Leverkusens Transferpolitik "Big Player" mit großem Investitionsgeschick
Am Freitag (15.09.2023) kommt es zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen zum Duell der Perfektstarter in der Fußball-Bundesliga. Dass die "Werkself" diesen Status hat, liegt vor allem an ihren guten Entscheidungen auf dem Transfermarkt.
Als sich Kai Havertz vor fast genau drei Jahren Richtung England verabschiedete, war die Trauer bei Bayer 04 Leverkusen groß. Der Klub hatte eines der größten Talente der Vereinsgeschichte verloren, einen Spieler, bei dem der Weg zum internationalen Topstar schon vorgezeichnet war. Doch Sportdirektor Simon Rolfes erkannte in diesem Negativmoment vor allem eines: eine große Chance. Und er nutzte sie.
Aus Havertz wurde ein Top-Quintett
80 Millionen Euro überwies der FC Chelsea im Sommer 2020 für Havertz (mittlerweile beim FC Arsenal) sofort nach Leverkusen, durch Bonuszahlungen konnten noch bis zu 20 weitere Millionen dazu kommen. Eine große Summe also, um selbst in die Zukunft zu investieren - und das machte Rolfes äußerst erfolgreich. Für Leverkusen sei das "schon lange Teil der Vereinsstrategie. Die Preise haben sich verändert, aber die Logik nicht", sagte der 41-Jährige in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Allesamt neu beim FC Arsenal: Declan Rice (l-r), Kai Havertz und Jurrien Timber.
Und bei dem, was er und seine Bayer-Kollegen aus den Havertz-Millionen gemacht haben, kann man nur sagen: Der Plan ist aufgegangen. "Also war die Strategie, das Geld von Kai zu investieren in junge Spieler, denen wir aber zutrauen, irgendwann auch Topspieler zu werden, wie eben Moussa Diaby, Edmond Tapsoba, Jeremie Frimpong, Exequiel Palacios und Florian Wirtz. Diese fünf haben wir alle in dem Wissen geholt, dass wir Kai verkaufen werden", sagte Rolfes.
Rolfes hat den Kader erneut verstärkt
Der Transferwert von Havertz wurde so vervielfacht. Alle fünf Spieler schlugen voll ein, ihnen gelang es, die Erwartungen von Rolfes und Co. mehr als nur zu erfüllen, sie sind alle schnell Stammspieler und unverzichtbare Leistungsträger geworden. Ein Anhaltspunkt: Das Portal "transfermarkt.de" schätzt die Marktwerte der fünf Leverkusener, die durch das Havertz-Geld kamen, aktuell auf einen Gesamtwert von 227 Millionen Euro - die Rendite beträgt also fast 300 Prozent. Wobei Diaby bereits im Sommer für über 50 Millionen Euro zu Aston Villa gewechselt ist.
Und auch aus dem Geld hat Rolfes sehr viel gemacht. Im Sommer verpflichtete Leverkusen ungefähr für diese Summe mit Alejandro Grimaldo (Benfica Lissabon), Granit Xhaka (Arsenal London), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) und Victor Boniface (Union St. Gilloise) vier Spieler, die die überaus erfolgreiche Anfangsphase geprägt haben. Dazu gab Rolfes dem Kader mit weiteren Neuverpflichtungen noch mehr Tiefe.
Investitionen auch in den Trainer
All das führte dazu, dass Leverkusen zu einem der besten Teams in der Bundesliga herangereift ist - aktuell sogar zum Besten. Und so machte das clevere Handeln mit den Havertz-Millionen möglich, dass es am Freitag in München zum Duell der Perfektstarter FC Bayern und Leverkusen kommt. Wie der Rekordmeister hat die "Werkself" die ersten drei Partien gewonnen, ist mit einem Torverhältnis von 11:3 sogar hauchzart vor den Bayern (9:2 Tore) platziert.
Das ist auch das Ergebnis einer weiteren Investition: in Trainer Xabi Alonso. Vor etwas mehr als elf Monaten holte Rolfes den einstigen Mittelfeld-Weltstar von Real Sociedad San Sebastian nach Leverkusen - und als der 41-Jährige in seinem ersten Bayer-Jahr derart erfolgreich war, dass er gleich mit Real Madrid in Verbindung gebracht wurde, überzeugte ihn Rolfes mit einem Vertragsangebot. Alonso bekam ein ordentliches Gehaltsplus, sehr viel Mitspracherecht (unter anderem bei den Transfers) und unterschrieb dafür bis 2026.
Alonso: "Der richtige Ort für meine Entwicklung"
"Ich bin glücklich hier, die Vision des Klubs ist mir sehr wichtig und ich spüre, dass das der richtige Ort für meine Entwicklung ist", sagte Alonso kurz darauf. Er habe "das Gefühl, dass alle die gleichen Ziele haben". Und die Gerüchte um Madrid und andere Topklubs habe er zwar vernommen: "Aber gerade will ich hier arbeiten", sagte Alonso.
Auch für den Bayer-Coach wird der Auftritt in München ein Besonderer. Von 2014 bis 2017 war Alonso Spieler des FC Bayern. "Wenn alles bei uns passt, haben wir eine Chance. Ich habe ein gutes Gefühl", sagte der Spanier. "Es wird sehr speziell. Ich hatte eine schöne Zeit in München, es war eine große Ehre für mich."
Sein Gegenüber Thomas Tuchel machte etwa zur gleichen Zeit klar, wie viel er von Alonso und seinem Team hält. "Leverkusen ist eine sehr starke Mannschaft und hat einen sehr guten Trainer. Sie sind sehr homogen und spielen auf einem sehr guten Niveau", sagte der Münchner Coach. Bayer ist eben wieder ein "Big Player" in der Bundesliga - dank des großen Investitionsgeschicks.