Nach dem Sieg gegen Hertha BSC Schalke 04 - ein Lächeln im Abstiegskampf
Der FC Schalke 04 hat sich mit einem spektakulären Befreiungsschlag gegen Hertha BSC wieder zurückgemeldet. Der Bundesliga-Klassenerhalt erscheint wieder realistischer.
Es war ein harter Kampf, der sehr viel Substanz gekostet hat. Das war an in dieser Freitagnacht (14.04.2023) vor allem an Schalkes Maskottchen Erwin zu erkennen - zumindest an dem jungen Mann, der sich Woche für Woche in das offenbar sehr warme Kostüm zwängt und dann versucht, die Fans zu animieren.
Der Erwin-Darsteller, dessen Name an dieser Stelle nicht verraten werden darf, hatte derartig nasse Haare und sah so abgekämpft aus, als habe er höchstpersönlich 90 Minuten auf dem Gelsenkirchener Rasen gegen Hertha BSC darum gekämpft, dass der FC Schalke 04 weiterhin die Chance behält, ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt zu bleiben.
Neue Hoffnung
Mit einem geradezu spektakulären und für Schalker Verhältnisse kaum für möglich gehaltenen 5:2-Torreigen besiegte die Mannschaft von Trainer Thomas Reis die Berliner im Abstiegsgipfel und verschaffte sich damit nicht nur neue Hoffnung, sondern eine konkrete Verbesserung der Ausgangslage vor den letzten sechs Bundesligapartien. Zuvor hatten die Schalker ja gerade einmal magere 21 Treffer in 27 Partien zustande gebracht.
"Wir haben unter der Woche viel miteinander geredet und wussten, dass wir was gutzumachen haben", verriet S04-Mittelfeldspieler Dominick Drexler nach den für alle Beteiligten erlösenden 90 Minuten. Schließlich hatte das überaus ernüchternde 0:2 in Hoffenheim aus der Vorwoche manch einen Sympathisanten des Klubs bereits dazu verleitet, endgültig den Glauben an die Mannschaft zu verlieren.
"Immensen Druck" auf mehrere Schultern verteilt
Die für die Schalke-Anhänger beste Erkenntnis aus diesem Abend in Gelsenkirchen: Die Spieler haben es geschafft, sich wieder aufzurichten. "Das war ein Spiel, wo jeder wusste, dass es sehr viel Druck gibt", sagte Reis. "Das frühe Tor hat uns geholfen. Und die Mannschaft war sehr selbstkritisch nach Hoffenheim."
Der Schalke-Coach hatte eigens seine erfahrenen Spieler wie Simon Terodde, Drexler, den Doppeltorschützen Marius Bülter, Marcin Kaminski oder Danny Latza aufgeboten, die in der vergangenen Saison bereits die körperlichen und mentalen Anstrengungen rund um den Aufstieg bestens verkraftet hatten, "um den immensen Druck auf mehrere Schultern zu verteilen. Und ich glaube, man kann sagen, dass das sehr gut funktioniert hat", so Reis.
Ungewohnte spielerische Leichtigkeit
Herausgekommen ist dabei die wohl beste Saisonleistung, die Hertha BSC durch eine geradezu absurd fehlerhafte Abwehrleistung noch begünstigte. Das allerdings soll die Leistung der Schalker keineswegs schmälern. Im Gegenteil. Das Reis-Team zeigte zwischenzeitlich spielerische Elemente, die es in dieser Ausprägung und Häufigkeit in der gesamten Saison noch nie gezeigt hatte.
Es entstand eine geradezu ungewohnte spielerische Leichtigkeit, die für einen derart späten und schwierigen Saisonendspurt, wie die Schalker ihn durchlaufen, alles andere als selbstverständlich ist.
Hartes Restprogramm
Vor den letzten sechs Spieltagen dürfte mit dem Sieg gegen die Berliner nun so etwas wie eine Nicht-Abstiegs-Euphorie rund um das Berger Feld entstanden sein. "Ich denke, dass wir jetzt in einer besseren Position sind. Aber diese Punktzahl wird definitiv nicht reichen. Wenn wir am letzten Spieltag noch im Rennen um den Klassenerhalt sind, dann haben wir einiges erreicht", sagte Reis.
Das Restprogramm der "Königsblauen" hat es jedenfalls in sich. Zwei Heimspielen (Bremen, Frankfurt) stehen noch vier Auswärtsspiele (Freiburg, Mainz, München, Leipzig) und Gegner der höchsten deutschen Kategorie gegenüber. Die Schalker haben wohl die schwersten Aufgaben aller sich im Abstiegskampf befindlichen Teams.
Aber das sollte an diesem Abend erstmal eine untergeordnete Rolle spielen. Nicht nur der junge Mann, der das Maskottchen Erwin vekörpert, ging trotz dieser unerfreulichen Perspektive mit einem Lächeln und einem guten Gefühl nach Hause. So etwas hatten sie bei S04 schließlich schon länger nicht mehr erlebt.