Aus Heidenheim nach Lissabon Jan-Niklas Beste startet Königsklassen-Traum
Jan-Niklas Beste hat einen krassen Karrieresprung vollzogen, jetzt soll am Donnerstag (19.09.2024) ein Highlight auf der höchsten Bühne des Vereinsfußballs folgen.
Beim 1. FC Heidenheim brachte es der Mittelfeldtechniker mit dem zauseligen Bart zum Beinahe-Nationalspieler. Dann tauschte er die beschauliche Ostalb mit dem mondänen Lissabon, um die große Fußballwelt zu erleben.
Und die erleben nun beide, nur getrennt: Heidenheims Europa-Abenteurer empfangen zeitnah den FC Chelsea, und Beste fiebert seinem Champions-League-Debüt entgegen.
Bald gegen Atlético, Bayern, Barca und Juve
"Das werden Riesenspiele, da freuen wir uns total drauf", sagte der 25-Jährige bei transfermarkt.de vor Benficas Auftakt am Donnerstag bei Roter Stern Belgrad (18.45 Uhr/Live-Ticker bei sportschau.de), der nur ein Appetitanreger für die Gourmet-Gänge der kommenden Wochen ist: Atletico Madrid, der FC Bayern, Barcelona und Juventus Turin warten - Fußball-Romantiker Beste, der vor zwei Jahren noch durch die 2. Bundesliga grätschte, ist im Märchenwald angekommen.
"Ich hätte nicht für viele Klubs Heidenheim verlassen, aber ich bin überzeugt, dass es der richtige Schritt war", sagte Beste, den sein neuer Klub bei der Präsentation im Juli von einem Zauberer(-Kollegen) auf die Bühne hexen ließ: "Benfica ist ein Riesenverein. Wenn man so eine Chance hat, will man die natürlich nutzen."
Verloren, verletzt und Trainer gefeuert
Bestes portugiesisches Abenteuer aber, das kann man nicht anders sagen, begann holprig. Am ersten Liga-Spieltag stand er in der Startelf, Benfica verlor vor 5.000 Zuschauern in Famalicao. Am zweiten Spieltag verletzte sich Beste beim 3:0 gegen Kleinklub Casa Pia und fiel mehrere Wochen aus.
In Bestes Zwangspause schließlich schmiss Benfica Trainer Roger Schmidt raus, der sich für die Verpflichtung seines Landsmanns starkgemacht hatte. Der deutsche Trainer sei "ein Riesenpunkt" bei der Benfica-Entscheidung gewesen, sagte Beste: "Aber ich weiß, wie schnelllebig das Business ist. Der Druck hier ist enorm, weil man eben Titel gewinnen muss."
Europäische Titel-Flaute seit 62 Jahren
International liegen Benficas Hochzeiten lange zurück: 1961 und 1962 gewann der Eusebio-Klub den Landesmeister-Pokal, seitdem wirkt der "Guttmann-Fluch". Der legendäre Trainer hatte Benfica bei seinem geräuschvollen Abschied nach dem zweiten Titel ewige Europapokal-Flaute prophezeit, es folgten seitdem tatsächlich acht europäische Final-Pleiten.
Doch die Meisterschaft, bitteschön, soll es für Portugals Rekordchampion möglichst immer sein - nicht nur einmal in fünf Jahren wie zuletzt. Bestes Chance ist also auch eine Bürde. Pünktlich zum Champions-League-Start ist er wieder fit, wie der neue Trainer Bruno Lage mit ihm plant, scheint aber offen.
Wie Weigl oder wie Waldschmidt?
Die Frage: Wird sich Beste bei Benfica durchsetzen wie einst Robert Enke oder Julian Weigl? Oder wird er aus dem Nationalmannschafts-Blickfeld verschwinden wie zuletzt Luca Waldschmidt? "In Sachen DFB-Team lasse ich alles auf mich zukommen", sagte Beste, der nach seiner Nominierung im März aus dem DFB-Quartier verletzt abreisen musste.
Derzeit zählt nur Benfica. Und natürlich auch noch Heidenheim. "Dem Verein habe ich viel zu verdanken, Heidenheim wird immer in mir drin sein", sagt Beste. Er wird mitfiebern, wenn dann auch sein Ex-Klub ins unverhoffte Europa-Abenteuer startet.