Nübel, Atubolu, Weiner Deutsche Torhüter in der Bundesliga: Was kommt nach Neuer?
Manuel Neuer hat seinen Platz im Tor der Nationalmannschaft geräumt, Marc-André ter Stegen gilt als logischer Nachfolger für mindestens zwei Jahre. Welche deutschen Torhüter mit Perspektive bietet die Bundesliga?
Seit 2011 spielt Manuel Neuer nun schon beim FC Bayern. Da kommt es selten vor, dass es noch Premieren gibt. Aber am Sonntag (25.08.2024) steht eine an. Wenn die Münchner beim VfL Wolfsburg in die Bundesliga starten, wird Neuer erstmals als Profi der Bayern kein Nationalspieler mehr sein.
Zur Frage, wer sein Nachfolger als Nummer eins in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sein wird, hat sich Bundestrainer Julian Nagelsmann noch nicht geäußert. Alles andere als die Antwort "Marc-André ter Stegen" wäre eine sehr große Überraschung und würde vom Torwart des FC Barcelona vermutlich als Affront empfunden werden. Seit mehr als einem Jahrzehnt nimmt ter Stegen die Rolle als Ersatzmann klaglos hin. Die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko als Nummer eins wäre eine Entschädigung und Belohnung. Voraussetzung für die Zusage Nagelsmanns wird sein, dass der 32 Jahre alte ter Stegen sein Niveau hält.
Länderspiele im September
Künftig wird deshalb auch von der Öffentlichkeit bei ihm noch genauer hingesehen werden, beim Verein und auch in den Länderspielen, von denen das nächste als Partie in der Nations League am 7. September in Düsseldorf gegen Ungarn ansteht. Am Donnerstag (29.08.2024) wird der Bundestrainer den Kader bekannt geben, und es wäre eine Überraschung, wenn zwei der mindestens drei Torhüter nicht ter Stegen und Alexander Nübel hießen.
Der Torwart des VfB Stuttgart war schon im vorläufigen Kader für die Europameisterschaft und wurde dann doch gestrichen, obwohl Nagelsmann zuvor angekündigt hatte, vier Torhüter im Basisquartier in Herzogenaurach zu versammeln. Am Sitz eines Großsponsors In der fränkischen Kleinstadt trifft sich die Nationalmannschaft auch für die beiden Spiele in der Nations League gegen Ungarn und in den Niederlanden (Dienstag, 10.09.2024).
Neue Chancen für die älteren Baumann, Trapp und Leno?
Die Frage, wen Nagelsmann als dritten und vielleicht sogar vierten Torhüter nominieren wird, ist deutlich spannender als vor anderen Länderspielen. Beruft er Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim, der bei der EM dabei war, aber schon 34 Jahre alt ist? Bekommen eventuell Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt, 34) oder Bernd Leno (FC Fulham, 32) wieder eine Chance?
Oder gibt der Bundestrainer einen deutlichen Hinweis darauf, welchem jungen Torwart er außer Nübel (27) perspektivisch zutraut, eine Position zu besetzen, auf der die deutsche Nationalmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten so stark besetzt war wie auf keiner anderen? Wer käme infrage?
Von den Bundesligisten, die in der Champions League vertreten sind, haben zwei einen deutschen Stammtorhüter: die Bayern mit Neuer und der VfB mit Nübel. Die Torhüter der sonstigen Europapokalteilnehmer sind älter als 30, außer Trapp und Baumann zählt noch Kevin Müller vom 1. FC Heidenheim dazu.
Nur wenige junge deutsche Torhüter in der Liga
Nur wenige Vereine aus der Bundesliga setzen auf Stammtorhüter, die 25 Jahre alt oder jünger sind. Zu ihnen gehört der SC Freiburg mit Noah Atubolu (22). Christian Streich schenkte dem Torwart der deutschen U21 schon in der vergangenen Saison das Vertrauen, auch wenn Atubolu sich einige Fehler leistete. Der neue Trainer Julian Schuster setzt weiterhin auf Atubolu als Nummer eins, auch wenn der zumindest für den Bundesligaauftakt am Samstag gegen Nübel und den VfB Stuttgart nach einer Blinddarmoperation ausfallen wird.
Florian Müller (26) wird daher gegen seinen ehemaligen Verein im Tor der Freiburger stehen. Er wäre theoretisch auch für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt, genau wie Michael Zetterer (Werder Bremen, 29), Robin Zentner (1. FSV Mainz 05, 29), Patrick Drewes (VfL Bochum, 31), Finn Dahmen (FC Augsburg, 26, kämpft nach Verletzung um Nummer eins), Moritz Nicolas (Borussia Mönchengladbach, 26, vorläufig Nummer zwei) und der mit 25 Jahre noch recht junge Timon Weiner, der mit Holstein Kiel in die Bundesliga aufstieg.
Urbig das große Talent aus der 2. Liga
In der 2. Liga spielt mit Marvin Schwäbe (29) ein Torhüter, der in den vergangenen beiden Saisons so starke Phasen hatte, dass er realistisch auf eine Berufung in die Nationalmannschaft hoffen durfte. Inzwischen hat er aber sogar seinen Status als Nummer eins beim 1. FC Köln verloren. Jonas Urbig, gerade erst 21 Jahre alt geworden und von der SpVgg Greuther Fürth ins Rheinland gewechselt, steht jetzt bei den Kölnern im Tor. Er gehört zum Kader der U21 und wird als sehr großes Talent gehandelt.
Die Daten der abgelaufenen Saison zeigen bei den abgewehrten Torschüssen einen sehr starken Wert bei Weiner, da noch mit Kiel in der 2. Liga. Atubolu weist mehr als zehn Prozentpunkte weniger auf, dafür vereitelte er ein Drittel aller Großchancen des Gegners.
Name | Großchancen vereitelt (in %) | Torschüsse abgewehrt (in %) |
---|---|---|
Atubolu | 33 | 65,5 |
Zentner | 33 | 65,2 |
Zetterer | 31 | 71,5 |
Weiner | 27 | 75,7 |
Nübel | 26 | 67,9 |
Dahmen | 26 | 68,1 |
Urbig | 20 | 69,2 |
Nicolas | 18 | 70,5 |
Die Daten bieten maximal einen Anhaltspunkt, denn etwa über die Qualität der Torschüsse (Winkel, Distanz) sagen sie nichts aus. Weitere, hier nicht aufgeführte, Parameter wie "angekommene Pässe" und "abgefangene Flanken" haben ebenfalls nur geringe Aussagekraft, weil dabei berücksichtigt werden müsste, wie ein Trainer spielen lässt. Baut der Torwart über flache, scharfe Pässe mit auf? Schlägt er meistens den Ball hoch nach vorne? Kommen die Gegner zu vielen Flanken, weil der Trainer vor allem Wert darauf legt, das Zentrum dichtzumachen?
Den besten Eindruck von einem Torhüter erhält, wer ihn über einen längeren Zeitraum im Spiel beobachtet. Bei Nübel und Atubolu wird es nach Neuers Rücktritt noch ein bisschen interessanter.