Nach Investoren-Abstimmung Tennisbälle, Schoko-Münzen, Pyrotechnik - Fan-Proteste gegen DFL-Deal
Viele Fußballfans machten ihrem Unmut über die DFL-Entscheidung pro Investorendeal Luft. Nach ersten Protesten am Freitag gingen die Aktionen am Wochenende weiter.
Mehrere Fangruppen hatten nach der für die DFL erfolgreiche Abstimmung zum Investorendeal am Wochenende zu Protesten aufgerufen.
In den meisten Stadien schlossen sich die Fans einem Stimmungsboykott bis zum Ende der 12. Minute an. Danach folgten zum Teil weitere Proteste. So gab es Süßes von den Rängen und Saures für die DFL am Sonntag (17.12.2023) von den Rängen in Freiburg. Der Ordnungsdienst inklusive einiger Spieler hatte extreme Mühe mit all den Schoko-Varianten auf dem Rasen, sogar ein Laubbläser wurde eingesetzt - trotzdem dauerte die Unterbrechung mehr als fünf Minuten.
Schon am Samstag (16.12.2023) bei der Bundesliga-Partie VfL Bochum gegen Union Berlin warfen Gästefans Schoko-Taler und Tennisbälle auf das Spielfeld und skandierten Sprüche gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL). In Darmstadt flogen ebenfalls Schokomünzen und Anhänger des VfL Wolfsburg zündeten Pyrotechnik. Beide Spiele waren kurz unterbrochen.
Transparente gegen die DFL
Bei den Zweitliga-Spielen in Nürnberg und Berlin protestierten Fans wie auch in der Bundesliga mit Transparenten gegen die Entscheidung. "Wir werden kein Teil Eures Deals sein - Scheiß DFL!", stand im Nürnberger Stadion auf Bannern vor den Fankurven der FCN-Anhänger sowie dem gegenüberliegenden Block des Hamburger SV. Zu Spielbeginn flogen zudem Tennisbälle aus dem FCN-Block, was zu einer kurzen Spielunterbrechung führte.
In der Partie Hertha BSC gegen den VfL Osnabrück enthüllten die Anhänger beider Vereine identische Plakate wie in Nürnberg. Zudem verzichteten die Fans in beiden Stadien aus Protest auf die Unterstützung ihrer Teams in den ersten zwölf Minuten. Anfang der zweiten Hälfte schossen und warfen Zuschauer Fußbälle auf das Feld.
Fans in Gladbach werfen Schoko-Taler
Bereits bei den Freitagsspielen war es zu ersten Aktionen gekommen. Bei der Bundesligapartie zwischen Mönchengladbach und Bremen beendeten beide Fanlager mit "Scheiß-DFL"-Rufen und dem Werfen von Geldmünzen-Imitaten aus Schokolade auf das Spielfeld nach zwölf Minuten ihr zuvor demonstratives Schweigen. Die Partie war für einige Minuten unterbrochen, um den Rasen von den Münzen zu befreien.
Bis dahin hatte es für beide Mannschaften keine üblichen Anfeuerungsrufe gegeben. Stattdessen waren in beiden Fankurven verschiedene Protestbanner zu sehen. "Stille Wasser sind tief! Wir werden kein Teil eures Deals sein - Scheiss DFL!", war auf einem Banner in der Gladbacher Nordkurve zu lesen. Im Bremer Block war zu lesen: "DFL: Abstimmung gewonnen. Seele endgültig verloren!"
Pyrotechnik in Paderborn
Auch bei der Zweitliga-Partie zwischen dem SC Paderborn und Hansa Rostock brachten die Fans aus beiden Lagern ihren Unmut zum Ausdruck und setzten in den ersten zwölf Minuten den Stimmungsboykott um. Ab der 13. Minute zündeten die Rostocker Fans Pyrotechnik. Deshalb unterbrach der Schiedsrichter die Partie und beorderte die Profis kurzzeitig in die Kabine.
Auch in der zweiten Hälfte kam es zu heftigen Protesten und dem Zünden von Feuerwerkskörpern, wieder wurde die Partie für mehrere Minuten unterbrochen. Weitere Fan-Ausschreitungen führten zudem zu Verletzten, Sachschäden und Polizeieinsätzen, die der SC Paderborn und die Polizei in einer gemeinsamen Erklärung am Samstag verurteilten.
Beim Spiel des FC Schalke gegen die SpVgg Greuther Fürth beteiligten sich die Gästeanhänger am Stimmungsboykott - sie zeigten Plakate, auch mit "Nein zu Investoren in der DFL!".
Baumgart zeigt Verständnis für Fans - "Mehrheit ist in der Kurve"
Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zeigte Verständnis für die protestierenden Fans, verteidigte aber gleichzeitig die Entscheidung der DFL. "Ich verstehe die Fans in ihrer Besorgnis, aber ich bin sicher, dass die DFL die Balance zwischen Tradition und Vision finden wird", sagte Dreesen am Sonntagabend.
Auch Kölns Trainer Steffen Baumgart zeigte großes Verständnis für die Fans. "Ich glaube, dass man das akzeptieren und respektieren muss, was die Fans zeigen. Ein Mehrheitsbeschluss kann nicht sein, dass er von 50 Leuten gemacht wird. Die Mehrheit ist die Kurve und das in jedem Stadion. Das sollte man bei allen Situationen bedenken. Ob richtig oder falsch, lasse ich außen vor", sagte der FC-Coach am Rande des Bundesliga-Spiels beim SC Freiburg.
Milliardensumme erwünscht
Bei der Mitgliederversammlung am Montag hatte die Deutsche Fußball Liga von den Profiklubs das Mandat erhalten, nun konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner aufzunehmen. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor bis zu einer Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben.
Die lebendige Fankultur in Deutschland sei ein Alleinstellungsmerkmal, schreiben die Fans. "Doch gerade deswegen ist unsere Teilhabe an dem Produkt Bundesliga zugleich auch unsere größte Waffe! Wir haben unseren Anteil am Wert des Profifußballs in den eigenen Händen", heißt es in dem Statement. "Den Investoreneinstieg sehen wir als einen elementaren Angriff auf den basisorientierten Volkssport Fußball hierzulande. Die Funktionäre mögen Medienrechte verscherbeln können, doch gleichwohl können wir unsere eingebrachten Anteile am Produkt Bundesliga selbst beeinflussen."
Noch können die Geschäftsführer den Deal stoppen
Die Fanszenen kündigten an: "Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg genauestens im Visier behalten!"