Die attraktivste 2. Bundesliga

12 Klubs waren schon Meister 2. Liga - Tradition und Titel im Überfluss

Stand: 26.07.2024 13:29 Uhr

Kaum eine Liga macht es Vermarktern so leicht wie die 2. Fußball-Bundesliga. Europapokalsieger, Deutsche Meister und Pokalsieger tummeln sich unter den 18 Klubs, die Hälfte war bei der Gründung der Bundesliga dabei.

Eröffnet wird die Liga am Freitag (02.08.2024) mit dem Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV, also einem Verein, der 1978 das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewann, gegen einen Verein, der 1983 die bedeutendste Trophäe des europäischen Vereinsfußballs gewann, damals hieß das noch Europapokal der Landesmeister.

Zweitligisten haben sämtliche Europapokale in den Trophäenschränken

"EC1" war der Wettbewerb abgekürzt. Der "EC2" war die Abkürzung für den Europapokal der Pokalsieger, der inzwischen abgeschafft worden ist. Lange vorher, vor 50 Jahren, gewann ihn der 1. FC Magdeburg, der zudem dreimal Meister in der DDR wurde.

Der FC Schalke 04 gewann 1997 den "EC3", damals noch UEFA-Pokal. Die Nachfahren der berühmten "Euro-Fighter" treffen im ersten Topspiel der 2. Liga am Samstagabend auf Eintracht Braunschweig, den Deutschen Meister von 1967.

Zuvor am Nachmittag tritt ein Verein beim Karlsruher SC an, der häufiger Deutscher Meister wurde als Borussia Dortmund, das in der Ewigen Tabelle der Bundesliga den zweiten Platz hinter dem FC Bayern belegt. Bis sich die Münchner als Rekordmeister bezeichnen durften, galt das für den 1. FC Nürnberg, der neunmal den Titel gewann, einmal mehr als der BVB und zweimal mehr als der FC Schalke 04.

Die "Altmeister" sind auch vertreten

Der "Club" aus Nürnberg und die "Knappen" aus Gelsenkirchen führen auch den Beinamen "Altmeister", der halt auch den Beigeschmack hat, dass die meisten Erfolge weit in der Vergangenheit liegen. Schalke wurde letztmals 1958 Meister, die Nürnberger 1968, und damit immerhin noch einmal in der Zeit, als es die Bundesliga gab.

Zu den vielen kruden Geschichten, die der "Club" geschrieben hat, gehört auch die, dass er als Titelverteidiger abstieg.

Den umgekehrten Weg ging der 1. FC Kaiserslautern, der 1998 als Aufsteiger Deutscher Meister wurde. Insgesamt gewannen die Pfälzer viermal den Titel, und damit je einmal mehr als die Kölner und die SpVgg Greuther Fürth, den sehr alten Altmeister. Die Fürther feierten letztmals 1929 nach einem Endspielsieg gegen Hertha BSC, das genauso schonmal Deutscher Meister war wie der HSV, Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf.

Elf Meister und der Fall KSC

Elf Vereine der 2. Bundesliga wurden somit schonmal Meister in West wie Ost, und da ist der Karlsruher SC noch gar nicht mitgezählt, der 1952 aus einer Fusion zwischen dem VfB Mühlburg und dem FC Phoenix Karlsruhe entstand, dem Deutschen Meister von 1909.

Zum Vergleich: Von den 18 Bundesligisten gewannen erst neun Vereine den bedeutendsten nationalen Titel.

Manchmal mehr Zuschauer als die Bundesliga

Es bedarf keiner PR-Genies, um die 2. Liga als höchst attraktiv und traditionsbehaftet zu verkaufen. Äußeres Zeichen: In der abgelaufenen Saison 2023/24 gab es Spieltage, an denen weniger Fans die Spiele der Bundesliga besuchten als in der niedrigeren Klasse.

Das "droht" der Bundesliga auch in der kommenden Saison, selbst wenn die Stadien der drei Aufsteiger SSV Ulm, SC Preußen Münster und SSV Jahn Regensburg jeweils weit weniger als 20.000 Zuschauer fassen. In Münster sind es aufgrund von Umbauten sogar nur 12.422 Plätze, 8.000 Dauerkarten sind verkauft, der Schwarzmarkt für Einzeltickets gegen Schalke, Köln und den HSV dürfte für Verkäufer lukrativ werden.

Die Preußen sind noch nie Deutscher Meister geworden, gehören aber wie neun andere Klubs aus der 2. Liga zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga, die seit 1963 den Meister ausspielt. Mit Regensburg und der SV Elversberg gibt es nur zwei Vereine, die noch nie in einer höchsten deutschen Klasse spielten.

Wirtschaftlich ist die Bundesliga deutlich attraktiver

So attraktiv die Namen der Zweitligaklubs auch im Vergleich mit manchem Erstligisten sind, wirtschaftlich ist es deutlich attraktiver im sogenannten Oberhaus. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schüttet aus dem mit mehr als einer Milliarde Euro gefüllten Topf für ihre beiden Spielklassen 80 Prozent des Geldes an die Bundesligisten aus. "Die 2. Liga ist die Einleitung zum wirtschaftlichen Selbstmord", sagte Martin Kind, der vor kurzem als Geschäfsführer von Hannover 96 abgesetzt wurde, dem Klub trotzdem weiter unter die Arme greifen will. In einem Interview mit der "Sport Bild" fügte er an: "Unser Ziel kann deshalb nur sein, in die Bundesliga aufzusteigen. So müssen und werden wir auch den Haushalt planen."

Sieben weitere Vereine hätten das gleiche Ziel, so Kind. Zu denen zählt er auch den "Altmeister" aus Nürnberg, der neuerdings von Miroslav Klose trainiert wird, dem Weltmeister und Rekordtorschützen der deutschen Nationalmannschaft. Aber wenn schon Vermarktung über Namen, dann werden PR-Strategen die der Vereine nehmen.