Emotionaler Sieg in Freiburg Doppelter Hummels - BVB schöpft Mut nach Befreiungsschlag
Es war ein Auf und Ab der Gefühle, aber am Ende pure schwarz-gelbe Freude: Borussia Dortmund hat seine Startkrise in der Fußball-Bundesliga mit einem 4:2 (1:2)-Sieg beim SC Freiburg beendet. Dafür sorgte am Samstag (16.09.2023) vor allem ein Doppelpack von Mats Hummels. Der BVB schaut nun zuversichtlicher auf die schwierige Champions-League-Partie bei Paris Saint-Germain.
Nach dem 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim trotz einer 2:0-Führung war in der gesamten Länderspielpause mächtig Druck auf dem Dortmunder Kessel - und dass das Rauschen beim BVB nicht noch heftiger wurde, lag am Abwehrchef. Hummels überzeugte in der Verteidigung mit 68 Prozent gewonnenen Zweikämpfen und mehreren erfolgreichen Grätschen in brenzligen Situationen, im Spielaufbau mit fast 90 Prozent angekommener Pässe - aber am wichtigsten waren seine beiden Treffer.
Terzic über Hummels: "Richtig guter Job"
Der Verteidiger habe einen "richtig guten Job gemacht", hob BVB-Coach Edin Terzic die Leistung von Hummels heraus. "In dem Spiel war es so, dass wir die Führung aus der Hand gegeben und die Struktur und den Kopf so ein bisschen verloren haben", sagte Terzic. "Das Learning war, dass in so einer Phase jemand wie Mats Hummels einer Mannschaft richtig guttun kann, um die Positionsdisziplin und die Pässe einzufordern."
Vor allem tat Hummels den Dortmundern auch wegen seiner Treffer gut: Erst brachte der 34-Jährige sein Team mit 1:0 in Führung (11.), dann sorgte er kurz vor Schluss mit seinem 3:2 für die Erlösung (88.), ehe Marco Reus die Partie endgültig entschied (90.+2). Lucas Höler (45.+2) und Nicolas Höfler (45.+6) hatten in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit das Spiel in Richtung Freiburg gedreht, Donyell Malen (60.) sorgte für den Ausgleich. In der Schlussphase nutzte Dortmund sein Überzahlspiel nach der Roten Karte gegen Höfler (82., grobes Foulspiel).
BVB-Trainer Terzic und SC-Trainer Streich mit unterschiedlichen Sichtweisen
Obwohl der BVB erneut nach eigener Führung verkrampfte, nahm Trainer Terzic positive Erkenntnisse mit nach Hause. Im Sportschau-Interview sagte er, man habe gesehen, "wir können uns aufeinander verlassen, egal welche Rückschläge es gibt. Wir können noch einmal zurückkommen".
Terzic sprach von einem verdienten Dortmunder Sieg, was Freiburgs Coach Christian Streich gänzlich anders sah. "Das Ergebnis ist verrückt. Denn das, was auf dem Platz war, entspricht in keinster Weise dem Ergebnis. Die Mannschaft hat alles abgearbeitet, wir haben so viele Zweikämpfe gewonnen, wir waren da, wir haben Torchancen gehabt."
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl blickt nach dem Erfolg jedenfalls zuversichtlicher auf die schwierige Champions-League-Partie bei Paris Saint-Germain. "Ich würde nicht sagen, dass diese Mannschaft im Moment bei 100 Prozent ist. Dafür kann sie noch mehr", sagte der 43-Jährige nach dem hart erkämpften zweiten Saisonerfolg. "Aber ich glaube, dass wir einen richtigen Schritt nach vorne gemacht haben." In Paris müsste der Vizemeister am Dienstag sicher "eine richtig gute Leistung zeigen, um auch dort zu bestehen und in dieser schwierigen Gruppe zu bestehen", erklärte Kehl.
Dortmunds Hummels köpft sich in die Geschichtsbücher
Der BVB war das Spiel sehr aktiv angegangen und bestimmte das Geschehen. Schon recht früh wurden die Bemühungen auch belohnt. Nach einer Ecke von Julian Brandt kam Hummels völlig frei zum Kopfball, musste nicht mal hochspringen und erzielte das 1:0 für die Gäste. Freiburg zeigte in dieser Situation wieder ein Abwehrverhalten wie vor der Länderspielpause, als es ein 0:5 beim VfB Stuttgart gegeben hatte.
Für Hummels war der erste Saisontreffer derweil ein ganz besonderer in der Bundesliga-Historie. Der Weltmeister von 2014 traf damit in den vergangenen 16 Jahren in jeder Spielzeit - das war vor ihm nur fünf anderen Spielern gelungen. Unter anderem Michael Zorc, der vor kurzem noch Hummels' Sportdirektor in Dortmund war.
Freiburg schlägt in der Nachspielzeit doppelt zu
Freiburg zeigte aber durchaus eine Reaktion auf den erneuten Rückschlag und tauchte nun häufiger in der Offensive auf. Die vorerst beste Chance auf den Ausgleich vergab Michael Gregoritsch, der sich im Luftkampf gegen Hummels durchsetzte, aber knapp das Tor verfehlte (16.). Noch enger wurde es für den BVB, als Philipp Lienhart mit einem Volleyschuss den Außenpfosten traf (31.), auch bei dem Versuch von Ritsu Doan knapp über das Tor fehlte nicht viel (40.).
Kurz vor der Halbzeitpause belohnten sich die Freiburger dann doch noch. Vincenzo Grifo, der aufgrund einer Verletzung von Gregoritsch früh in die Partie kam, schlug eine tolle Flanke aus dem Halbfeld und Höler ließ den Ball über den Kopf ins lange Eck zum 1:1 rutschen. Doch das war es noch nicht: Grifo flankte kurz darauf per Freistoß wieder punktgenau und diesmal war Höfler mit dem Kopf zur Stelle - die Freiburger Wende innerhalb von vier Minuten in der Nachspielzeit.
BVB muss reagieren - und macht das auch
Vor der Länderspielpause hatte Dortmund bereits gegen den 1. FC Heidenheim (2:2) einen Vorsprung leichtfertig verspielt und für Unruhen im Klub-Umfeld gesorgt, selbst die Stellung von Trainer Terzic war infrage gestellt worden. Er sei ein Stück weit "erleichtert", sagte Kehl nach dem Sieg. "Wir wussten, dass wir heute schon auch liefern müssen."
Das tat der BVB - nachdem er wieder eine Führung abgegeben hatte und in der zweiten Halbzeit ein Comeback brauchte. Entsprechend machten die Dortmunder Druck und hatten nach langer Zeit auch wieder eine Möglichkeit. Julian Brandt kam nach einem Fehler von Höfler zum Abschluss, das anvisierte lange Eck verfehlte sein Rechtsschuss aber knapp (54.). Aus einer ähnlichen Position machte es dann Donyell Malen besser, der flach verwandelte (60.). Die Vorlage zum 2:2 kam von Niclas Füllkrug, der kurz vorher erst eingewechselt worden war.
Blackout von Höfler hilft Dortmund
Der Ausgleich sorgte jedoch erneut für einen Bruch im Dortmunder Spiel, Freiburg stürmte wieder und arbeitete an der erneuten Führung. Gregor Kobel verhinderte die aber bei einem gewaltigen Schuss von Höler aufs kurze Eck (70.).
Und dann sorgte ein Freiburger dafür, dass der eigene Sturmlauf beendet wurde: Höfler bohrte Marcel Sabitzer die Stollen seitlich ohne Chance auf den Ball ins Bein und sah dafür zu Recht die Rote Karte (82.). Die Gastgeber waren in Unterzahl und der BVB hatte nochmal die große Chance auf die Wende.
Und die nutzte erneut der in der Defensive und Offensive überragende Hummels. Nach einem Freistoß von Reus behielt der Abwehrchef die Übersicht und stocherte den Ball zum umjubelten 3:2 für die Dortmunder ins Tor (88.). Für die Entscheidung sorgte fünf Minuten später Reus (90.+2). Und nun sieht die BVB-Ausbeute nach vier Spielen mit acht Punkten doch ganz ordentlich aus.
BVB gegen Wolfsburg, Freiburg in Frankfurt
Für die Dortmunder geht es am Dienstag gegen Paris Saint-Germain und daraufhin am 5. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 23.09.2023 um 15.30 Uhr) weiter. Das Team aus Freiburg trifft einen Tag später auf die Eintracht (17.30 Uhr).