Transfers in Europa Einst St. Pauli, jetzt Schlaraffenland
Vergleiche der Transfermärkte hinken, dennoch zeigt sich erneut, dass die Premier League der Konkurrenz Lichtjahre enteilt ist. Fabian Hürzeler, einst beim FC St. Pauli, profitiert davon bei einem Mittelklasseklub.
Mal angenommen, Fabian Hürzeler wäre zu Andreas Bornemann gegangen und hätte ihm gesagt, dass er gerne Brajan Gruda als Spieler für den FC St. Pauli hätte. Dann hätte ihm der Sportdirektor vielleicht höflich gesagt, dass das sportlich eine sehr gute Wahl sei, ihm dann aber den Puls gefühlt, weil ein Transfer von Gruda wirtschaftlich nicht im Entferntesten darstellbar sei.
Hürzeler ist ja nun nicht mehr Trainer beim FC St. Pauli, sondern bei Brighton and Hove Albion, und da ist das kein Problem, mal eben 30 Millionen Euro für Gruda an den 1. FSV Mainz 05 zu bezahlen. Sollten die Zahlen, die das Portal "transfermarkt.de" auflistet, stimmen, wäre Gruda der viertteuerste Einkauf des Sommers, denn für Georginio Rutter (Leeds United), Yanjuka Minteh (Newcastle United) und Mats Wieffer (Feyenoord) sollen die "Seagulls" noch mehr bezahlt haben.
Selbst Ipswich Town gibt netto fast 80 Millionen Euro aus
Nun ist Brighton and Hove Albion kein Neuling in der Premier League wie St. Pauli in der Bundesliga, sondern spielte immerhin schon mal in der Europa League, in der es im Vergleich zur Champions League herzlich wenig zu verdienen gibt, aber das ist in England auch kein Kriterium. Ipswich Town spielt zum ersten Mal seit 2003 wieder in der Premier League und gab deutlich mehr als 80 Millionen Euro für neue Spieler aus, und das bei Einnahmen von knapp mehr als einer Million.
Vergleiche haben es in sich, dass sie hinken, und so ist das bei Vergleichen von Transfermärkten in den europäischen Topligen erst recht, denn in England dürfen stinkreiche Staaten Geld in einen Klub pumpen. In Deutschland dürften sie das theoretisch auch, hätten aber aufgrund der 50+1-Regel wenig zu melden.
Vergleiche von Transfermärkten hinken ein bisschen weniger, wenn den Ausgaben die Einnahmen gegengerechnet werden. Dann zeigt sich bei Ipswich Town eine große Lücke und bei Brighton and Hove and Albion eine noch deutlich größere. Beim VfB Stuttgart zeigt sich dagegen, dass sie da nicht verrückt geworden sind, nur weil sie mal wieder die Champions League erreicht haben. Der VfB nahm mehr als 60 Millionen Euro ein und gab in etwa wieder so viel aus.
Nahezu ausgeglichene Salden beim VfB Stuttgart und Juventus
Ähnlich sieht das bei Juventus aus, und das Delta von gut 30 Millionen Euro bei Aston Villa lässt einen auch weniger mit dem Kopf schütteln als bei den reinen Ausgaben von 176 Millionen Euro. Ein sattes Plus von mehr als 50 Millionen Euro steht sogar beim FC Liverpool zu Buche, was allerdings vor allem daran liegt, dass noch kein Cent für Neuzugänge ausgegeben wurde.
Die "Reds" zahlten damit so viel wie Real Madrid für Kylian Mbappé, und da zeigt sich, dass sehr viele Komponenten in den Vergleich einfließen müssen, um ihn kaum noch hinken zu lassen.
Das Handgeld für Mbappé soll bei 125 Millionen Euro gelegen haben, bei anderen Spielern, die als "ablösefrei" in den Listen stehen, müsste es auch eingerechnet werden, und auch bei Spielern, die eine Ablöse kosten, soll schon mal Geld unter der Hand geflossen sein.
Ausgaben der Premier League gehen in Richtung zwei Milliarden Euro
Bis zum 30. August sind die Transferfenster auf der Zugangsseite in den europäischen Topligen noch offen. So könnte es in der Bundesliga passieren, dass die Einnahmen die Ausgaben noch übersteigen, denn die Erlöse liegen laut "transfermarkt.de" nur mit 442 zu 534 Millionen Euro hinten. In England ist die Summe auf beiden Seiten größer als eine Millarde Euro, bei den Ausgaben geht es schon in Richtung zwei.
In der Bundesliga haben die fünf Vereine, die in der kommenden Saison in der Champions League spielen, 300 Millionen Euro ausgegeben, also zwei Drittel des Volumens. Dabei gaben der FC Bayern und Borussia Dortmund das meiste Geld aus, gefolgt vom VfL Wolfsburg. Den größten Gewinn machte bislang dank Brighton and Hove Albion der 1. FSV Mainz 05.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) stellte zudem folgende Entwicklungen fest:
Angriff der Abgehängten
FC Bayern München, Manchester United, FC Chelsea, Atlético Madrid oder Olympique Lyon - mit den Meistertiteln in ihren Heimatligen hatten diese Schwergewichte in der vergangenen Saison nichts zu tun. Was machen sie also? Kaufen ein. Alle fünf haben weit mehr als 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Atlético etwa holte für über 70 Millionen Euro Fixpreis den argentinischen Weltmeister Julián Alvarez. Die Bayern gaben allein für den Portugiesen João Palhinha und den Franzosen Michael Olise zusammen mehr als 100 Millionen Euro Ablöse aus.
Saudi-Arabien nur in einer Nebenrolle
Im Sommer 2023 gaben die Vereine der Saudi Pro League insgesamt fast eine Milliarde Euro für neue Spieler aus. Aktuell sind es bislang nicht mal 200 Millionen Euro. Der bisherige Top-Transfer dieses Sommers ist der des ehemaligene Leverkuseners Moussa Diaby, der für 60 Millionen Euro von Aston Villa zu Al-Ittihad gewechselt ist.