Kaum Durchschlagskraft Pleite gegen Bremen - die Bayern verlieren an Boden
Der FC Bayern scheint im Fernduell mit Bayer Leverkusen die Nerven zu verlieren. Am Sonntag kassierten die Münchener in der Fußball-Bundesliga eine blamable 0:1 (0:0)-Pleite gegen Werder Bremen vor den eigenen Fans.
Das Tor des Tages erzielte Mitchell Weiser (59. Minute). Damit liegen die Bayern nun schon sieben Zähler hinter dem Tabellenführer aus dem Rheinland. Bayern-Coach Thomas Tuchel erteilte Diskussionen über den Titelkampf allerdings eine Absage: "Es ist noch sehr früh, wir haben noch nicht mal unsere Hinrunde beendet, deshalb ist es viel zu früh."
Nach dem 3:0 in der Vorwoche gegen Hoffenheim gingen die Bayern mit der klaren Forderung eines Pflichtsiegs auch in die Partie gegen den Tabellen-14. aus dem Norden. Thomas Tuchel hatte sein Team nur auf einer Position geändert: Kingsley Coman durfte für Thomas Müller in der Startelf ran. Was für Nationalspieler Leon Goretzka bedeutete: Er musste erneut Raphael Guerreiro im Mittelfeld den Vortritt überlassen.
Werder kontert brandgefährlich
Doch der SV Werder dachte gar nicht daran, sich frühzeitig mit der Rolle des Zuschauers zufriedenzugeben. Die Mannschaft von Trainer Ole Werner stand zwar hinten sicher und kompakt, beackerte die Bayern aber auch schon hoch im Mittelfeld und nutzte jede sich bietende Gelegenheit zum Konter.
"Die Mannschaft hat Herausragendes geleistet. Wir haben insgesamt sehr leidenschaftlich verteidigt, von den Stürmern angefangen bis zum Torwart", lobte Werder-Coach Ole Werner am Sportschau-Mikro.
Mit Wandspieler Nick Woltemade in der Spitze hatte man einen exzellenten Zielspieler, der die Bälle gut festmachte und bei Bedarf auf den pfeilschnellen Sturmpartner Justin Njinmah ablegte.
VAR-Eingriff - Tor von Bremens Njinmah zählt nicht
Ein solcher Gegenangriff brachte den Bremern nach einer knappen halben Stunde die vermeintliche Führung: Njinmah war von Romano Schmid steil geschickt worden und behielt vor Manuel Neuer die Nerven. Am Keeper vorbei schoss er cool zum vermeintlichen 0:1 ein. Doch Schiri Marco Fritz, der erst hatte weiterspielen lassen, ließ sich vom VAR umstimmen und entschied: In der Szene zuvor hatte Werders Jens Stage regelwidrig gegen Jamal Musiala gearbeitet. Der Treffer wurde zurückgenommen.
Erstaunlich: Die Bayern, die unter der Woche ein Trainingslager in Portugal abgehalten und dort laut Tuchel "super trainiert" hatten, brachten im ersten Abschnitt - trotz optischer Überlegenheit - bis auf einen Sané-Abschluss (übers Tor) in der 23. Minute keine echte Torchance zustande.
Joshua Kimmich: "Haben nicht alles getan, um das Spiel zu gewinnen."
"Insgesamt war unser Spiel viel zu statisch. Wir haben nicht das Gefühl gehabt, dass wir begreifen um was es im Moment geht - in dieser Phase der Saison. Heute haben wir nicht alles getan, um dieses Spiel zu gewinnen", gab sich Joshua Kimmich selbstkritisch gegenüber der Sportschau.
Weiser schockt die Bayern
Im zweiten Abschnitt würde Werder dem hohen Aufwand Tribut zollen müssen - so dachte man. Doch weit gefehlt. Die Bremer beackerten den Favoriten, der zunehmend behäbig schien, weiter mit erstaunlicher Intensität. Man durfte bald feststellen: Werder war das bessere Team im Münchner Fußballtempel.
Und die Norddeutschen wurden dann auch endlich belohnt: In der 59. Minute forderte der starke Weiser auf der rechten Außenbahn Alphonso Davies zum Tanz. Der Bremer kam vorbei, legte sich die Kugel noch auf links und drosch den Ball über die Fäuste von Manuel Neuer hinweg zum 0:1 in die Maschen.
Münchner Dreierwechsel bringt nicht viel
Tuchel reagierte: Brachte Goretzka, Müller und Mathys Tel. Joshua Kimmich, Guerreiro und Davies mussten runter. Wenig später hatte Harry Kane den Ausgleich auf dem Kopf. Sein Ball in der 75. Minute rutschte nach Ablage von Goretzka aber knapp am linken Pfosten vorbei ins Aus.
Die Zeit lief den Bayern jetzt davon. Man schnürte die Bremer ein, wie beim Handball wanderte die Kugel um den Strafraum der Gäste herum. Allein: Es fehlte die entscheidende Aktion, der entscheidende Pass in die Tiefe, das entscheidende Dribbling, der Erfolg bringende Fernschuss.
Trainer Tuchel: "Uns hat alles gefehlt, was Fußball ausmacht"
Tel scheiterte in der 87. Minute mit seinem Versuch noch am Pfosten, schoss eine Minute später aussichtsreich vorbei - das war's. Der FC Bayern hatte die Partie verloren. Und damit also sieben Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen (bei einem Spiel weniger) in den Rucksack gepackt.
Bayern-Coach Tuchel ging am Sportschau-Mikro nach der Partie hart mit seiner Mannschaft ins Gericht: "Wir haben nicht ausgeschaut wie eine Mannschaft, die unbedingt gewinnen will. Uns hat alles gefehlt, was Fußball ausmacht: Tempo, Leidenschaft, Biss, Feuer in der Mannschaft. Das war viel zu wenig."
Die Münchner sind am kommenden Spieltag beim FC Augsburg zu Besuch (Samstag, 27.01.2023 um 15.30 Uhr). Bremen ist zur zur selben Zeit gegen Freiburg im Einsatz.