Mitreißendes Topspiel Bayern-Frust nach Leverkusener Last-Minute-Elfer
Ein mitreißendes Topspiel in der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und Bayer Leverkusen findet keinen Sieger: Nach turbulenten 90 Minuten holte sich die "Werkself" am Freitagabend (15.09.2023) dank eines Last-Minute-Tores beim 2:2 (1:1) einen Punkt. Die Bayern haderten anschließend mit der Schiedsrichterleistung.
Die ersten 45 Minuten boten schon allerhöchsten Unterhaltungswert, in der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst hatte Nationalspieler Leon Goretzka in der 84. Minute den Meister scheinbar auf die Siegerstraße gebracht.
Doch die Leverkusener schlugen zurück: Ein verwandelter Elfmeter von Exequiel Palacios in der vierten Minute der Nachspielzeit nach Foul an Jonas Hofmann sicherte den Leverkusenern das Remis. Die vermeintlich erneute Bayern-Führung noch später in der Nachspielzeit durch Dayot Upamecano zählte wegen Abseits nicht.
Trainer Xabi Alonso lobte die Mentalität seiner Mannschaft. "Es war nicht einfach, nach dem zweiten Tor zurückzukommen", sagte der Baske.
"Zweimal hier zurückzukommen, verdient Respekt", sagte Leverkusens Mittelfeldakteur Granit Xhaka. "Es ist noch sehr früh, so groß zu reden, aber wir haben wirklich ein gutes Spiel gezeigt."
Bayer Leverkusen, ein Titel-Konkurrent
Das Spitzenspiel hielt alles, was es versprach: hohes Tempo, spektakuläre Paraden und eben dramatische Schlussminuten. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Den Münchnern ist in Bayer Leverkusen in dieser Saison tatsächlich ein sehr ernstzunehmender Konkurrent um die deutsche Meisterschaft erwachsen.
"Für uns auf dem Platz war es intensiv. Hohes Niveau für die Zuschauer, es ist ein geiler Freitagabend", sagte Leverkusens Jonas Hofmann. "2:2 ist vom Ergebnis verdient, wir hätten vor der Halbzeit noch ein Tor machen müssen, hatten aber auch Glück", meinte Bayern-Routinier Thomas Müller nach dem umkämpften Duell.
Für beide Teams waren es die ersten Verlustpunkte der Saison. Leverkusen bleibt an der Tabellenspitze. Erster Verfolger am Vorabend des Oktoberfestbeginns: der FC Bayern.
Schwungvoller Beginn der Bayern
Die Bayern starteten vor ausverkaufter Arena schwung- und druckvoll und waren von Beginn an hellwach. Zwangsläufig gingen sie früh in Führung. Eine scharfe Ecke von Leroy Sané verlängerte Edmond Tapsoba ungewollt an den zweiten Pfosten. Dort hatte Granit Xhaka Harry Kane aus den Augen verloren. Der neue Goalgetter der Münchner nickte aus kurzer Distanz ein - 1:0.
Die so fulminant in die Saison gestarteten Leverkusener hatten auch nach dem Gegentor zunächst Mühe, sich dem Bayern-Wirbel zu entziehen. Erst als die Münchner nach 20 Minuten durchschnauften, kam die "Werkself" besser ins Spiel und prompt zum Ausgleichstor, ebenfalls durch einen Standard.
Grimaldos Traum-Freistoß genau im Eck
Bayers Neuzugang Alejandro Grimaldo zirkelte einen Freistoß aus knapp 20 Metern zentraler Position wunderschön ins rechte obere Eck - keine Chance für FCB-Keeper Sven Ulreich. Zuvor war Grimaldo selbst von Thomas Müller gefoult worden.
Der Leverkusener Ausgleichstreffer zeigte Wirkung. Bayer spielte nun viel mutiger. So entwickelte sich ein rasantes Spitzenspiel auf absolutem Top-Niveau, in dem sich Leverkusens Shootingstar Victor Boniface mehrmals super in Szene setzte, aber entweder kein Abschlussglück hatte oder am starken Ulreich scheiterte.
Leverkusens Hradecky mit sensationellen Paraden
Auf der anderen Seite zeigte auch Leverkusens Keeper seine Klasse. Lukáš Hrádecký parierte ganz stark die Kopfbälle von Müller und Goretzka und hatte auch die Hand gegen Gnabrys Flachschuss dran. Ein 3:3 zur Pause wäre durchaus drin gewesen.
Ganz so turbulent ging es nach der Pause nicht weiter. Womöglich ließen beim einen oder anderen auf dem Feld wegen der Länderspieleinsätze zur Wochenmitte die Kräfte nach. Tuchel reagierte früh, brachte nach einer Stunde Jamal Musiala und Noussair Mazraoui für Joshua Kimmich und Thomas Müller.
Strafstoß-Entscheidung: Bayern hadert, für Leverkusen "ganz klar"
Mehr Sicherheit, weniger Risiko - so ging es in der zweiten Halbzeit zunächst weiter. Es folgten weitere Wechsel und eine wieder packende Schlussphase unter anderem mit Wirtz' Pfostenschuss (78.). Dann traf Goretzka nach hervorragender Vorarbeit von Mathys Tel, ehe Alphonso Davies den Strafstoß verursachte, der anschließend für Diskussionen sorgte.
Der Elfmeter sei "supersoft" gewesen, meinte Trainer Thomas Tuchel pikiert. Müller ergänzte: "Wenn diese Szenen Elfmeter sind, werden wir auf jeden Fall ein paar mehr Elfmeter erleben in dieser Saison, bei denen sich einige Manager und Trainer und andere Beteiligte aufregen werden."
Die Bayern ärgerte, dass sich der Videoassistent einschaltete, nachdem Schiedsrichter Daniel Schlager auf Weiterspielen entschieden hatte. "Es ist viel zu wenig, als dass der VAR eingreift", sagte Tuchel.
Für den gefoulte Leverkusener Jonas Hofmann war es dagegen "ganz klar" ein Elfmeter: "Ich stelle meinen Körper zwischen Gegner und Ball. In dem Moment verpasst er mir unten einen Schlag." So gebe es keinen Zweifel, dass es ein Elfmeter war.
Schiedsrichter Schlager: "Evidentes Bild"
Schlager selbst erklärte am Sportschau-Mikrofon, er habe die Situation zunächst nicht wahrgenommen. Dann sei die Info vom Videoassistenten gekommen. "Daraufhin bin ich nach draußen gegangen, habe mir die Szene nochmal angeschaut und dann wurde mir schnell klar, dass sich die Beschreibung des Videoassistenten auch mit den Bildern deckt", so Schlager.
Davies habe Hofmann an der Wade getroffen, der sei dann auch weggeknickt. Das sei für ihn ein "evidentes Bild" gewesen "und deshalb auch Strafstoß".
Bayern gegen Bochum, Leverkusen empfängt Heidenheim
Nun stehen in der Bundesliga leichtere Gegner für beide Teams an. Der FC Bayern trifft nach dem Champions-League-Duell gegen Manchester United am Mittwoch am kommenden Liga-Spieltag auf den VfL Bochum (Samstag, 23.09.2023 um 15.30 Uhr). Bayer spielt erst am Donnerstag in der Europa League gegen BK Häcken, dann am Sonntag vor heimischer Kulisse gegen Heidenheim (15.30 Uhr).