Spielabbruch verhindert Nervenstarke Bochumer ziehen Stuttgarts Stecker
Zäher erster Durchgang, dann beinahe der Spielabbruch - und danach jubelnde Bochumer. Der VfL Bochum hat in der Fußball-Bundesliga den VfB Stuttgart geschlagen.
Bochum hatte an einem chaotischen Samstagnachmittag (20.01.2024) im Ruhrstadion am Ende die stärkeren Nerven als der VfB. Die Gastgeber setzten sich mit 1:0 (0:0) dank des Treffers von Matus Bero (50. Minute) durch.
"Ich habe da relativ wenig Verständnis", sagte Bochums Trainer Thomas Letsch am ARD-Mikrofon über die Umstände, die beinahe zum Spielabbruch geführt hätten. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass so ein Spiel abgebrochen wird wegen so einer unnötigen Aktion." Sein Gegenüber Sebastian Hoeneß war ebenfalls wenig erfreut über die Vorgänge auf den Rängen: "Am Ende des Tages geht es darum, dass wir Fußballspielen und nicht so ein Bild entstehen lassen, wie wir es haben entstehen lassen."
Stuttgart-Fans provozieren beinahe Spielabbruch
Nur fünf Minuten vor dem entscheidenden Treffer hatte in der Schwebe gehangen, ob das Spiel überhaupt fortgesetzt werden konnte. Denn Nennenswertes gab es erstmal nur auf den Rängen. Die Partie wurde schon früh kurz unterbrochen (13.) - die Fans protestierten gegen den Investorendeal der Deutschen Fußball Liga (DFL) und warfen Schokotaler aufs Feld.
Darüber hinaus wurden Zaunfahnen gezeigt, die im Gäste-Block zeitweise Fluchttore und Rettungswege versperrten. Beide Hälften des Spiels wurden mit Verzögerung angepfiffen.
Vor dem zweiten Durchgang wurden die VfB-Ultras aufgefordert, ein solches Banner abzuhängen, doch sie weigerten sich etwa 40 Minuten lang. Nach vergeblichen Auftritten von Stuttgart-Trainer Sebastian Hoeneß und Lizenzspieler-Chef Christian Gentner vor der Kurve machten sich Ordnungsamt und Feuerwehr auf den Weg, um die Lage zu beurteilen.
Wenig später wurde der Ball dann tatsächlich doch noch auf den Anstoßpunkt gelegt. Und der zweite Durchgang konnte von Schiedsrichter Bastian Dankert angepfiffen werden.
Bochum piesackt Stuttgart mit Manndeckung
Zuvor hatten die Fans in Hälfte eins eine klare Rollenverteilung gesehen. Der VfL setzte auf Manndeckung und war bemüht, den Gäste-Spielaufbau früh zu stören. Zum ersten Mal in dieser Saison agierte Bochum mit der Vierer-Abwehrkette Bernardo, Erhan Masovic, Noah Loosli und Tim Oermann - das funktionierte gut. Stuttgart gab in Hälfte eins immerhin sechs Torschüsse ab, strahlte gegen kompakte Hausherren aber kaum mal echte Gefahr aus.
Es war viel Stückwerk, Unterbrechungen wegen 19 Fouls - nur im ersten Abschnitt - erstickten den Spielfluss. Bochums Bernardo (36.), der durch die Gelbe Karte im nächsten Spiel beim BVB zuschauen muss, sowie Philipp Förster (42.) langten ordentlich hin und wurden vor der Pause verwarnt. Doch auch Stuttgarts Atakan Karazor kam zu spät (35.), er wird wegen der folgerichtigen Gelben in der Partie gegen Leipzig passen müssen.
Bochums Bero überrumpelt VfB nach langer Unterbrechung
Es folgte die extrem lange Pause wegen des um 40 Minuten verzögerten Wiederanpfiffs. Diese verkrafteten die Bochumer besser: Es dauerte nicht lange, bis Bero nach einem Fehlpass von Angelo Stiller mit dem erst zweiten VfL-Abschluss nach Vorlage von Antwi-Adjej zur Führung traf.
Das Spiel wurde im Nachgang offener, Stuttgart berappelte sich. Stiller leistete sich einen Fehlschuss im Fünfmeterraum (61.), Deniz Undav traf den Pfosten (77.). Auf der Gegenseite hätte für die auf Konter lauernden Bochumer Antwi-Adjej beinahe erhöht. Doch sein Abschluss flog am Tor vorbei (70.), ebenso wie der von Bero in der Schlussphase (81.).
Gegen Ende drückte Stuttgart nochmal, VfL-Torwart Manuel Riemann parierte glänzend gegen Waldemar Anton (85.). Bochum verrichtete enorme Laufarbeit, riss über sechs Kilometer mehr ab als der VfB, der trotz seiner 17 Torschüsse verzweifelte. Der VfL kämpfte energisch - und nahm am Ende den Sieg mit.
VfB empfängt Leipzig, Bochum im Derby gegen BVB
Für Stuttgart steht am 19. Spieltag eine Partie gegen einen Konkurrenten um die internationalen Plätze an. Dann empfangen die Schwaben RB Leipzig (Samstag, 27.01.24, 15.30 Uhr). Der VfL Bochum muss im "kleinen Revierderby" bei Borussia Dortmund bestehen (Sonntag, 17.30 Uhr).