Das Spiel wird aufgrund von Pyrotechnik unterbrochen

Zerstörungswut, Randale und Verletzte Hansa-Chaoten sorgen für Entsetzen - Verein verurteilt Vorfälle

Stand: 17.12.2023 12:27 Uhr

Leuchtraketen flogen aufs Spielfeld, ein Unbeteiligter wurde schwer am Kopf verletzt und weite Teile des Gästeblocks blieben verwüstet zurück: Die Gewaltexzesse von Problemfans von Hansa Rostock beim Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga beim SC Paderborn (15.12.2023) sorgen für Fassungslosigkeit - und werden dem sportlich taumelnden Klub eine hohe Geldstrafe einbringen.

Hansa-Vorstandschef Robert Marien kündigte Konsequenzen an: Es reiche "nicht, sich zu entschuldigen und zu distanzieren, da wird es erhebliche Strafen geben – Punkt", sagte er der "Bild" am Tag nach dem 0:3 beim SC Paderborn, bei dem Leuchtraketen geflogen, weite Teile des Gästeblocks verwüstet und Menschen verletzt worden waren. "Es gibt kein Beschönigen und Verharmlosen. Da kann es auch keine zu weichen Strafen geben, da wird man sich über klare Konsequenzen unterhalten müssen", führte Marien aus, "Fakt ist, dass das Außenbild und die Ereignisse jetzt eine Vollkatastrophe sind, das kann man nicht anders benennen. Die werden auch erhebliche Konsequenzen haben."

Hansa entschuldigt sich beim SCP

Er wisse von SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger und der Polizei, "dass es ergiebiges Videomaterial gibt", so Marien: "Das werden wir aufarbeiten und dann vom Verein Konsequenzen aussprechen und sicher wird es auch zu Strafrechtsverfahren kommen." Zudem gab er an, dass er sich bei den Paderbornern im Namen des FC Hansa entschuldigt habe: "Wir werden unseren Beitrag bei der Aufarbeitung und natürlich der Schadensregulierung vornehmen."

"Mit hoher krimineller Energie haben wenige Gästefans Grenzen überschritten, Verletzungen unbeteiligter Stadion-Besucher sowie massive Sachbeschädigungen und einen Spielabbruch in Kauf genommen", hieß es in einem gemeinsamen Statement des SCP und der Polizei Paderborn.

SCP-Geschäftsführer: "Das war Krieg!"

"Ich bin seit 22 Jahren dabei – aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Es ist alles zerstört worden, was zu zerstören war", sagte Paderborns Geschäftsführer Martin Hornberger bei "Sky": "Ich habe Bilder der Überwachungskameras gesehen – das war Krieg! Das hat mit Fußball und Fankultur absolut nichts mehr zu tun."

Das Spiel, das die Gastgeber mit 3:0 (1:0) gewannen, wurde zweimal unterbrochen und stand vor dem Abbruch. Wie erwartet hatten am Freitagabend die Fans beider Klubs zwölf Minuten lang geschwiegen, um ihre Ablehnung des beschlossenen Investoren-Einstiegs bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu demonstrieren - direkt im Anschluss flogen aus dem Hansablock Leuchtraketen aufs Feld, und dem stummen Protest folgte blanke Zerstörungswut.

Neutraler Zuschauer schwer verletzt

Die Vorfälle gingen weit über das Abbrennen von Pyrotechnik hinaus. So sei kurz vor Ende der Partie ein Gästefan über einen Zaun in den Sitzplatz-Bereich geklettert und habe dort einen neutralen Zuschauer schwer am Kopf verletzt. Der Mann musste demnach per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. "Acht Ordnungsdienst-Mitarbeiter und zwölf Polizeibeamte erlitten Verletzungen, eine Polizistin musste mit einer Schnittverletzung in einem Paderborner Krankenhaus behandelt werden", hieß es in der Mitteilung der Polizei, in der von "etwa 150 gewaltbereiten Gästefans" die Rede war. Ersten Schätzungen der Gastgeber zufolge entstand ein Sachschaden von etwa 100.000 Euro.

Was sind die Konsequenzen?

Dies ist bitter nötig, denn selbst die gegnerischen Teams sorgen sich, wenn Hansa zu Gast ist. Paderborns Hornberger gab zu, "dass ich das für dieses Wochenende befürchtet habe". Wie aber soll das verhindert werden? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird den Klub mit einer hohen Geldstrafe belegen, weitere Sanktionen sind möglich. Strafen allein aber schrecken offenbar nicht ab, unter dem Deckmantel der Anonymität im Fanblock können Täter nur mit großem Aufwand ermittelt werden.

NRW-Innenminister Reul nimmt Vereine in die Pflicht

Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul schaltete sich am Wochenende in die Diskussion ein. "Zerstörungswut und Angriffe auf Sicherheitskräfte scheinen in manchen Köpfen fest verankert zu sein. Und dass dabei wiederholt Fans und Einsatzkräfte verletzt wurden, ist nicht hinnehmbar", sagte der CDU-Politiker.

Reul befeuerte die Diskussion um die Finanzierung der Maßnahmen: "Die Vereine sind in der Verpflichtung, friedliche Fußballanhänger vor den gewaltbereiten Chaoten zu schützen und dafür Sorge zu tragen, dass diese zukünftig keinen Zutritt ins Stadion erhalten", und fügte hinzu: "Die Polizei wird diesen Vorfall auswerten und jede Straftat konsequent verfolgen."

Auch in der Winterpause wird das Thema die Verantwortlichen in Rostock beschäftigen. Am 20. Januar geht es in der Liga weiter - mit einem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg.