Bundesliga-Historie BVB im Meisterrennen unter Druck fehlerfrei
Wenn Borussia Dortmund am letzten Spieltag die Chance hatte, Deutscher Meister zu werden, hat es stets gewonnen. In einem Fall holte der BVB als Verfolger den Titel. Das gab es in der Geschichte der Bundesliga nur selten.
"Yes, ein verdammter Sieg noch, ein scheiß Sieg noch." In der Situation, die Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 3:0-Sieg beim FC Augsburg beschrieb, war Borussia Dortmund bislang erst ein Mal in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. In der Saison 2001/02 ging der BVB als Spitzenreiter in den letzten Spieltag und musste gewinnen, um sicher den ersten Tabellenplatz zu behalten.
Es gelang - mit Mühe. Werder Bremen ging zwar in Führung, aber Jan Koller und Ewerthon sorgten mit ihren Toren dafür, dass die Dortmunder unter Trainer Matthias Sammer Meister wurden.
Insgesamt kam es viermal vor, dass die westfälische Borussia an einem letzten Spieltag die Chance hatte, mit einem Sieg Meister zu werden. Jedes Mal hielt sie dem Druck stand und gewann. Allerdings bekam sie bei zwei Gelegenheiten nur Punkte, aber keine Schale.
Spannung wie selten 1991/92
In der extrem spannenden Saison 1991/92 holte der VfB Stuttgart die Meisterschaft durch ein spätes Tor in Unterzahl zum Sieg bei Bayer Leverkusen. Der BVB ging leer aus, obwohl er einen frühen 1:0-Vorsprung beim MSV Duisburg über die Zeit brachte.
Tragisch war dieser Spieltag aber vor allem für die Frankfurter Eintracht, die als Tabellenführer beim FC Hansa angetreten war. Die Rostocker gewannen mit 2:1, auch dank einer Fehlentscheidung von Schiedsrichter Alfons Berg, dessen Name die Fans der Eintracht nie vergessen dürften.
Dortmund jubelt über Tore des FC Bayern
Erst fünfmal kam es in der Geschichte der Bundesliga vor, dass es am letzten Spieltag noch einen Wechsel an der Tabellenspitze gab. In einem Fall triumphierte Borussia Dortmund aus der Rolle des Verfolgers heraus.
Der BVB empfing am letzten Spieltag der Saison 1994/95 den Hamburger SV. Schon nach einer knappen halben Stunde führten die Dortmunder mit 2:0. Das Spiel trudelte aus, die Zuschauer hingen mehr mit dem Ohr an den mitgebrachten Radios als mit den Augen auf dem Platz.
Borussia Dortmund feiert nach der Saison 1994/95 die Meisterschaft im Westfalenstadion.
Dortmund war auf den FC Bayern angewiesen, der Tabellenführer Werder Bremen im Olympiastadion empfing. Als die Treffer der Münchner zum 2:1 und 3:1-Endstand die Runde im Westfalenstadion machten, war der Jubel lauter als bei den Dortmunder Toren zuvor. Letztlich stürmten die Fans den Platz, um die erste Meisterschaft des BVB seit 1963 zu feiern.
Auf dem Papier hatten die Dortmunder auch vor wenigen Jahren noch die Chance, am letzten Spieltag Meister zu werden. In der Saison 2018/19 war die Voraussetzung dazu ein Sieg bei Borussia Mönchengladbach, der mit 2:0 gelang. Kaum jemand rechnete im Vorfeld allerdings damit, dass sich die Bayern ihre Tabellenführung mit zwei Punkten Vorsprung noch nehmen lassen würden. Sie gewannen dann auch klar mit 5:1 gegen Eintracht Frankfurt.
Zwischendurch keimte allerdings Hoffnung bei den Dortmundern auf, denn Sébastien Haller glich wenige Minuten nach der Pause aus.
Ballacks fatales Eigentor in Unterhaching
Haller hat es Samstag (27.05.2023) in Füßen und Kopf, dafür zu sorgen, dass der BVB seine Tabellenführung behält. Ein Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05, dann bliebe den Dortmundern auf jeden Fall das Schicksal erspart, das außer Werder Bremen und Eintracht Frankfurt noch zwei andere Klubs ereilte.
Ähnlich spektakulär wie das Saisonfinale 1991/92 war jenes 1999/2000. Mit Trainer Christoph Daum, der den VfB 1992 zum Titel geführt hatte, reiste Bayer Leverkusen als Tabellenführer zur SpVgg Unterhaching, für die es im gesicherten Mittelfeld nur noch ums Prestige ging.
Den Leverkusenern hätte selbst ein Unentschieden zum Titel gereicht, doch ein Eigentor von Michael Ballack leitete die 0:2-Niederlage ein. Der FC Bayern zog dank eines 3:1-Sieges gegen Werder Bremen vorbei.
Kutzops Elfmeter und eine Niederlage am Neckar
Das Meisterschaftsfinale 1985/86 bleibt vor allem wegen eines verschossenen Elfmeters in Erinnerung. Werder Bremens Michael Kutzop schoss den Strafstoß kurz vor dem Ende des Spiels gegen den direkten Konkurrenten FC Bayern an den Pfosten. Die Partie des vorletzten Spieltags endete mit 0:0.
Den Bremern hätte dennoch ein Unentschieden beim VfB Stuttgart gereicht, um die Tabellenführung ins Ziel zu retten. Aber die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel unterlag im Neckarstadion mit 1:2, die Bayern gewannen gleichzeitig mit 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach und zogen dank der besseren Tordifferenz vorbei.
Bremen ist damit sogar zweimal vom Verlust der Tabellenführung am letzten Spieltag betroffen.
Gladbach überholt Bayern bei der Premiere
Punktgleich, aber um ein Tor besser als Borussia Mönchengladbach, ging der FC Bayern in der Saison 1970/71 in den letzten Spieltag. Es lief auf ein Wettschießen hinaus - doch die Bayern trafen einfach nicht, vermutlich auch weil ihnen Mittelstürmer Gerd Müller fehlte.
München verlor mit 0:2 beim MSV Duisburg, Gladbach gewann mit 4:1 bei Eintracht Frankfurt, unter anderem durch zwei Tore von Mittelstürmer Jupp Heynckes.
Erstmals in der Geschichte der Bundesliga, die 1963 gegründet wurde, gab es damit am letzten Spieltag einen Wechsel an der Tabellenspitze.