Streit um DFL-Investor Neuendorf appelliert - 50+1-Regel ernst nehmen
DFB-Präsident Bernd Neuendorf betont in der Debatte um den Investoreneinstieg in der DFL die Bedeutung der 50+1-Regel. Sie sei "Garant für die Akzeptanz unseres Sports".
"Ich verfolge die Diskussionen über einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL auch deshalb mit Sorge, weil allein der Verdacht, es könnte in diesem Zusammenhang zu einem Verstoß gegen die 50+1-Regel gekommen sein, die Reputation des Fußballs in Deutschland gefährdet", sagte Neuendorf am Freitag (16.02.2024) der Deutschen Presse-Agentur.
Die 50+1-Regel, die im Kern eine Stimmenmehrheit von Investoren an den Kapitalgesellschaften von Vereinen verhindert, sei in den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes und der DFL festgeschrieben. "Und wir sollten die eigenen Statuten sehr ernst nehmen", appellierte Neuendorf.
Fragwürdige Rolle von Martin Kind
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Profiklubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte.
Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungs-Ergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass Kind mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen haben könnte. Kind selbst hat sich zu seinem Votum nicht geäußert und gesagt: "Nach meiner Einschätzung ist alles korrekt gelaufen."
Zuletzt hatten sich einige Vereine für eine Neuabstimmung ausgesprochen, am Freitag kamen der FC St. Pauli und Borussia Mönchengladbach hinzu.
Hannovers Stammverein fordert mehr Einsatz vom DFB
Der Stammverein von Hannover 96 forderte zudem den DFB auf, eine Führungsrolle einzunehmen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme schrieben Vorstand und Aufsichtsrat des e.V.: "Es muss sichergestellt werden, dass das Weisungsrecht der Muttervereine zukünftig uneingeschränkt gewährleistet ist und Fragen zur 50+1-Regel in erster Linie Fragen sind, die von den Muttervereinen zu beraten und zu entscheiden sind, und nicht mehr durch die DFL, denn die 50+1-Regel dient dem Schutz der Muttervereine."
Neuendorf forderte nun die DFL in dem Prozess zur strikten Einhaltung der Statuten auf. "In meinen Augen ist die 50+1-Regel eine zentrale sportpolitische Norm des Fußballs in unserem Land. Die 50+1-Regel ist die Garantie dafür, dass die Bundesliga nicht zu einem Spielball der Investoren wird und der Garant für die Akzeptanz unseres Sports in der Gesellschaft. Und das ist mehr wert als jeder noch so potente Geldgeber", sagte der 62-Jährige und ergänzte: "Wir alle wollen den Fußball weiterentwickeln – auch wirtschaftlich. Aber das muss mit Augenmaß geschehen."