfica extrem erfolgreich war. Zwei der bislang 38 Meistertitel gelangen da, von acht Spielen gegen Vitoria Setubal gewann Benfica in dieser Phase fünf.
Vitoria Setubal, dessen Stadion nur rund 20 km von Benficas Vereinsgelände entfernt liegt, soll laut Staatsanwaltschaft vor allem auch mittels Schein-Transfers vom großen Nachbarn finanziell unterstützt worden sein. Torhüter Bruno Varela, der 2016 ablösefrei zu Setubal gewechselt war, sei ein Jahr später für 100.000 Euro zurückgekauft worden. Ähnlich sei es bei Mittelfeldmann Joao Amaral gelaufen. Für ihn habe Benfica sogar rund 540.000 Euro bezahlt.
Sperre steht offenbar im Raum
Zudem habe sich Benfica für 370.000 Euro ein "Vorkaufsrecht" an jedem Vitoria-Spieler gesichert, dazu seien knapp 500.000 Euro für ein spezielles Vorkaufsrecht an fünf Vitoria-Spielern geflossen.
Dass die Staatsanwaltschaft diese Untersuchungen öffentlich gemacht hat, bedeutet für Benfica nichts Gutes. Offenbar steht tatsächlich eine Sperre im Raum. Denkbar wäre ein Ausschluss von allen Wettbewerben zwischen sechs Monaten und drei Jahren.
Ex-Präsident entlastet Rui Costa
Zudem droht Ex-Präsident Vieira eine persönliche Strafe - möglicherweise wird er zu einer fünfjährigen Sperre verurteilt. Vor Gericht entlastete der 75-Jährige im Übrigen den aktuellen Präsidenten Rui Costa, der damals schon Vize-Präsident war. Er, Vieira, habe die Verträge seinerzeit alle ganz allein ausgehandelt und zu verantworten.
Rui Costa (links), portugiesische Fußballlegende und aktueller Präsident von Benfica Lissabon
Was die drohende Sperre derzeit mit der Moral des Teams macht, ist kaum auszumachen. Seit der Trennung von Trainer Roger Schmidt Ende August hat die Mannschaft nach durchwachsenem Saisonstart offenbar die Kurve gekriegt. Die Erfolge in der Champions League waren so nicht zu erwarten und auch in der Meisterschaft läuft es wieder rund.
Sportlich läuft es glänzend
Unter dem neuen Coach Bruno Lage gelangen in der Liga drei Siege und ein Unentschieden, zuletzt kam man problemlos im Pokal bei Viertligist Pevidem weiter (2:0). Gelingt gegen Feyenoord der nächste Sieg in der Champions League, wäre man sportlich mehr als gut auf Kurs. Eine Sperre würde alldem natürlich ein Ende machen.